Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 99
- geschafft, mit den bisherigen vier Sprachoffensiven den
Weg vorzuzeigen, wie wirklich Sprache vermittelt werden kann, freiwillig mit
Engagement, zielgruppenorientiert, besonders auf Frauen mit Kinderbetreuung
hin, sodass erfolgreicher Spracherwerb wirklich möglich ist. Bei Zwang im
Zusammenhang mit Spracherwerb sollte sich jeder vielleicht noch an die Schule
erinnern, wo manche, die das gut gelernt haben, es nicht auf Grund von Zwang
gemacht haben und diejenigen, die es schlecht gelernt haben, es nur unter Zwang
gemacht haben. International ist es auch erwiesen, dass zwanghaftes
Sprachelernen nicht möglich ist, nicht ordentlich möglich ist, weil ein Spracherwerb
eine Offenheit für eine andere Sprache, für eine andere Kultur bedeutet, ein
Eingehenwollen in andere Geisteswelten. Das kann man nur freiwillig und nicht
mit Zwang! Schon deshalb müssen wir den Integrationsvertrag mit seinem Zwang
zum Sprachelernen ablehnen und werden unseren Wiener Weg, so weit es irgendwie
möglich ist, fortsetzen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Zur Kollegin Vassilakou muss ich sagen, ich bin
natürlich enttäuscht, dass die GRÜNEN dem heutigen Antrag mit einer
Argumentation, die schwer nachvollziehbar ist, nicht zustimmen. Wenn man sich
grundsätzlich mit der Arbeit des Integrationsfonds einverstanden erklärt, wenn
man seine Leistung beachtlich findet, dann ist es wirklich bedenklich, wenn man
auf Grund irgendeines Details nicht zustimmt.
Das, was du über das Kuratorium gesagt hast, stimmt
einfach nicht. Mit Ausnahme einer Entscheidung der ÖVP beim Budget - wenn ich
mich richtig erinnere - und mit Ausnahme einer Geschäftsführerentscheidung sind
nach meiner Erinnerung alle Entscheidungen im Kuratorium des Integrationsfonds
einstimmig gefällt worden. (GR Dr
Wolfgang Ulm: Das ist traurig!) Es ist fast alles einstimmig gefällt
worden, das Meiste ist jedenfalls einstimmig gefällt worden. Das kann man im
Protokoll nachlesen. Vor allem die Inhalte sind einstimmig beschlossen worden.
Darauf sind wir stolz, dass an den Inhalten des Integrationsfonds im Kuratorium
überhaupt keine Kritik gekommen ist, auch nicht von den Vertretern der
Integrationskonferenz! Darauf sind wir wirklich stolz! (Beifall bei der SPÖ.)
Deshalb halte ich es einfach für falsch, wenn die
GRÜNEN dem jetzt nicht zustimmen.
Die ÖVP stimmt dem zu. Das ist, für sich gesehen,
erfreulich! Umgekehrt hoffe ich nicht, dass es ein Ablenkungsmanöver
dahingehend ist, dass man den wirklich schlechten schädlichen Integrationsvertrag,
wie er von der Bundesregierung vorbereitet wurde, unterstützt. (GR Dr Matthias Tschirf: Sollen wir nicht
zustimmen?) - Sie können sich gerne davon distanzieren! (GR Dr Matthias Tschirf: Das wäre vernünftiger!)
Das würde mich außerordentlich freuen! Aber wenn man den unterstützt, dann
hat man leider ein sehr schlechtes Zeichen in der Integrationspolitik gesetzt,
das auch dadurch nicht aufgehoben wird, dass man - was für sich erfreulich ist
- hier dem heutigen Beschluss zustimmt. (Beifall
bei der SPÖ.)
Jedenfalls bin ich sehr froh darüber, dass trotz der
Sparsituation der Antrag auf die Zuführung von Barmittel in der Höhe von
85,1 Millionen S - das sind übrigens 6,18 Millionen EUR -
an den Wiener Integrationsfonds im Wege einer Nachdotation zur Finanzierung der
weiteren Geschäftstätigkeit heute gestellt wurde und - wie ich hoffe und zuversichtlich
bin - auch beschlossen wird.
Wir haben den Integrationsfonds 1992 gegründet.
Damals wurden 30 Millionen S dotiert. In den Folgejahren wurden bis
einschließlich 2001 532 Millionen S durch die Stadt Wien zur Verfügung
gestellt. Heuer sind es 85,1 Millionen S, voriges Jahr waren es
90 Millionen S. Die 4,9 Millionen S Differenz erklären sich
dadurch, dass dauergeförderte Jugendprojekte zur MA 13 gewandert sind. De
facto ist es gleich geblieben. Ich glaube, darüber sind wir sehr froh. Es ist
ein gut angelegtes Geld. Im Gegensatz zur Meinung von Frau Schöfnagel glaube
ich, es ist ein gut angelegtes Geld.
Aus dem Akt geht hervor, dass auch der Magistrat
einschätzt, dass für ein gedeihliches Zusammenleben zwischen einheimischer und
zugewanderter Bevölkerung der Wiener Integrationsfonds eine wertvolle Einrichtung
ist, die aus dem Leben dieser Stadt nicht mehr wegzudenken ist.
Deshalb danke ich Geschäftsführer Seitner und allen
seinen Mitarbeitern ganz herzlich für ihre ausgezeichnete Arbeit im Interesse
der Menschen dieser Stadt! (Beifall bei
der SPÖ.)
Diese Menschen verdienen unsere Zustimmung und
verdienen unsere Unterstützung. Noch einmal meine große Enttäuschung an die
GRÜNEN, die auf Grund eines Details, aus Gründen, die politisch falsch und
nicht nachvollziehbar sind, hier nicht mitgehen. Das ist wirklich
unverständlich und muss noch einmal in aller Deutlichkeit kritisiert werden! (Beifall bei der SPÖ.)
Nun möchte ich über die Schwerpunkte des Integrationsfonds
2002 ganz kurz nur einige Schlagworte sagen, damit es nicht zu lange wird. Man
wird sich mit dem Antidiskriminierungsgesetz beschäftigen, mit Mediation, mit
Wohnen, man wird die WIF-Projekte "Frauen - Mädchen" fortsetzen,
"Interface" wird weiter wichtig sein, Bildung, Schulberatung für
MigrantInnen, Bildung und Spracherwerb wird nach wie vor ein ganz wichtiger
Punkt sein, auch die vorschulischen Vorlaufgruppen für Schuleinsteiger, die
keinen Kindergarten besucht haben, sind sehr wichtig, antirassistische Bildungsarbeit
in der Erwachsenenbildung und vieles mehr. Das alles macht der Integrationsfonds.
Darüber hinaus ist eine Sprachoffensive fünf geplant. Die
Schwerpunkte bleiben besonders Frauen und unbegleitete minderjährige
Jugendliche. Ich glaube nach wie vor, dass, lieber Herr Klubobmann Görg, wenn
Sie das der Bundes-ÖVP ausrichten, diese Sprachoffensive, zu der Sie sich hier
auch viereinhalb
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