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Gemeinderat, 8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 83 von 99

 

sondern von der "Wiener Zeitung".

 

"Alles kommt so, wie es kommen musste, ganz im Gegensatz zu Wahlversprechen und oft geäußerten Maximen sozialdemokratischer Politik", kommentiert der heutige "Falter". "Karren im Dreck" titelt der heutige "Falter".

 

"Der Wiener Kulturstadtrat hat nicht nur in der Causa Rabenhof auf eine aktive Theaterpolitik verzichtet", kommentiert Juliane Alton.

 

Die "Süddeutsche" spricht von "Possenspiel um den Direktionsposten".

 

Die "Frankfurter Rundschau" titelt "Neues aus Krähwinkel" - na gratuliere, fünf Jahre haben wir so einen Titel nicht gehabt in den internationalen Zeitungen - und spricht von einer "Politik, die sich ihrer gestalterischen Verantwortung lieber entzieht als strukturschaffend eingreift. Das markanteste der jüngeren Beispiele: das gerade zu Ende gegangene Besetzungschaos um die Neubestellung des Intendanten des Wiener Theaters in der Josefstadt ab Anfang 2003. Hauptakteur in dieser unrühmlichen Causa, die in den letzten Wochen in österreichischen Medien mit viel Spott und Häme übergossen wurde, ist Andreas Mailath-Pokorny, neuer Kulturstadtrat aus der Riege der seit den letzten Wahlen alleinregierenden SPÖ."

 

"Der Standard": "Die falsche, weil innovations- und reformfeindliche ebenso visions- wie konzeptlose sozialdemokratische Kulturpolitik". Kommentar Armin Anders, 13. November.

 

Und weil es heute geheißen hat, es gab nie eine Zusage beim Rabenhof. Warum haben Sie dem allen nicht entgegnet, als ich hier sagte, "..., obwohl die SP die Leitung der Mittelbühne bereits Welunschek, dem langjährigen SP-Mitglied, versprochen hatte". - Zitat Ende.

 

Meine Damen und Herren! Kann da noch jemand überrascht sein, wenn es heute eine dringliche Anfrage zu diesem Thema gibt? - Ich weiß auch, ehrlich gesagt nicht, wie die innere Haltung des neuen Kulturstadtrats zu den Ausschreibungen wirklich ist. Er zitiert immer ein Bundesgesetz, auf das er sich beruft. Dort steht etwas ganz anderes. Das sind Wirtschaftsunternehmen, bei denen der Bund eine mehrheitliche Beteiligung hat. Aber sei's drum. Auch Theater sind Unternehmen, man kann, wenn man will, das einmal so interpretieren. Nur: Dort geht es um die Rücknahme des politischen Einflusses, um das Zurückdrängen des politischen Einflusses, dort geht es darum, meine Damen und Herren, dass der Politiker nicht den neuen Generaldirektor schon vor der Jurysitzung anruft und sagt: Sie sind es. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Wenn es stimmt - und es ist ja immer noch möglich, dass Hans Gratzer das wiederholt -, wenn es stimmt, dann ist das schon skandalös, dass man als Politiker am Montag Vormittag jemanden anruft und sagt: Sie sind es. Denn du hast richtig gesagt, das hätte nur die Josefstadt, wenn überhaupt, nach der Jurysitzung machen dürfen. Wenn es stimmt, dass es vor der Jurysitzung war, wo du nicht wissen konntest, ob der Gratzer herauskommt oder vielleicht der Paulus Manker oder vielleicht die Mercedes Echerer, die sich beworben hatten, dann ist das schlimm. Du wolltest ja unbedingt eine Frau, was ja herrlich ist, wenn man das ankündigt. Ja, warum ist die nicht zumindest zu einem Hearing eingeladen worden? Warum ist die Erstgereihte beim Theater der Jugend nicht drangekommen als Frau? - Das muss man sich dann schon fragen, wenn man gleichzeitig liest: Ich will eine Frau für diese Posten und für die künstlerischen Leitungen. Du hast heute x-Frauen aufgezählt für die kommerziellen Leitungen. Als Buchhalterinnen sind Frauen gut genug? - Nein, meine Damen und Herren, wir wollen künstlerische Leiterinnen in dieser Stadt haben. (Beifall bei der ÖVP. - Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 

Dieses Zickzack ist augenscheinlich: Fangen wir an mit "News", 22. Februar, der SPÖ-Kultursprecher im "News": "Ich halte nichts von einer Ausschreibung für ein Haus von der Bedeutung der Josefstadt." - Na gut.

 

"Format", 11. Juni - ich nehme an, der neue Kulturstadtrat hat dieses Interview des SPÖ-Kultursprechers gelesen -: Mailath-Pokorny: "Ich werde jedenfalls keine Findungskommission einsetzen, ich werde keine Ausschreibung veranlassen, dazu ist es zu spät." Dann war offensichtlich ein Gesinnungswandel. 27. Juni: "Ab sofort wird alles ausgeschrieben." Und was sagt der wendefähige SP-Kultursprecher? "Ausschreibung garantiert möglichst große Transparenz." 24. August 2001.

 

Und dann kommt die Passage von beiden "vom Gemauschel am Stammtisch, das nicht mehr Geltung haben soll für die Josefstadt". In der Koalitionszeit ist kein künstlerischer Leiter der Josefstadt bestellt worden, also muss sich das Gemauschel offensichtlich auf die Zeit davor beziehen. Ich würde dir empfehlen, da einmal mit denen zu reden, die vorher die Verantwortung für die Kulturpolitik getragen haben und denen du diesen immerhin schwer wiegenden Vorwurf machst, dass es jetzt kein Gemauschel mehr geben soll, wie das eben früher am Stammtisch der Fall war.

 

Meine Damen und Herren! Es ist auch vollkommen legitim, Vergleiche zu ziehen, weil Sie immer sagen, man soll keine Vergleiche ziehen. Na bitte, das Schauspielhaus ist auch ausgeschrieben worden. Wir haben ja mit einer neuen Ausschreibungskultur nicht nur begonnen, sondern wir haben sie auch beibehalten. Da darfst du dich nicht wundern, wenn sich für das Tanzhaus 50 Leute bewerben, für das Theater der Jugend 63, für das Schauspielhaus 77, für die Josefstadt 21 und für den Rabenhof 13. Das sagt ja alles. Bei keiner unserer Ausschreibung war nachher eine Entzweiung, waren wütende Distanzierungen, niemand hat gedroht, in einem Theater nicht mehr zu spielen, sondern es gab auch von den Unterlegenen anerkennende Briefe, meine Damen und Herren. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ich habe das gar nicht angezweifelt!)

 

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