Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 125
sie überhaupt kommen
dürfen. Aber wenn Sie da sagen, die haben eh so viele Rechte, dann möchte ich
Ihnen die vier Beispiele noch einmal aufzählen, die Sie gesagt haben.
Zuwanderer
haben so viele Rechte, weil sie pensionsversichert sind. - Ja, sind sie, aber
sie zahlen ja auch Pensionsbeiträge.
Sie haben eine
Gesundheitsvorsorge. - Ja, sie zahlen aber auch für diese Gesundheitsvorsorge.
Sie sind
arbeitslosenversichert. - Ja sind sie, sie zahlen aber Arbeitslosenversicherung.
Und sie haben
einen freien Zugang zum Bildungssystem. - Ja, aber sie zahlen auch entsprechend
Steuern und, wie wir alle wissen, mehr sogar in unser Gesamtsystem, als sie
herausbekommen.
Das heißt, der
Integrationsvertrag an sich ist kein Vertrag, denn hier gibt es nur Pflichten,
hier gibt es nur Zwang und vor allem gibt es Angst. Und Angst ist die
schlechteste Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben und Angst ist die
schlechteste Vorraussetzung für Integration. Und deswegen wehren wir uns gegen
diesen Integrationsvertrag und sagen, der hat erstens nichts mit Integration zu
tun, und zweitens ist er kein Vertrag. (Beifall
bei der SPÖ.)
Und Ihre
Argumentation gegen das Antidiskriminierungsgesetz finde ich für einen Juristen
- ich versuche wieder höflich zu sein - beachtlich, denn hier dann noch zu
versuchen, ein bisschen hineinzuhetzen und zu sagen, ich will gegen die eigenen
Beamten vorgehen, also das ist ja wirklich eine Argumentation, wo mir
eigentlich nur die Begrifflichkeit der Primitivität einfällt.
Ich darf Sie
daran erinnern - und dass ich als Ökonomin das einem Juristen sagen muss, ist
ein bissel komisch -: Es gibt eine EU-Richtlinie zum Thema Antidiskriminierung.
Es gibt einen internationalen Standard zum Thema Antidiskriminierung. Wir sind
sogar verpflichtet, jenseits dessen, dass wir es auch inhaltlich für richtig
halten, zumindest wir SozialdemokratInnen, und ich weiß, auch die GRÜNEN, dass
wir diese Richtlinie umsetzen wollen, aber auch umsetzen müssen und dass wir
hier so weit hinter internationalem Standard her sind. Das von einem Vertreter
einer Regierungspartei zu hören, finde ich persönlich beschämend.
Und das Thema
Sicherheit. Ich kann es kurz machen, es ist schon so viel dazu gesagt worden.
Kollege Godwin
Schuster wurde des Prophetenseins geziehen und so sehr ich ihn schätze: Prophet
ist er keiner. Man muss aber auch kein Prophet sein, um einerseits zu wissen,
dass jetzt schon die Situation der Wiener Polizei eine personell äußerst
beengte ist, weil es eben 700 Polizisten real zu wenig gibt. Es ist leicht
festzustellen, wie sich die zusammensetzen, weil 350 pro Jahr sind immer in
Pension gegangen, sind weggegangen, und so viele sind normalerweise aufgenommen
worden während der Zeit sozialdemokratischer Innenminister. Und jetzt ist das
seit zwei Jahren nicht der Fall. Und man muss kein Prophet sein, um zu wissen:
Wenn seit zwei Jahren niemand in der Polizeischule aufgenommen wurde, und wenn
man weiß, wie lange die Ausbildung dauert, dann braucht man nicht in die
Zukunft sehen zu können, sondern muss einfach zwei und zwei zusammenzählen, um
zu wissen, dass sich diese ohnehin schon schwierige Personalsituation in
Zukunft noch verschärfen wird. Und dagegen wehren wir uns, denn das, denken
wir, gefährdet die so wichtige und bis jetzt noch so gute Sicherheitssituation
in Wien.
Und, Herr
Kollege Kreißl, wenn Sie gemeint haben, die ÖVP soll zum Thema Sicherheit
lieber schweigen, dann mögen Sie schon Recht haben. Aber ich darf Sie schon
darauf verweisen, wer in dieser Bundesregierung dafür verantwortlich ist, dass
Posten gekürzt werden, und wer dafür verantwortlich ist, dass es diese
Einsparungen gibt. Diese Einsparungen haben nämlich eine sehr deutliche Handschrift,
und er sagt es ja auch immer mit großer Freude, und das ist der
FPÖ-Finanzminister und das ist die Vizekanzlerin, die sehr wohl entgegen dem,
was Sie gesagt haben, Verantwortung hat für diese Dienstpostenfrage. Das heißt,
die FPÖ hat überhaupt keinen Grund, sich hier als Sicherheitspartei
aufzuspielen, denn gemeinsam mit dem ÖVP-Innenminister ist es der
FPÖ-Finanzminister und die FPÖ-Vizekanzlerin, die hier Unsicherheitspolitik
betreiben, gegen die wir uns als Wiener Kommunalpolitiker und -politikerinnen
verwehren. (Beifall bei der SPÖ.)
Und es ist ja
eine positive Überraschung, Herr Kollege Kreißl, in Ihnen einen Feministen
wiederzufinden, dass Sie sich auf einmal so für die Rechte der Frauen
einsetzen. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Bis
jetzt ist mir das verborgen geblieben. Aber man muss jedem Menschen zugestehen,
dass er sich weiterentwickelt und lernt, und ich freue mich über jede
BündnispartnerIn im Zusammenhang mit dem Kampf für Frauenrechte. Ihre
Darstellung war auch eine sehr berührende und ich glaube Ihnen auch, dass es
diese Situation gegeben hat. Nur, mir ist eine wichtige Frage abgegangen, die
Frau Kollegin Vassilakou immer dazwischengerufen hat, aber Sie sind nicht
darauf eingegangen: Was tun wir denn jetzt in dieser Situation? - Wir haben eine
Analyse, gut, aber meine Aufgabe ist ja jetzt, nicht die Analyse
herumzuerzählen, sondern ich bin als Politikerin dafür verantwortlich: Was tun
wir jetzt, um diese Situation zu verbessern? Und da haben wir unseren Ansatz
mit unseren frauenspezifischen Schulungen.
Und eines sage
ich Ihnen: Mit einem Zwang, mit einem Zwang zu Schulungen, mit der Drohung der
Ausweisung, wenn sie die Sprache nicht kann, haben Sie dieser Frau gar nicht
geholfen. Im Gegenteil, Sie bringen sie in noch mehr Abhängigkeit, weil sie ja
auch nicht arbeiten darf.
Und deswegen denke
ich, dass unser Weg der richtige ist und dass Ihr Weg kein Weg ist, sonders
dass Sie das tun, was Sie leider, vor allem in Wahlkämpfen, immer wieder
gemacht haben, nämlich nicht an Lösungen zum Thema "friedliches
Zusammenleben
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