Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 125
600 Gemeindewohnungen,
das war das Angebot der SPÖ. Vorgesehen waren diese Wohnungen für Opfer von
Wohnungsspekulationen, für Ausländer, die in gesundheitsschädigenden Wohnungen
wohnen müssen, und für jene, die eine besondere soziale Indikation aufweisen.
Tatsache ist,
dass bedürftigen Menschen in nicht annähernd ausreichendem Maße jene Hilfe geboten
wird, die man von einer Partei erwarten kann, die sich gerne auf ein
sozialdemokratisches Gewissen berufen möchte. Tatsache ist, dass Opfer von
Wohnungsspekulanten erst ein Gerichtsurteil vorweisen müssen, damit sie in
solch eine Notfallswohnung eingewiesen werden können. Das dauert natürlich
Jahre, und in einem Notfall haben die Betroffenen erfahrungsgemäß nicht
jahrelang Zeit, um auf eine Einweisung zu warten.
Was das Kriterium
der gesundheitsschädigenden Wohnungen betrifft, so ist zu sagen, dass auch hier
etwas Schriftliches verlangt wird, nämlich das Attest eines Arztes darüber,
dass bereits eine Gesundheitsschädigung vorliegt, was besonders herzlos und zynisch
ist. Als ob es nicht ausreichen würde, dass die Wohnung in einem
gesundheitsgefährdenden Zustand ist, verlangt man vom Wohnungswerber schon den
Nachweis des Eintritts einer Gesundheitsschädigung!
Wenn fünf-
oder sechsköpfige Familien - ich habe mich persönlich davon überzeugt - in 30-
oder 40-Quadratmeter-Wohnungen leben müssen, dann hat das nichts mit "sozial"
zu tun, dann hat das nichts mit Integration zu tun, dann mangelt es an der
elementarsten Hilfe, die diese sozialdemokratische Stadtregierung nicht in der Lage
ist, den bedürftigen Menschen zuteil werden zu lassen.
Wir verlangen
schnellere Verfahren bei der Einweisung in Notfallswohnungen, Anerkennung von
Überbelegung als Kriterium für einen Anspruch auf eine Notfallswohnung und
selbstverständlich, dass das Kriterium der Gesundheitsgefährdung an die Stelle
von jenem der Gesundheitsschädigung tritt. Wir verlangen Taten statt Worte. Die
Ausländer in Wien haben es sich verdient, ein Mindestmaß an Sozialpolitik von
dieser Stadtregierung zu erhalten! (Beifall
bei der ÖVP sowie der GRin Nurten Yilmaz.)
Sehr geehrte
Damen und Herren von der SPÖ! Ihre Politik ist nicht nur herzlos, sie ist auch
polemisch. Speerspitze dieser Polemik ist der Wiener Integrationsfonds mit
seinem Geschäftsführer, dem es vorbehalten bleibt, immer wieder zu erklären,
wie schlecht denn Österreich mit seiner Ausländerpolitik im Vergleich zu
anderen europäischen Staaten ist und dass Österreich gar Schlusslicht in der
Ausländerpolitik ist - zuletzt wieder geschehen am 11. Oktober dieses Jahres
in einer OTS-Presseaussendung.
Richtig ist,
dass wir in Österreich mit 9,2 Prozent der Gesamtbevölkerung die höchste
Quote von ausländischen Mitbürgern im gesamten EU-Raum nach Luxemburg haben. In
Österreich leben 800 000 Ausländer legal. Wir haben in den letzten
Jahren mehr Flüchtlinge aufgenommen, als irgendein anderes europäisches Land.
Wir haben unsere Hilfsbereitschaft unter anderem mit der Aktion "Nachbar
in Not" und anderen vergleichbaren Aktionen gezeigt. Wir haben allein
370 000 jüdische Emigranten in Österreich aufgenommen.
Es bleibt der
SPÖ vorbehalten, als eine Partei, die seit dem 25. März mit absoluter
Mehrheit ausgestattet ist, mit dieser absoluten Mehrheit nicht zu regieren,
sondern mit dieser absoluten Mehrheit eine Fundamentalopposition zu betreiben,
nämlich eine Fundamentalopposition gegen die Bundesregierung. Dazu gibt es überhaupt
keinen Grund. Auch von meiner Vorrednerin angesprochene Themenkreise wie Familienzusammenführung
und Arbeitsgenehmigungen zeigen, dass ein ÖVP-Innenminister allemal eine
bessere Politik als ein SPÖ-Innenminister macht. (Beifall bei der ÖVP.)
Unter
Innenminister Strasser ist es gelungen, die Zeitdauer der
Familienzusammenführung zu reduzieren: Unter sozialdemokratischen
Innenministern musste man im Schnitt fünf Jahre darauf warten. Diese Frist
konnte unter einem schwarzen Innenminister auf zwei bis zweieinhalb Jahre
halbiert werden.
Auch was die
Arbeitsmöglichkeit, die Erleichterung des Zugangs der ausländischen Mitbürger
zum Arbeitsmarkt betrifft, gibt es einen riesigen Fortschritt, seit es einen
ÖVP-Innenminister gibt. Ich verweise auf den Integrationserlass der Bundesregierung
vom Juli 2000, mit dem es gelungen ist, 40 000 Ausländer in den
Arbeitsprozess zu integrieren, nämlich all jene, die sich schon länger als fünf
Jahre legal im Bundesgebiet aufhalten.
Aber Ihre
Integrationspolitik, sehr geehrte Frau Stadträtin - und sehr geehrter Herr VBgm
Rieder, muss ich auch sagen -, ist nicht nur herzlos und polemisch, sondern sie
ist auch gefährlich. Es ist VBgm Rieder vorbehalten geblieben zu sagen, dass
der Integrationsvertrag Ausdruck von dumpfem und xenophobem Provinzialismus und
Rassismus ist.
Sehr geehrte
Damen und Herren! Das ist schlicht und ergreifend ein ungeheuerlicher Skandal! (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist ungeheuerlich,
der Bundesregierung Rassismus vorzuwerfen! Offensichtlich wissen Sie nicht, was
Rassismus ist. Rassismus bedeutet die Benachteiligung oder Verfolgung von Menschen
auf Grund ihrer Rasse. Das ist etwas Entsetzliches, und Sie stellen sich weit
außerhalb jeder demokratischen Diskussionskultur, wenn Sie mit solchen Worten
agieren. Sie schaden damit den Inländern und Sie schaden damit
selbstverständlich den Ausländern, denn was soll sich ein Ausländer denken,
wenn man ihm ständig sagt, er wird durch Rassisten diskriminiert? Was bleibt
ihm denn übrig? Was soll er denn für Schlüsse daraus ziehen? - Überlegen Sie
gut, welch gefährliche Politik Sie hier betreiben! (GR Godwin Schuster: Was soll er denken, wenn er abgeschoben wird, wenn
er nicht Deutsch kann?)
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