Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 125
wer es will und wer
es nicht will.
Und eines
möchte ich Ihnen auch sagen: Die Subventionen sind deswegen, weil es
Mehrjahresverträge gibt, absolut nicht gesichert. Das zeigt uns das
blau-schwarze Beispiel, denn da sind auch jene Vereine und Organisationen, die
diese Verträge gehabt haben, knallhart gekürzt oder gestrichen worden, wenn sie
nicht in das konservative Konzept der blau-schwarzen Regierung gepasst haben.
Ob es diese Vereine weiter gibt, ob sie Unterstützung bekommen, das hängt ausschließlich
von den politischen Mehrheiten ab. Und da haben ja glücklicherweise die Wiener
und Wienerinnen Anfang dieses Jahres eine sehr kluge Entscheidung getroffen und
haben das Überleben, zumindest der Vereine in Wien, gesichert, indem sie eine
klare und deutliche Mehrheit für SozialdemokratInnen hier in dieser Stadt
gebracht haben. (Beifall bei der SPÖ.)
Und wenn Sie
sagen, in der Stadt Wien gibt es den Zugang des Gender Mainstreaming nicht und
mir dann den Bund als Vorbild vorhalten (GRin
Dr Monika Vana: Das habe ich wirklich nicht getan!), dann seien Sie mir
nicht böse, ich versuche höflich zu sein, das würde ich als selektive
Wahrnehmung einer profilierungsbemühten Oppositionspolitikerin bezeichnen. Denn
mir das vorzuwerfen und den Bund als positives Beispiel hinzustellen,
angesichts all dessen, was wir heute schon diskutiert haben, das kann ich wirklich
nicht verstehen.
Nichtsdestotrotz,
Frau Kollegin Vana, haben wir - und Sie haben es ja selber angesprochen -,
obwohl auch im Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds von den Grundstatuten
her schon dieser frauenspezifische Zugang vorgesehen ist, den Antrag, den Ihre
Fraktion eingebracht hat zu einem Gender Mainstreaming-Ansatz, angenommen, weil
wir es als Unterstützung betrachtet haben. Genauso gibt es auch schon diese
Arbeitsgruppen bei uns im Haus, um Gender Mainstreaming zu verankern.
Nichtsdestotrotz werden wir auch Ihren Antrag wieder annehmen und werden uns
bemühen, dieses im Interesse der Frauenpolitik und Ihr Engagement im Interesse
der Frauenpolitik als Unterstützung zu sehen. Wir werden auch weiterhin die
GRÜNEN als BündnispartnerInnen in der Frauenpolitik sehen, obwohl Ihr Stil,
Frau Dr Vana, und Ihre Argumente es einem nicht immer ganz leicht machen.
Herr Dr Ulm!
Um zum Integrationsbereich zu kommen. Denn mit Ihrer Argumentation zum
Integrationsvertrag möchte ich mich schon gerne, obwohl es meine Kollegin
Yilmaz schon getan hat und auch einige andere Vorrednerinnen, noch einmal
auseinander setzen, denn es ist leicht, mit Worten wie "Herzlosigkeit"
herumzuwerfen.
Ich muss
zugeben, im Zusammenhang mit dem Integrationsvertrag ist mir dieser Begriff
auch schon öfter eingefallen. Allerdings, was nicht überraschend ist, in einem
anderen Zusammenhang. Mir fällt zum Beispiel dieser Begriff ein, wenn bei uns
das Telefon läutet und Zuwanderer weinend anrufen und uns berichten, dass sie
so Angst haben, dass sie jetzt womöglich ihre Aufenthaltsberechtigung verlieren,
weil sie nämlich ihre Kursbestätigung aus den Deutschkursen verloren haben.
Dieser Zwang, dieser Druck, der jetzt mit dem so genannten Integrationsvertrag
ausgeübt wird, der ihnen solche Sorge hinsichtlich ihrer Existenz macht, da
fällt mir der Begriff "herzlos"
ein.
Oder es fällt
mir der Begriff "herzlos"2 ein, wenn ich höre - auch heute wieder,
absurderweise von Ihnen -, dass sich dieser so genannte "Rucksack",
des Nachzugs bei der Familienzusammenführung, angeblich jetzt verkürzt hat. Es
ist so absurd, wenn man sich die Zahlen anschaut und wenn man weiß, dass unsere
Forderung nach einer Erhöhung der Familienzusammenführungsquote nicht erfüllt
wurde, dass insgesamt die Quote wieder gesunken ist und dass die Warteliste in
Wien, aber ich weiß es auch von anderen Bundesländern, für die Familienzusammenführung
in den letzten zwei Jahren sehr, sehr stark gewachsen ist und sich
logischerweise damit auch die Wartezeit verlängert hat. Dann fällt mir der
Begriff "herzlos" ein, und ich denke, dass es hier viele Dinge gibt,
die wir noch besser machen könnten. Das ist keine Frage.
Wir könnten
zum Beispiel verbessern und damit viel tun für die Zuwanderer, aber nicht nur
für die Zuwanderer in dieser Stadt, indem wir gegen Wohnungsspekulanten
vorgehen, indem wir hier schärfere Maßnahmen setzen. Aber das geht deswegen
nicht, weil Ihre Fraktion gemeinsam mit der FPÖ eine Verschärfung des Mietrechts
verhindert und uns damit nicht die Möglichkeit eines effektiven Kampfes gegen
Spekulanten gibt, eine Maßnahme, die nicht nur den Zuwanderern, sondern auch
allen anderen schadet.
Und, Herr
Kollege Ulm, Sie dürfen sich nicht wundern, wenn Ihnen vorgeworfen wird - nicht
Ihnen als Person, aber der Politik, für die Sie hier stehen -, Xenophobie,
Provinzialismus und andere Dinge, wo ich schon verstehen kann, dass Sie sich
echauffieren. Nur, wenn ich mich an die Diskussion erinnere, die wir im Wiener
Integrationsfonds hatten, wo wir darüber gesprochen haben, ob es Sinn macht,
mit Zwang Menschen zum Lernen zu bringen - jetzt von der pädagogischen Frage
ganz abgesehen -, und Sie haben das dann damit begründet, dass Sie sagen, na,
das ist ja nichts Schlimmes, das ist ja auch bei der Schulpflicht so, die
Kinder müssen ja auch in die Schule gehen, und das im Zusammenhang mit
Zuwanderern, mit erwachsenen Menschen, und diese mit Kindern vergleichen, dann,
bitte, dürfen Sie sich nicht wundern, dass Ihnen hier vorgeworfen wird, dass
Sie Zuwanderer offensichtlich nicht als das akzeptieren, was sie sind, als
selbstbestimmte, eigenständige Persönlichkeiten, die wichtige Mitglieder
unserer Gesellschaft sind und die wissen, was für sie gut ist, und die auch
wissen, was für die Gemeinschaft gut ist. (Beifall
bei der SPÖ.)
Und wenn Sie sagen,
der Integrationsvertrag ist schon ein Vertrag, weil die Zuwanderer haben eh so
viele Rechte, so hat ein bisschen mitgeschwungen, sollen sie gefälligst ein
bisschen dankbarer sein, dass
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