Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 125
besonders im Bereich
der Stadtentwicklung und des Verkehrs. Die U-Bahn-Investitionen liegen noch
immer 73 Millionen EUR unter dem Investitionsvolumen von 1974,
Entschuldigung 1994.
Der Straßenbau
wird im Jahr 2002 Kürzungen von 27 Millionen EUR im Vergleich zu 1994
hinnehmen müssen. Im neuen Verkehrsmasterplan fehlt ein Zeitplan für die neuen
U-Bahn-Planungen.
Herr StR
Schicker! Sie schreiben in der Einleitung zum Verkehrsmasterplan für Wien - ich
zitiere - : "Im Jahr 1994 hat die Stadt Wien zum letzten Mal ein
gesamtstädtisches Konzept erstellt. Viele der im Konzept festgelegten Grundsätze
gelten immer noch."- Ich frage Sie: Wie wollen Sie die ausständigen Maßnahmen
denn finanzieren, wenn Sie die Investitionen so drastisch senken?
Herr StR
Schicker! Erinnern Sie sich noch an die Umfahrung Breitenlee? Wenn Sie sich
erinnern, warum haben Sie meine Anfrage, meine schriftliche Anfrage vom
23. Juni dieses Jahres bis heute noch immer nicht beantwortet? - Wenn Sie
sich nicht erinnern, dann ein kleiner Tipp: Lesen Sie meine Anfrage gut durch
und veranlassen Sie endlich die notwendigen, bereits seit 1996 geplanten
Maßnahmen für die betroffenen Bürger in Donaustadt, in Breitenlee.
Aber das
könnte natürlich schwierig werden bei den Investitionskürzungen im Straßenbau.
Ich bin gespannt, wie Sie den Spagat zwischen Finanzkürzungen im Straßenbau und
Wahlversprechen schaffen werden.
Ich bleibe
auch gleich in Donaustadt, weil da geht das Gruseln weiter. Stichwort Ausbau
der S 80. Die geplante zweite Ausbaustufe der S 80, der 15-Minuten-Takt,
ist sinnlos und verschlingt geschätzte 2,5 Milliarden S. Zwei neue
Brückenbauten, nämlich eine zweite Ostbahnbrücke und eine zusätzliche über den
Donaukanal, sind dazu notwendig und helfen lediglich der ÖBB, dem
Gütertransport, und nicht den Bürgern in Hirschstetten, die rasch zu ihrer
Arbeitsstätte kommen möchten. Alle 15 Minuten ein Zug, das ist wahrlich
kein Hit. In Ihrem Masterplan liest man die geplante Fertigstellung im Jahre
2020. Das ist eine schöne lange Zeit für die Bürger, die schnell in die Stadt
wollen und arbeiten möchten.
Wenn Sie das
als die ultimative stadtplanerische Revolution ansehen, dann "Gute Nacht
Donaustadt". Und Sie ziehen dem Steuerzahler 2,5 Milliarden S
aus der Tasche.
Da kann man
natürlich schon den Eindruck haben, dass aus diesem kleinen gallischen Dorf -
Sie kennen das alle - der Planix und der Kalkulirnix hier am Werke sind.
Der 20-Minuten-Takt
der S 80 wurde ja bereits mit dem Infrastrukturministerium ausgehandelt.
Diese Kosten belaufen sich auf zirka 800 Millionen S.
400 Millionen S für die Verknüpfungsstation der U 3 Simmeringer
Hauptstraße und noch einmal zirka 400 Millionen S für die Verknüpfungsstation
der U 2 Stadlau.
Wie erklären
Sie, Herr Stadtrat, dem Bürger, dass ein 20-Minuten-Intervall 800 Millionen S
kostet, ein 15-Minuten-Takt aber 2,5 Milliarde S? - Umkehrschluss:
5 Minuten Zeitersparnis kosten 1,7 Milliarden S und das voraussichtlich
im Jahre 2020. 5 Minuten Zeitersparnis 1,7 Milliarden S Steuergeld.
Ich fordere
Sie auf, gehen Sie von diesem sinnlosen Planungsvorhaben ab und verlängern Sie
lieber die geplante U 2 um 1 Kilometer bis zur S 80 der Station
Hirschstetten. Selbst in Anbetracht der Tatsache, dass Wien überhaupt den
langsamsten und den teuersten U-Bahn-Bau im Vergleich zu anderen Städten hat,
wäre 1 U-Bahn-Kilometer, noch dazu in Hochlage und auf freiem Felde,
wahrscheinlich immer noch billiger und für die leidgeplagten Bürger in dieser
Region wesentlich effizienter. (Beifall
bei der FPÖ.)
Aber ich darf
Sie doch noch einmal daran erinnern, dass 1994 der Rechnungshof eine Fülle von
Planungsfehlern im U-Bahn-Bau festgestellt hat. Nehmen wir die U 3. Die
Strecke U 3 von Ottakring nach Simmering hat 13 Kilometer. Für diese
13 Kilometer hat man, so hat der Rechnungshof festgestellt, 16 Jahre
gebraucht und für 1 U-Bahn-Kilometer musste der Bürger
3 Milliarden S zahlen. 3 Milliarden S pro 1 U-Bahn-Kilometer!
Jetzt kann ich mir natürlich auch vorstellen, warum Sie diesem Untersuchungsausschuss,
besser Untersuchungskommission, nicht zugestimmt haben, weil da doch einiges an
Planungsfehlern und an Missständen aufgedeckt werden könnte und das wollen wir
hier nicht.
Außerdem
existiert seit 30 Jahren ein U-Bahn-Vollzugsausschuss. Haben Sie das
gewusst? Kennen Sie ihn? - Nein, wahrscheinlich nicht. Denn seit zehn Jahren
hat er nicht mehr getagt.
Dieser U-Bahn-Vollzugsausschuss
sollte nämlich auch die Kostenentwicklungen im U-Bahn-Bau unter die Lupe nehmen.
Vor zehn Jahren wurde das auf Eis gelegt und jetzt wissen Sie, meine sehr
geehrten Damen und Herren, liebe Bürger und Bürgerinnen der Stadt Wien, warum
Wien den teuersten U-Bahn-Bau im Vergleich überhaupt hat und warum sich die
Stadtregierung weigert, diesen zu senken und zu untersuchen. Peinlichkeiten
könnten herauskristallisiert werden.
Aber kommen
wir doch noch einmal zurück nach Donaustadt. Stellen Sie sich vor, man könnte
im 2-Minuten-Takt mit der U 2 von der Station S 80 Hirschstetten in
die Innenstadt gelangen! Nein, das wollen die Stadtplaner nicht. Sie verordnen
den Bürgern nämlich dort lieber ein wenig Frischluft auf dem zugigen Bahngleis.
Wer jetzt einen Parkplatz auf dem jetzigen Park-and-ride-Platz der S 80
sucht, wenn man da so von Schlagloch zu Schlagloch hüpft und keinen Parkplatz
findet und dann die S 80 verpasst und dann noch einmal 20 Minuten in
der Kälte steht - es ist wirklich eine großartige Errungenschaft um
800 Millionen S. Gratulation an den Herrn Stadtrat! Die Stadtplanung
ist wirklich unglaublich.
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