Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 99
selben
Journalisten, die Sie immer begeistert zitieren, wenn Sie die blau-schwarze
Bundesregierung kritisieren, besonders im Kulturbereich, die sind auf einmal
von Peter Marboe ganz leicht zu gängeln, zu beeinflussen und zu manipulieren,
und zwar vom "Falter" über den "Standard" bis zur
"Presse", vom "profil" über das "Format" bis zum
"News", von Wien über Frankfurt bis nach Hamburg. Die selben
Künstler, denen Sie Asyl vor der schwarz-blauen Bundesregierung in Wien geben
wollten, die Sie immer als Beweis für sich zitieren, die lassen sich hier
manipulieren und missbrauchen vom Peter Marboe, der ständig in Wien herumschleicht
und sie aufhetzt?
Sehr
geehrter Herr Stadtrat, das kann ja nur die kleinstmögliche Minderheit glauben
- Copyright, Herr Vorsitzender Hundstorfer -, das können ja nicht einmal Sie
selbst glauben, dass das so ist. (Beifall
bei der ÖVP.) Das sehen nämlich alle so, das sehen die Medien so, das sehen
die Künstler so, ja das sieht sogar Ihr eigener Parteiobmann, wo ich gerade mit
großer Überraschung feststelle, dass er nicht da ist. Das sieht sogar Ihr eigener
Parteiobmann.
Und
ich meine, jeder, der die sprichwörtliche Langmut und die engelsgleiche Geduld
des Michael Häupl kennt, der weiß, was schon notwendig ist, damit der einen
seiner eigenen Stadträte öffentlich rüffelt. Übrigens, er hat einen seiner
eigenen Stadträte ein zweites Mal öffentlich gerüffelt. Und wenn Sie Peter
Marboe hier Krokodilstränen vorwerfen, dann muss ich Ihnen sagen, wenn Sie sich
Ihr eigenes mediales Echo anschauen und das Chaos, das Sie im Rabenhof, in der
Josefstadt und in der Wiener Theaterlandschaft hinterlassen, dann sollten Sie
lieber selber echte eigene Tränen vergießen. (Beifall bei der ÖVP.)
Zum
Rabenhof: Fakt ist, die SPÖ, oder der Kultursprecher Woller, hat Herrn
Welunschek den Rabenhof vor der Wahl versprochen und ich sage Ihnen ehrlich,
hätten Sie - was Sie ja tun könnten nach Ihrer absoluten Mehrheit - nach der
Wahl gesagt, versprochen ist gehalten, Welunschek war ja auch der einzige
Künstler im Wahlkampf, der sich öffentlich gegen die Wiederwahl von Peter
Marboe ausgesprochen hat, wir geben ihm jetzt das, was wir versprochen haben,
und wenn Sie noch so ehrlich gewesen wären, ihm das Geld zu geben, das man
nämlich braucht, um den Rabenhof wirklich führen zu können, was wir alle
wissen, was mehr als 8 Millionen S ist, dann hätten wir gesagt, das
ist die typische Arroganz der SPÖ mit der absoluten Mehrheit und dann wäre aber
das Thema vorbei gewesen. Das wäre das Erwartete gewesen.
Aber
nicht einmal dazu haben Sie die Kraft gehabt. Was haben Sie gemacht? - Sie
haben eine scheinbare Ausschreibung gemacht und dann hat es noch gutgläubige
Bewerber gegeben, die das ernst gemeint haben und sich tatsächlich beworben
haben. Und mein Kollege Woller hat ja bezüglich dieser Ankündigung von Ihnen
über öffentliche Ausschreibungen gesagt, das ist eine der revolutionärsten
Taten, die StR Mailath-Pokorny innerhalb von zwei Monaten gesetzt hat und dazu
kann man ihm nur gratulieren.
Nun,
ich kenne Ernst Woller ja schon lange und ich weiß, welche positiven Gefühle
das Wort Revolution bei ihm auslöst, aber ich muss dazusagen, nicht jede Revolution
und auch nicht jede Kulturrevolution, wie uns die chinesische Kulturrevolution
gelehrt hat, zeitigt auch immer etwas Positives. Nun Herr Mailath-Pokorny, das
wissen wir auch beide, ist nicht Mao und daher brauchen wir uns alle nicht zu
fürchten, aber wenn er dieses revolutionäre Tempo, das er hier in den ersten
zwei Monaten in der Wiener Theaterlandschaft an den Tag gelegt hat, beibehält,
na dann sei uns Gott vor, dann werden wir aufpassen müssen. (Beifall bei der ÖVP.)
Und
ich muss sagen, ich habe ja Probleme, es so treffend zu formulieren, wie die
Journalisten es getan haben. Ich möchte Ihnen daher zum Abschluss des Themas
Rabenhof nur einen Ausschnitt aus dem "Standard" bringen.
Unter
dem Titel "Die Realsatire rund um den Rabenhof" und "Warum Welunschek
und nicht ein anderer Bewerber", das hätte ich auch gefragt, wäre ich
dort. Mailath sagte, ihn hätte das Konzept überzeugt. Wie dieses denn aussieht?
Welunschek trocken: Ich bin für mich Konzept genug. Da wurde Mailath blass und
rief: Moment, es gäbe sehr wohl eines: Volkstheater, Lesungen und Kabarett,
übrigens das selbe Kabarett, wo wir vorher gesagt haben, wenn es wer anderer
gemacht hätte, wäre es schlecht gewesen und peinlich und rätselvoll. Und er
sagt noch, ich stehe zu dieser kulturpolitischen Entscheidung (Die Jury hatte
sich verweigert.), dann stand er auf und verließ mit den Worten: Ich muss jetzt
eine Ausstellung eröffnen, die Pressekonferenz.
Bei
einem Kabarett würde man sagen, das war ein gelungener Auftritt, in der Politik
muss man sagen, das war ein misslungener Abgang. (Beifall bei der ÖVP.) Und da haben sich ja drei gefunden. Ludwig
der XIV - der Staat bin ich. Karl Welunschek - das Konzept bin ich,
Mailath-Pokorny - die Jury bin ich. (Heiterkeit
und Beifall bei der ÖVP.) Ich habe Ihnen in der Öffentlichkeit den Vorwurf
des Management by Chaos gemacht, ich ziehe den hiermit mit Ausdruck des Bedauerns
zurück, weil ich will diesen Tausenden Managern, die in diesem Land täglich
ihre Arbeit hervorragend leisten, nicht nahe treten.
Denn
das, was Sie hier in der Josefstadt und im Rabenhof geleistet haben, das hat
nichts mit Management, nicht einmal mit Management by Chaos zu tun, das ist
Chaos pur. Das war nicht Trial and Error, wie wir es gestern in der Planung
gehabt haben, das war Error und Error und Error konsequent durchgetrieben. Sie
haben alles falsch gemacht bei dieser Sache, How to destroy Theatre, Anleitung
zum Theaterunglück.
Und nachdem Sie das
Ziel bei Ihrer Besetzungspolitik endgültig aus den Augen verloren haben, verdoppelten
Sie die Anstrengung. Nachdem in der Wiener
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