Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 99
in der
Bundeshauptstadt ja doch die alleinige Regierungsverantwortung trägt. Und es
ist das Dilemma, dass uns diese Fraktion daher auch nicht erklären kann, warum
in Wien seit 1994 20 000 Arbeitsplätze verloren worden sind, während in
den anderen Bundesländern in diesem Zeitraum neue Arbeitsplätze geschaffen
werden konnten. Und es ist auch das Dilemma dieser Fraktion, dass sie uns heute
nicht erklärt, warum sie mit ihrer Mehrheit in diesem Haus die Innovationsförderung
der Stadt schon per Ende September eingestellt hat, wo doch gerade in innovativen
Betrieben neue und sichere Arbeitsplätze geschaffen werden. Und es ist das Dilemma,
dass sie uns in dieser Aktuellen Stunde auch nicht erklärt, warum sie wieder mit
ihrer absoluten Mehrheit mit 1. Jänner die Wiener Unternehmensgründungsaktion
abschaffen will. Jene Aktion, die neue Unternehmen fördert und wo wir ja
wissen, dass in neuen Unternehmen eben auch neue Arbeitsplätze und vor allem
auch neue Lehrstellen geschaffen werden. Und es ist auch das Dilemma, dass sie
uns nicht erklären kann, warum sie wieder mit ihrer Mehrheit im Wiener Arbeitnehmer-Förderungsfonds
ausgerechnet jetzt ganz wichtige Programme für die Arbeitslosen einstellt.
Und ich würde
Herrn GR Scheed, der ja die Begründung vorgenommen hat, um eine Erklärung ersuchen,
warum er gerade die Frauenaktionen jetzt einstellt (GR Godwin Schuster: Sie müssen das vollständig sagen!), denn Herr
GR Scheed ist ja zugleich Vizepräsident im WAFF. Und Herr Scheed kommt hier als
Gemeinderat heraus und beklagt, dass die Bundesregierung eine ganze Generation
gefährdet. Der gleiche Herr Scheed beschließt dann als Vizepräsident im WAFF
die Einstellung von Aktionen genau für diese Arbeitslosen! (GR Godwin Schuster: Das stimmt doch überhaupt nicht! - Aufregung bei
der SPÖ.)
Ich würde den
Herrn Gemeinderat und Vizepräsidenten daher um eine Erklärung ersuchen, warum
er trotz einer freien Rücklage von 80 Millionen im WAFF diese Kürzung
durchführt. Ich würde Herrn Scheed wirklich um eine Erklärung ersuchen, warum
er als Vizepräsident des WAFF beantragt hat - und das ist ja auch beschlossen
worden in der letzten Sitzung -, dass die Frauenarbeitsstiftung und das
Wiedereinsteigerinnenprogramm, also gerade Aktionen für arbeitslose Frauen, mit
Jahresende auslaufen werden. (Aufregung
bei der ÖVP.)
Es ist
natürlich auch das Recht jeder Opposition hier zu behaupten, dass die Regierung
zu wenig für die Arbeitsmarktpolitik in Wien tut. Aber ich möchte auch dem die
Fakten gegenüberstellen:
Seit dem
Amtsantritt der Regierung ist das Budget des Wiener AMS, und das ist ja bereits
diskutiert worden, um 300 Millionen S aufgestockt worden. Im Jahr
1999, wie es zum letzten Mal einen sozialistischen Finanzminister gegeben hat,
waren 1,8 Milliarden S für das Wiener AMS budgetiert und im nächsten
Jahr, im Jahr 2002, wird ein freiheitlicher Finanzminister immerhin schon
2,1 Milliarden für die Arbeitsmarktpolitik in Wien zur Verfügung stellen. (Aufregung bei der SPÖ.) Das sind die
Aufstockungen, von denen Herr Scheed in seiner Begründung auch berichtet hat.
Da sind diese aktuellen Aufstockungen noch gar nicht berücksichtigt. Also,
schon vor diesen aktuellen Aufstockungen, die seit gestern diskutiert werden,
gab es um 300 Millionen S mehr als noch im Jahr 1999.
Es
ist dieser Tage ja auch ein Initiativantrag der Koalition im Parlament
beschlossen worden. Es werden durch diese Novelle zum Jugendausbildungssicherungsgesetz
ebenfalls 100 Millionen S zusätzlich für Maßnahmen zur Verfügung
gestellt. Der Herr Finanzstadtrat hat ja auch in der Budgetdebatte bereits berichtet,
dass Gott sei Dank von diesen 100 Millionen S bundesweit
50 Millionen ...
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend): Bitte zum letzten Satz.
StR DDr Eduard
Schock (fortsetzend): ... das ist immerhin die Hälfte, direkt nach Wien
fließen. Es ist daher mit diesem Volumen die Finanzierung der Maßnahmen
gesichert. Am nächsten Montag können diese Maßnahmen beginnen und ich bin zuversichtlich,
dass wir damit auch in Wien die Ausbildung und die Jobchancen der Jugend
wesentlich verbessern können! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Frau
GRin Jerusalem, bitte.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Herr Dr
Schock, als Frauenförderpartei werden Sie nicht in die Geschichte eingehen! Da
können Sie hier reden, was immer Sie wollen!
Ich bin ja
dafür bekannt, dass ich nicht davor zurückschrecke, die SPÖ auch heftig zu
kritisieren, aber ich kann Ihnen etwas sagen: Was Herr GR Scheed heute gesagt
hat, das kann ich Wort für Wort unterschreiben! Ich hätte ihm noch gerne zwei
Minuten gegeben, damit er seine Ausführungen hätte zu Ende führen können.
Das, was Sie
tun, ist eine absolut verantwortungslose Politik gegenüber den jungen Menschen
in diesem Land! (Beifall bei der SPÖ und
bei den GRÜNEN.)
Trotz
Vorsitzwechsels möchte ich jetzt sagen, dass ich persönlich diese Politik - und
das sage ich jetzt mit dem Herrn Bürgermeister gemeinsam - für Schwachsinn
halte. Ich denke, Sie sollten sich etwas dazu überlegen. Wenn nämlich heute die
ÖVP sich da herstellt und sagt, sie sind gegen Lehrlingsstiftungen, weil die weniger
effizient sind als die Lehrgänge - Herr GR Fuchs, die Stiftungen führen zu
einem anerkannten Abschluss, die Lehrgänge nicht! Das ist der Unterschied! Und
deswegen sind die Stiftungen gut und die Lehrgänge schlecht! (Beifall bei den GRÜNEN.) Gut? (GR Georg Fuchs nickt.) Gut. (Heiterkeit bei den GRÜNEN und bei der SPÖ.)
Ja, jetzt hat der Herr Gemeinderat genickt. Das heißt, das hat er jetzt verstanden.
(GR Harry Kopietz: Nein, das glaube ich
nicht! Nein, nein!)
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