Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 99
Kandidat
gefunden, und dass der natürlich auch nicht sofort mit offenen Armen im
Ensemble aufgenommen wurde, muss man auch verstehen, denn die Art und Weise,
wie er vorher Theater gemacht hat, da hat er ganz andere Schwerpunkte gehabt,
wir wissen das alle, er hat ja vorher das Schrille, Vulgäre, Gewalt, Sex - in
Ordnung -, wir haben uns nie beklagt, wie er das im Schauspielhaus gemacht hat,
Sie können nachlesen, es gibt keine einzige Aussendung gegen Gratzer.
Nur,
wenn man ihn jetzt dort hinsetzen will, ist es doch ganz klar, dass das
Ensemble jetzt einmal aufhorcht. Warum gerade in dem Traditionstheater, in
einem so genannten bürgerlichen Traditionstheater, dieser Mann? - Und jetzt
kommt eine Sache, die mir beim Kollegen Salcher aufgefallen ist. Er hat sich
beklagt, dass ich in meinen Presseaussendungen darauf eingegangen bin. Es ist
mir nicht darum gegangen zu sagen, der Mann ist gut oder schlecht, ich habe nur
einfach darüber gesprochen, welche Aufgaben ein Theater hat. Er hat gesagt, die
Unterreiner fährt wie ein Nudelwalker hinein.
Das
Bild war eigentlich sehr lustig, das ist mir so vorgekommen, ich stehe drüben
in der MA 7 hinter der Tür und wenn der Stadtrat reinkommt, bekommt er eine
mit dem Nudelwalker drüber. Also, so war das natürlich nicht gemeint, sondern
ich habe diese Kritik geübt. Nein, ich habe die Kritik geübt, weil ich mich
ernsthaft damit auseinander gesetzt habe und es ist schon wichtig, in welcher
Art ein Theater geführt wird. Es geht jetzt nicht um gut und schlecht, sondern
es ist die spezielle Aufgabe eines Theaters.
Aber,
und das finde ich schon interessant, es gibt jetzt einige Aussagen, die
aufhorchen lassen, die uns Freiheitliche aufhorchen lassen. Und zwar sagt er,
er wolle ein Theater machen, das alle lieben und wolle das Theater pflegen und
diese Form weiterdenken - ich spreche jetzt von Gratzer -, er sagt, er möchte,
dass die Leute glücklich aus dem Theater gehen.
Für
mich ist das ein neuer Ansatz, ich habe das eigentlich vorher von ihm noch nie
gehört. Ich habe das auch natürlich von Beil noch nie gehört oder von Peymann.
Oder er sagt, er möchte Österreicher spielen. Er hat Hermann Bahr genannt,
Werfel, Wildgans, Hochwälder und hat mehrmals gesagt: "Es geht mir nicht
um die Brechung." Das muss ich ehrlich sagen, das ist sehr interessant. Er
sagt zum Beispiel auch: "Es geht mir darum, den Gestus, den Klang, die
Haltung, die Österreichische Sprachkultur von Nestroy bis Bernhard zu pflegen,
aber ich möchte niemanden ausschließen, schon gar nicht eine Frau
Jelinek." Auch hier kann man nicht aufschreien, denn es geht weiter:
"Nur der Zeitpunkt muss stimmen" - ich habe das sehr interessant
gefunden -, "nicht unbedingt für mich", sagt er, "sondern für
das Publikum."
Das
war für mich neu, denn ich kenne sehr viele so genannte Kulturschaffende, die
ausschließlich von ihrem Anspruch heraus an die Sache herangehen. Mich erinnert
das übrigens an Ihre Rede, Frau Themel, vorgestern, wo Sie sich als die große
Mäzenin, die große Gönnerin, diejenige, die wie eine Fürstin ihr persönliches
Geld hergibt, so haben Sie sich hingestellt, oder die Aufgabe eines
Kulturpolitikers dargestellt, dass der das Geld zu vergeben hat. Wir haben hier
einen anderen Ansatz, wir haben den Ansatz, dass die Bedürfnisse des Publikums
sehr wichtig sind und das ist der Parameter für uns. Wir urteilen danach, ob
die Bedürfnisse des Publikums befriedigt werden.
Die
Aufgabe des kaufmännischen Direktors allerdings wird sehr wichtig sein. Es gibt
einen Bericht des Kontrollamts, und zwar was das Geschäftsjahr 1998 anbelangt.
Sie werden ihn sicher kennen, Herr Stadtrat.
Ich
möchte im Detail jetzt nicht darauf eingehen, aber wenn man sich das anschaut,
dann sieht man ganz genau, dass das wirtschaftliche Talent Gratzers
außerordentlich beschränkt ist. Wie gesagt, die Rolle des kaufmännischen
Direktors wird sehr wichtig sein. Aber - ich komme noch einmal zurück - die
Anerkennung der Wünsche des Publikums von Seiten Gratzers ist für uns
Freiheitliche ein Grund, dem doch sehr offen gegenüberzustehen.
Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Noch ganz kurz zum Rabenhof. Hier ist das doch
ein bisschen brutaler gelaufen. Es ist auch ganz interessant, was Karl
Welunschek sagt. Auf die Frage nach seinem Konzept sagt er - das hat auch schon
Kollege Salcher erwähnt -: Ich bin mir Konzept genug. Man kann das schnoddrig,
frech und rotzig nennen.
Dazu passt
natürlich auch der Herdieckerhoff hinein. Dass ihm das imponiert, ist ganz
klar. Herdieckerhoff liebt eben Störenfriede. Ich möchte nicht noch einmal
darauf eingehen - das wird mein Kollege machen -, wie Herdieckerhoff in den
letzten Jahren in Wien aufgefallen ist.
Welunschek
sagt auch noch: Ich bin kein Intendant, ich spiele einen Intendanten.
Interessant war
auch, dass Herr Mag Stöphl in den Medien zitiert wurde. Er sagt, man wird eine
Notbremse ziehen müssen, falls es zu einer abermaligen Verschuldung kommt. Also
ich würde meinen, da läuten bei uns wohl alle Alarmglocken, und wir meinen,
dass da wohl einiges schief gegangen ist.
Ich möchte
noch einmal zurückkommen zu unserer Priorität. Wir sind eben dafür, dass
Steuergelder so ausgegeben werden sollen, dass die Menschen, die diese Gelder
hergeben, auch das bekommen, was sie sich erwarten.
Ich komme zurück: Die
Intendantenbestellung, Herr Stadtrat, war diesmal missglückt. Wenn Sie in
Zukunft nicht anders vorgehen werden - und ich hoffe, Sie haben das schon vor
-, dann ist Ihr Ruf als Rückschrittler - ich habe das schon vorgestern gesagt -
festgeschrieben. Es gibt nämlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder es war dieses
Mal ungeschickt oder es war eben diese beinharte totalitäre Kulturpolitik, die
Sie machen wollen. Wir werden das in Zukunft
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