Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 125
Wenn der
Geschäftsführer des Integrationsfonds darauf hinweist, dass dieser
Integrationsvertrag überhaupt nichts mit einem Vertrag zu tun hat, weil Ausländer
in Österreich überhaupt keine Rechte besitzen - also sozusagen entrechtete
Bürger sind -, dann sage ich ihm: Nichts davon ist wahr! Wir laden Zuwanderer
ein, unter bestimmten Bedingungen zu uns zu kommen. Wir sagen ihnen, was wir
uns von ihnen vorstellen, und wir machen ihnen ein Angebot. Wir machen ihnen
das Angebot, teilzunehmen am Wohlfahrtsstaat und Sozialstaat Österreich.
Selbstverständlich sind sie gesundheitsversichert und nehmen an allen
Leistungen unseres Gesundheitswesens teil. Selbstverständlich sind sie
pensionsversichert und bekommen alle die ihnen zustehende Pension. Selbstverständlich
sind sie arbeitslosenversichert und bekommen Arbeitslosengeld für den Fall der
Arbeitslosigkeit. Selbstverständlich nehmen sie auch teil an unserem Bildungssystem;
sie haben freien Zugang zum Bildungssystem. Es wird ihnen somit etwas geboten.
Man muss an dieser
Stelle auch darauf hinweisen, dass wir in der gesamten Ausländerfrage immer wieder
eine klare Unterscheidung zu treffen haben, nämlich zwischen Zuwanderern und
Asylwerbern. Den Zuwanderern sagen wir, dass wir sie unter ganz bestimmten
Voraussetzungen einladen, sich dauerhaft bei uns niederzulassen. Sie nehmen das
Angebot zu bestimmten Bedingungen an oder nicht.
Was Asylwerber
betrifft, so ist die Situation natürlich eine ganz andere. Hier fühlen wir uns
natürlich der Genfer Konvention verpflichtet. Jedem Menschen, der politisch verfolgt
wird, der an Leib oder Leben bedroht ist, ist natürlich Schutz zu gewähren.
Ich habe den
Wiener Integrationsfonds - das Instrumentarium für die Stadträtin, um
Integrationspolitik zu betreiben - schon angesprochen. Leider Gottes wird
dieses Instrumentarium sehr schlecht genutzt. Es ist verparteipolitisiert, der
WIF hat es übernommen, SPÖ-Parteipolitik zu betreiben und die Bundesregierung
polemisch zu kritisieren.
Was nicht
erfolgt ist, ist tatsächliche Integrationsarbeit und der Einsatz für sozial
Bedürftige. Dort, wo die Arbeit stattfinden sollte, in den Außenstellen, wird
diese Arbeit reduziert. Sieben Außenstellen sollen in Zukunft auf drei bis vier
Außenstellen reduziert werden. Was man an die erste Stelle setzen will, ist Polemik
um ein Antidiskriminierungsgesetz.
Lassen Sie
mich zum Integrationsvertrag noch sagen, dass es auch hier Aufgabe des
Integrationsfonds wäre, sich einzuklinken in die Bemühungen der Bundesregierung,
mehr Integration durch das Erlernen von Deutsch zu ermöglichen. (GRin Nurten Yilmaz: Welche Bemühungen?)
Ich frage mich
wirklich: Was ist so verwerflich daran, dass die Bundesregierung - nur in viel
umfassenderem Ausmaß - genau das vorhat, was der Wiener Integrationsfonds
bereits seit Jahren macht, nämlich Deutschkurse mit Sozialkunde und mit Landeskunde
anzubieten? (Beifall bei der ÖVP. - GR
Godwin Schuster: Wissen Sie schon, wer ab 1.1. ...? Wissen Sie schon, welche Ausbildung?
- Sie wissen ja nichts! Es gibt null Inhalte!)
Jetzt kommt
das besonders Erfreuliche, jetzt kommt der Clou. - Im vergangenen Jahr haben
3 000 Migranten, 1 Prozent von 300 000 in Wien, das Angebot
angenommen. Aber jetzt kommt das besonders Erfreuliche: 50 Prozent der
Kosten des WIF werden vom Bund übernommen! - Da verstehe ich überhaupt nicht,
warum man sich darüber so aufregt! (GR Gerhard
Pfeiffer: Weil er es nicht versteht! - GR Godwin Schuster: Sie wissen nichts!)
Herr Kollege!
Das ist ausreichend durch alle Medien gegangen, sodass ich eigentlich davon
ausgehe, dass Sie es auch bemerkt haben, dass 50 Prozent dieser Kosten der
Bund übernehmen wird. Das heißt, ich habe jetzt im Integrationsfonds, wäre ich
die Stadträtin oder wäre ich der Geschäftsführer, 50 Prozent - oder
40 Prozent, sollte ich 10 Prozent des Selbstbehalts übernehmen wollen
(GR Franz Ekkamp: Na, wie viel? - GR
Godwin Schuster: Na, wie viel? Sie haben nicht einmal ...!) - mehr Geld zur
Verfügung, um sinnvolle Integrationsmaßnahmen anzubieten. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie
polemisieren! (GR Godwin Schuster: Nein! Nein!)
Sie polemisieren genauso wie der Geschäftsführer des Integrationsfonds, der
immer wieder eine Lanze bricht für NGOs und behauptet, die Bundesregierung
wolle NGOs ausdünnen - zum Beispiel in seiner OTS-Aussendung am
3. Oktober. (GR Godwin Schuster: Die
erste Idee war, die NGOs sollen das finanzieren! Das war die erste Idee Ihrer
Bundesregierung!) - Sie sind jetzt so nervös, weil Sie genau wissen, was
zum Thema NGOs passiert! Ich sage Ihnen nämlich, dass Sie ganz anders agieren,
als Sie reden in Ihren Sonntagsreden: Sie sind nämlich derjenige, der
verhindert, dass die Integrationsorganisationen in den Integrationsfonds
integriert werden! Das ist die Realität! (Beifall
bei der ÖVP. - GR Dr Matthias Tschirf: Das ist ein Skandal!)
Wie haben Sie
in der letzten Sitzung des Kuratoriums abgestimmt, wie es darum gegangen ist,
mehr NGOs einzubinden? - Ein Antrag, die Quote der NGOs im Kuratorium
anzuheben, den man jahrelang verschleppt hatte und nicht einmal bereit war, ihn
zur Abstimmung zu bringen, ist jetzt endlich einmal abgestimmt worden, und es
war natürlich die SPÖ, die verhindert hat, dass die NGOs entsprechend repräsentiert
in diesem Kuratorium aufscheinen. (GR Gerhard
Pfeiffer in Richtung SPÖ: Jetzt wäre ein Zwischenruf fällig! - GR Dr Matthias
Tschirf: Das ist ein Skandal!)
Aber dieses traurige
Kapitel wird fast noch vom traurigen Kapitel Antidiskriminierungsgesetz geschlagen.
- Frau Stadträtin, Sie waren es, die am 26. September dieses Jahres der
Presse gegenüber erklärt haben, Sie brauchen ein Instrumentarium gegen Beamte,
die sich ausländerfeindlich verhalten. Sie brauchen dieses
Antidiskriminierungsgesetz, um gegen Beamte vorgehen zu können, so heißt es
hier
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