Gemeinderat,
7. Sitzung vom 20.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 104 von 125
Harmonie sorgen -,
14. Bezirk, Goldschlagstraße 177.
Wir haben die
Information lange nicht gekriegt. Okay, jetzt haben wir die Information, jetzt wissen
wir es, Sie wissen es schon länger. Was wir aber immer noch nicht haben, ist
ein Plan: Wann machen Sie was bei diesen Bauten, bei diesen Anlagen? Wann
passiert irgendetwas? - Bis jetzt haben wir gar nichts gehört. Es war im
Wohnen-Ausschuss, da sind wir nicht zuständig gewesen, es war eine Anfrage im
Gesundheitsbereich, da haben wir auch nichts gehört.
Ein weiterer
Punkt ist der Verkauf der Gemeindewohnungen. Da gibt es eine Presseaussendung
vom Herrn Stadtrat, in der heißt es: Wenn wir Gemeindewohnungen verkaufen -
also im Wesentlichen natürlich nicht verkaufen, niemals, und sozial und so
weiter, aber der Rechnungshof hat ja gesagt, dass einige Wohnungen nicht den
Kriterien entsprechen und veräußert werden sollen -, werden zuerst die Mieter
und Mieterinnen gefragt, bevor man irgendetwas anderes macht.
Jetzt gibt es
da so ein Objekt im 1. Bezirk in der Sonnenfelsgasse 13. Die Mieter
und Mieterinnen sind interessiert, aber die hat man nicht zuerst gefragt, die
haben das schon selber auf die Füße stellen müssen, damit sie nicht überfahren
werden. Die haben auch ein Kaufangebot vorgelegt. Natürlich kann man es
niemandem schenken, wenn man so etwas macht, das ist schon richtig, aber die
Reihenfolge, die bei der Presseaussendung groß angekündigt wurde, ist nicht
eingehalten worden.
Die Mieter
dort haben den Eindruck, man will sie umgehen, und da muss man sich vorstellen,
was dann passiert. Das wird verkauft. Und was wird der Investor, der es kauft,
machen? - Der will ja etwas verdienen, der braucht ja eine Rendite dort. Da
machen wir also wieder ein Spekulationsobjekt daraus. Das wird ja keiner
übernehmen und es den Leuten dort billiger überlassen.
Also wenn man
es schon verkauft, dann würde ich darum bitten, dass man diesen Vorlauf
einhält, dass man die Mieter und Mieterinnen zuerst fragt. In diesem Fall gibt
es ein konkretes Angebot. Es ist zwar nicht meine Aufgabe, für den Verkauf von
Gemeindewohnungen zu werben, aber wenn Sie es schon vorhaben, dann fragen Sie
zuerst die Mieter und Mieterinnen. Sie können ja beim Verkauf an die Mieter und
Mieterinnen immer noch ein Veräußerungsverbot drauflegen, damit nicht diese
selbst Spekulationsgewinne einfahren.
Der wichtigste
Punkt bei den Gemeindebauten ist für mich die Öffnung der Gemeindebauten. Das
ist heute schon mehrfach angesprochen worden. Heute waren in Dänemark Wahlen.
Das Wahlergebnis kenne ich noch nicht, die Meinungsumfragen von vorher kenne
ich schon. Traurig! Mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen dort auch die weit
rechts stehenden Parteien. (Ein
Mitarbeiter bringt GR David Ellensohn ein Blatt Papier zum Rednerpult.) Die
haben gewonnen. In Dänemark hat es einen Wahlkampf gegeben, der noch schlimmer
war als das, was wir in Wien erlebt haben, oder der ungefähr das Niveau nicht
von diesem Mal, aber von 1996 gehabt hat. Das war ein ausländerfeindlicher
Wahlkampf, ein rassistischer Wahlkampf. Er hat leider Gottes sehr, sehr wenig
Gegenwehr von den Regierenden in Dänemark gehabt, und in Dänemark haben - ich
weiß nicht, ob sie weiterhin regieren werden - die Sozialdemokraten regiert.
Die haben dort
eine Innenministerin, die sich mehr oder weniger allem, was von rechts, rechts
außen und rechtsextrem gekommen ist, angeschlossen hat. Dort herrscht ein
Diskurs, der heißt Reintegration. "Reintegration" bedeutet dort:
Hinaus mit allen, zurück und in ihrer Heimat wieder integrieren. Das heißt dort
Reintegration.
Bevor das auch
bei uns noch passiert, bevor wir diese Diskussion hier auch noch haben, sollten
wir einmal über mutige Schritte bei der Integrationsfrage nachdenken, und die
Öffnung des Gemeindebaus ist meinetwegen ein mutiger Schritt für die
Sozialdemokratie, auf jeden Fall ist es ein längst überfälliger Schritt. Er ist
dringend notwendig und Sie wehren sich immer noch dagegen.
MigrantInnen
haben in Wien am Wohnungsmarkt zwei Hauptprobleme. Das erste Problem ist, dass
sie sich den geförderten Neubau gar nicht leisten können, weil der geförderte
Neubau leider Gottes nicht so günstig ist, dass er den ökonomisch schwachen
Schichten tatsächlich zugänglich ist.
Das Zweite ist
der Ausschluss von großen Segmenten des Wohnungsmarkts. Die formalen
Zugangsbarrieren bedeuten in Wien, dass ein Drittel aller Wohnungen, die in
Wien bestehen, für Ausländer und Ausländerinnen ganz einfach unerreichbar sind.
Jede dritte Wohnung in Wien kommt nicht in Frage. Das wäre so ähnlich, als
würden wir sagen, wir haben 23 Bezirke und in 15 Bezirken haben wir
InländerInnen und AusländerInnen, aber in 8 Bezirken haben wir nur
Österreicher und Österreicherinnen. - Ich hoffe, ich habe die FPÖ da nicht auf
eine blöde Idee für den nächsten Wahlkampf gebracht.
Nach meiner
Meinung sind diese Nichtöffnung des Gemeindebaus und diese langsamen Schritte
eine Gerechtigkeitslücke in dieser Stadt, die ganz, ganz schnell beseitigt
gehört. Dazu brauche ich keinen 100-Stufen-Plan, dazu brauche ich etwas
anderes. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Argumente, die
für einen offenen Gemeindebau sprechen, haben Sie alle schon mehrere Male
gehört, offensichtlich sind sie nicht überall auf fruchtbaren Boden gefallen.
Die Integrationswohnungen sind okay, aber das sind viel zu wenige, das ist
einfach zu wenig. Die Aktion "Notfallswohnungen" zeigt, dass der
Mehrbedarf da ist. Das wissen Sie auch, da kommen wir nicht nach.
Da muss man sich
einfach andere Städte anschauen. Es ist nicht notwendig, das so zu machen wie
hier, und es passiert auch in anderen Städten nicht so. In Amsterdam gibt es
überhaupt keine Beschränkun-
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