Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 125
Das ist einer der
wesentlichsten Momente für die jeweiligen Bezirke, denn dort können Sie die
unmittelbaren Bürgeranliegen erfüllen, wo sie ihre Straßen instand gehalten
haben wollen, wo sie ihre Verbesserungen geschaffen haben wollen, wo es die
Menschen in dieser Stadt wirklich berührt und sie es auch gerne spüren wollen,
dass sich die Stadt um sie kümmert. Doch in diesen Bezirksmitteln für den
Straßenbau im Topf 3 haben Sie von 8,2 auf 5,2 gekürzt. Also Sie haben
hier um 40 Prozent gekürzt. In den Mitteln, wo Sie vielleicht noch übersteuern
könnten, in den so genannten überregionalen Straßenbaumitteln, wo der Herr
Stadtrat dann die Möglichkeit hat, noch Ausgleiche zu gewähren, da haben Sie
von 10,1 Millionen auf 7,8 Millionen EUR gekürzt, also um
20 Prozent. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es wirklich besser werden
kann, wenn immer weniger Geld vorhanden ist. Das ist mir wirklich nicht
erklärlich.
Das einzig
Positive, das man hervorheben kann, ist, dass die Mittel für die MA 46
ziemlich gleich geblieben sind und dass diese Instandhaltungsmaßnahmen im
verkehrstechnischen Bereich für die MA 46 gesichert sind. Aber im
Straßenbau, in der Garagenförderung - nein!
Ganz besonders
wird es hier die gesamte Siedlungsentwicklung, die Donau City und den Nordbahnhof
treffen. All die Straßenbauentwicklungen dort werden ganz besonders leiden.
Auch die Projektierungen gehen dabei zurück. Das heißt, auch für das kommende
Jahr, nämlich für 2003, werden jetzt schon weniger Projektierungen angedacht.
Das bedeutet, dass ich dann auf der anderen Seite natürlich auch 2003 weniger
bauen kann. Also wir können uns jetzt bereits darauf einstellen, dass wir im
Tiefbaubereich weniger Ausgaben haben werden und damit auch keine Belebung in
diesem Bereich im Rahmen der Wiener Wirtschaftspolitik sehen können. Da sagen
Sie etwas anderes als die Zahlen sprechen.
Nun komme ich
zu den öffentlichen Linien. Ich rechne dem zuständigen StR Rieder hoch an, dass
er diesmal den Investitionszuschuss auch bei den WIENER LINIEN aufgenommen hat.
Das dient zur Klarheit und zur Sicherstellung, damit alle klar wissen, wie viel
die WIENER LINIEN bekommen. Aber wir haben im nächsten Jahr damit zu kämpfen,
dass wir einen öffentlichen Personennahverkehrsvertrag im letzten Gemeinderat
mit den Stimmen der SPÖ und der FPÖ genehmigt haben, der dazu führen wird, dass
es für die Leute nicht besser wird, sondern dass sich nicht nur nicht die
Angebote verbessern werden, sondern dass sie gleichzeitig auch mit Gebührenerhöhungen
rechnen müssen. Ich habe StR Rieder schon vor Monaten angeboten, eine Wette
abzuschließen, dass im nächsten Jahr die Gebühren für die WIENER LINIEN erhöht
werden. Er hat gestern hier gesagt, es wird zu keinen Gebührenerhöhungen kommen.
Meine Wette steht, ich bleibe dabei. Ich bin 100-prozentig davon überzeugt,
dass nach Ablauf der EURO-Umstellungsfrist diese Erhöhung kommen wird. Wenn sie
nicht kommt, dann werden wir mit Einschränkungen zu rechnen haben, denn die
WIENER LINIEN haben ihr Programm schon so gestaltet, dass sie sich genau auf
die Fixsumme, die sie bekommen, eingestellt haben, und der Rest ist eben nicht
da. Aha, da haben wir weniger Geld, und wenn wir weniger Geld haben, dann dünnen
wir entweder den Betrieb aus oder wir machen Fahrpreiserhöhungen. Weniger Betrieb
bedeutet, dass zum Beispiel der 5er nicht mehr zur Gänze in der Form geführt
wird, wie er noch vor einem drei viertel Jahr geführt worden ist. Der 5er ist
eine ganz, ganz wesentliche Querverbindung in dieser Stadt, die eine ganz
besondere Bedeutung hat und der von vielen Menschen angenommen wird, besonders
von Jung und Alt. (GR Godwin Schuster: Na
ja, er fährt ja doch!) Der von denen angenommen wird, die sonst die
öffentlichen Linien weniger annehmen. Ich lade Sie ein, Herr Kollege Schuster,
mit mir hinzufahren, damit Sie sehen, dass, wenn Sie um 20 Uhr 45 am
Westbahnhof stehen, keiner mehr geht und nicht glauben, er geht noch immer. (Beifall bei der ÖVP.)
Das
Schwierigste beim Verkehrsthema in Wien ist, dass es kein Verkehrsmanagement
gibt. Es gibt kein Verkehrsmanagement zwischen den Verantwortlichen der Polizei
im Bereich Verkehr, den Verantwortlichen im Magistrat für den Verkehr und den
Verantwortlichen der WIENER LINIEN. Es gibt keine Verkehrsleitzentrale, keine,
die von einer Hand geführt und gesteuert wird. Damit sind wir die letzte Großstadt
in Europa, glaube ich, die das nicht hat, die über solche Einrichtungen nicht
verfügt. In allen anderen Großstädten in Europa bekommen Sie bereits am
Stadtrand die entsprechenden Verkehrsleitsysteme, die überregional geordnet
sind, die zusammengefasst sind und wo es klare Kompetenzen gibt. Aber bei uns
gibt es selbst in der eigenen Stadt die unterschiedlichen Kompetenzen zwischen
VBgm Rieder und dem Stadtrat für Verkehr, dass die nicht einmal selbst ein
Gebiet gemeinsam planen können. Das alles auf dem Rücken der Bürgerinnen und
Bürger! Die Staus, die wir haben, haben wir diesen Planungen zu verdanken, nämlich
denen die eben nicht da sind. Das sind die Punkte, über die wir uns auch einmal
den Kopf zerbrechen sollten.
Aber heute ist
über die Prioritäten im großen Straßenbau und auch über die Prioritäten im
öffentlichen Verkehr schon sehr, sehr viel gesprochen worden. Dem kann ich mich
nur in vielen Bereichen anschließen. Im Straßenbau natürlich nicht der Meinung
der GRÜNEN, das ist keine Frage, sondern hier ganz klar, dass die Prioritäten
einmal auf den Tisch gelegt werden, wo aus der Sicht der Stadt die großen
Transversalen im Autobahnbau rund um Wien wirklich erfolgen sollen.
Aber ein Punkt ist
überhaupt noch nicht genannt worden. Ein wesentlicher Verkehrsteilnehmer ist
der Fußgänger und über diesen Fußgänger ist hier überhaupt noch nicht
gesprochen worden. Wenn Sie über Verbesserungen des Modal Split reden wollen,
dann
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