Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 99
Ich denke, die
Vorstellung, einen absoluten Schlussstrich ziehen zu können, halte ich
prinzipiell auch politisch nicht für wünschenswert, wenngleich wir aufgefordert
sind, all das, was in unserer Macht steht, zu tun, damit es zu solchen Fällen
nicht kommt.
Ich
möchte mich jetzt nicht auf konkrete einzelne Fälle einlassen, obwohl das sehr
verlockend wäre, wo bereits auch Restituierungen erfolgt sind, aber ein
Beispiel, das zeigen soll, wie wichtig es ist, sich laufend mit den
Archivbeständen zu beschäftigen, sind jene Recherchen, die das Historische
Museum im Zusammenhang mit dem Auffinden der Unterlagen der so genannten
Vugesta, also der Verwertungsstelle für jüdisches Umzugsgut der Gestapo, im
Staatsarchiv gefunden und aufgearbeitet hat. Hier sind viele Materialien
entdeckt worden über Biografien, über Schicksale, die es wert gemacht haben,
hier weiter tätig zu sein und nachzuforschen.
Ebenso ist es
wichtig, dass es im Internet beispielsweise eine Möglichkeit gibt, die
Tätigkeit der Restitutionskommission auch zu beobachten. Es sind im Internet
eine Liste von 148 Objekten des Historischen Museums, die in der NS-Zeit
von der so genannten Vugesta erworben worden sind, dargestellt worden, mit sehr
ausführlichen Beschreibungen und Abbildungen, auch mit dem Ersuchen, sich zu melden,
wenn man selbst Anspruch hat oder ein Erbe aus dem Anspruchsbereich ist, oder
auch wen kennt, der unter Umständen in dieser Zeit Kulturgut verloren hat.
Darüber hinaus
gibt es ja eine ganze Reihe auch von internationalen Anfragen, die bei der
Restitutionskommission und den Beauftragten im Historischen Museum einlangen.
Es haben sich mehr als 100 Anfragen nach geraubten Kunstsammlungen bereits
eingestellt, die zumeist seitens des Bundesdenkmalamts an das Historische
Museum weitergeleitet worden sind. Also auch hier, denke ich, leistet die Stadt
Wien eine ganz, ganz wichtige Arbeit.
Und ein Punkt
in dem Bericht erscheint mir deshalb wichtig, weil er heute auch schon
Gegenstand in der Fragestunde war, das ist jener Punkt, der sich mit den
Tausenden Kunst- und Kulturgegenständen beschäftigt, die geprüft wurden und
über die irrtümlicherweise in Ihrer Anfrage steht: "Wie konnte es bei
fachgerechter Leitung des Historischen Museums passieren, dass Tausende Kunst-
und Kulturgegenstände als Kriegsverluste geführt wurden?" - Also es ist
jetzt hinlänglich auch von Ihnen klargestellt worden, dass es sich dabei um
einen Irrtum handelt.
Ich halte es
auch für sehr richtig, dass Frau GRin Cordon die menschliche Größe hat, sich
für diesen Fehler zu entschuldigen. Aber ich denke, es ist ein Zeichen dafür,
das zeigt, wie sensibel diese Materie ist und mit welcher Umsicht und welcher
Sensibilität die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Restitutionskommission
und im Bereich der Restitutionsbeauftragten bei Einrichtungen der Stadt Wien
tätig sind.
Prinzipiell,
denke ich, macht es Sinn, keine politische Kommission einzurichten zu diesem
Thema, denn wir alle sind der Meinung, dass die Frage der Restitution aus dem
parteipolitischen Streit herausgenommen werden soll. Deshalb halte ich es auch
für wichtig, dass Experten in dieser Restitutionskommission vertreten sind. Der
Herr Stadtrat hat die Namen dieser Experten ja bereits genannt. Ich möchte
vielleicht trotzdem nur noch anfügen, aus welchem Bereich sie kommen. Sie sind
nämlich Experten aus dem Richterstand, aus dem Stand der Notare, es sind zum Beispiel,
wie Hofrätin Dr Eva-Maria Höhle und Ing Walther Brauneis, Experten von Seiten
des Bundesdenkmalamts auf dem Gebiet der Stadt- und Kunstgeschichte Wiens. Es
sind aber auch Vertreter der Zeitgeschichte, Univ Prof Dr Siegfried Beer und
Univ Prof Dr Dieter-Anton Binder, und ich denke, dass auch die Vertreter der
Magistratsdirektion aus dem Bereich Zivil- und Strafrechtsangelegenheiten,
Obersenatsrat Dr Franz Zörner und Frau Mag Elisabeth Miksch, hier hervorragende
Expertenarbeit leisten.
All das ist
auch einzusehen gewesen, aus welchen Mitgliedern die Kommission besteht. Und
dass sich diese Kommission auch eine Geschäftsordnung gegeben hat, auch das ist
nachzulesen, nämlich im Amtsblatt Nr 39 aus dem Jahr 2000.
Es gibt selbstverständlich
auch ein Gesamtinventarverzeichnis des Historischen Museums, das ebenfalls zur
Verfügung gestellt werden kann. Ich habe mir das einmal kurz angesehen. Ich
denke, es ist nicht geeignet, um es hier in diesen Räumen herumzureichen oder
auch im Ausschuss aufzulegen. Es sind nämlich in seiner Beschaffenheit vier
Bände im Format DIN A3 und zwei Bände im Format DIN A4. Aber sie sind
selbstverständlich auch einzusehen, und es gibt die Möglichkeit, hier nachzusehen.
Weil Sie
gefragt haben, welche Qualifikation die externen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
haben: Auch hier hat sich die Stadt Wien sehr bemüht, gute Expertinnen und
Experten zuzuziehen und auch ihre Meinungen zu berücksichtigen.
Frau Mag Anita
Blaszczyk zum Beispiel hat an der Universität Wien Theatergeschichte und Kunstgeschichte
studiert, hat sich weitergebildet im Bereich der angewandten Kunst und hat auch
eine vieljährige Museumspraxis auf dem Gebiet der Inventarisierung und
Dokumentation. Ähnliches gilt für Herrn Mag Dr Michael Wladika, der ebenfalls
Geschichte, aber auch Jus studiert hat und für die Österreichische Historikerkommission
beispielsweise tätig ist. Und das gilt auch für Frau Mag Maria Wirth, die an
der Universität Wien Geschichte studiert hat und eine sehr umfassende Archivpraxis
aufweisen kann.
Ich sage das nur
deshalb, damit auch nicht zwischen den Zeilen herauszuhören wäre, dass es sich
die Stadt Wien leicht macht beim Hinzuziehen von Fachexperten. Ich denke, dass
hier aus den verschiedensten Bereichen sehr gute Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter zugezogen worden sind. Das zeigt sich auch bei der sehr umfassenden
Recherchenarbeit. Und das unterscheidet ja die Tätigkeit der Einrichtungen
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