Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 125
Dr Vana zu hören.
"Schlechter
Scherz", "fortgeschriebenes Budget ohne Innovation", "kein
Geld für Gewaltschutz", "Streichung bei Frauenberatungsstellen"
- das waren ihre Worte. Ich kann jetzt nur vermuten, dass sie nicht nur bei der
Vorbereitung der Zahlen einiges durcheinander gebracht hat, sondern dass sie
sich auch im Haus geirrt hat. Ich versuche es trotzdem und sage es ihr von
dieser Stelle aus, vielleicht hört sie uns irgendwo: Das Parlament ist zwei
Gassen weiter und ich denke, dort wäre eine Kritik in dieser Stärke angebracht
gewesen, nämlich eine Kritik, die sich an die schwarz-blaue Bundesregierung
richtet. (Beifall bei der SPÖ. - GRin
Barbara Schöfnagel: Das kann ich schon gar nicht mehr hören!)
Es ist uns darüber hinaus
leider immer noch nicht gelungen, der Frau Dr Vana den Unterschied zwischen
Frauenförderung und Gender Mainstreaming klarzumachen, auch wenn schon viele Gespräche
zu diesem Thema stattgefunden haben. Ich habe mir erlaubt, ihr diese beiden
Broschüren (Die Rednerin hält sie in die
Höhe.) der MA 57, des Frauenbüros der Stadt Wien, mitzubringen und
werde sie ihr dann, so ich sie sehe, überreichen oder in Stellvertretung vielleicht
einer anderen Kollegin des Klubs der Grünen
geben, weil ich denke, diese Form von Fortbildung kann in diesem Klub nicht
schaden.
Ich sehe mich aber auch
gezwungen, ein paar Richtigstellungen zu dem, was Frau Dr Vana im Bereich
Arbeitsmarktpolitik gesagt hat, vorzunehmen.
Erstens. Der WAFF ist der
WAFF, das AMS ist das AMS und die MA 57 ist die MA 57.
Die MA 57, um gleich
bei diesem Teil zu bleiben, nämlich dem Teil dessen, was wir heute hier im Rahmen
der Geschäftsgruppe Frauen, Integration, Personal und Konsumentenschutz diskutieren,
gibt rund 20 Prozent ihres Frauenförderungsbudgets nur für
Arbeitsmarktprojekte aus, was ein, finde ich, beachtlicher Anteil dafür ist,
angesichts dessen, dass die MA 57 eigentlich gar nicht dazu gezwungen wäre
oder dass es ihr gar nicht vorgeschrieben wäre, in Arbeitsmarktprojekte zu
investieren.
Zweitens - und damit komme
ich zum Bereich WAFF und Wiedereinstiegsmaßnahmen in Wien -: Es ist durch den
Einsatz von Frauenstadträtin Renate Brauner, der ich auch von dieser Stelle
sehr dafür danken möchte, gelungen, die Wiener Wiedereinsteigerinnenmaßnahmen
"Karenz Works", "Karenz-Plus" und auch das Projekt
"Women come to Technology" mit einem IT-Schwerpunkt zu retten.
Die beiden Maßnahmen
"FAST" und "Wieder in" - und auch das haben wir Frau Dr
Vana schon in mehreren Gesprächen klarzumachen versucht - sind jetzt zwar nicht
mehr im WAFF enthalten, aber - und das ist das Entscheidende - sie werden in
das Regelprogramm des AMS übernommen. Und Sie, sehr geehrte Kolleginnen und
Kollegen von den Grünen, können
sicher sein, dass wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten einen sehr
genauen Blick darauf haben werden, dass es zu keiner Reduktion im Bereich der
Wiedereinstiegsmaßnahmen kommen wird. (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich werde jetzt trotzdem
von der Oppositionskritik zurück zum Wesentlichen kommen, und das Wesentliche
heute, meine Damen und Herren, ist das Wiener Budget, das Budget der Stadt Wien
für das kommende Jahr. Ein Budget - das wissen wir alle - ist mehr als nur
Zahlen, ein Budget ist auch in Zahlen gegossene Gesellschaftspolitik. Wie viel
Geld wofür ausgegeben wird, wo gespart wird und wo nicht, wird durch ein Budget
ausgedrückt und macht damit den politischen Willen einer Regierung deutlich.
Die
Bundesregierung zeigt uns ja seit ihrem Amtsantritt deutlich, welchen Willen
sie hat: Die Budgets für Frauenprojekte sinken, die Kinderbetreuungsmilliarden
wurden ersatzlos gestrichen und durch die Studiengebühren wurde ein sozialer
Numerus Clausus eingeführt. In der Bundesregierung wird zudem Frauenpolitik von
einem Mann gemacht, die Konsumentenschutzpolitik verdient nicht zuletzt angesichts
des Umgangs mit Temelin diesen Namen nicht mehr und der Tierschutz wird immer
noch hinter vermeintlich ökonomische Interessen zweitgereiht.
Aber wie
gesagt, das Wesentliche ist heute Wien, und hier können wir sehr stolz auf die
größte Frauenabteilung Österreichs sein, auf eine hohe Zufriedenheit und
Sicherheit bei unseren Lebensmitteln, und wir können auf einen für ganz
Österreich vorbildlichen Tierschutz verweisen. (Beifall bei der SPÖ.)
Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren vor allem von den Parteien, die auf
Bundesebene in Regierungsverantwortung sind! Vor kurzem ist eine Umfrage
erschienen, in der die Österreicherinnen und Österreicher zum Thema Frauenpolitik
befragt wurden, und ich darf Sie, auch wenn Sie leider nicht zahlreich anwesend
sind, trotzdem mit einigen Ergebnissen konfrontieren: 89 Prozent wollen
eine Frau als Frauenministerin, 79 Prozent der Befragten wünschen sich
mehr und preisgünstigere Kindergartenplätze, 73 Prozent sagen, das
Wichtigste ist ihnen die Sicherung des Arbeitsplatzes, 71 Prozent wollen
mehr Chancengleichheit am Arbeitsplatz und deutliche 54 Prozent erwarten
bessere Wiedereinstiegsmaßnahmen.
Dass die
Bundesregierung genau gegenteilig agiert, ist, denke ich, offensichtlich. Nicht
nur, dass uns, wie bereits gesagt, ein Herr Frauenminister vorgesetzt wurde,
auch im Bereich Arbeitsmarkt und Vereinbarkeit von Beruf und Familie ignoriert
die Bundesregierung mit einer erstaunlichen Konsequenz die Wünsche und
Bedürfnisse der Frauen.
Die Arbeitslosigkeit
der Frauen steigt dank der Einsparungen im Arbeitsmarktbereich und vor allem
der offensiven Zurück-zum-Herd-Politik der schwarz-blauen Bundesregierung. Die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird immer schwieriger, da die Kinderbetreuungsmilliarden,
wie bereits gesagt, ersatzlos gestrichen wurden. Und nach wie vor warten wir
alle
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