Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 138
Gemeinde Wien ein Auffangen
stattfinden wird?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Ich glaube, eines kann man der Stadt Wien attestieren. Ich kann jetzt Ihre Frage
nicht mit auf den Tag genauen Zahlen konkret beantworten - das werden Sie
verstehen, es betrifft ein anderes Ressort und ist nicht wirklich unmittelbar
vorbereitet worden -, aber im Prinzip kann ich Ihnen sagen, dass in der Stadt
Wien über das hinaus, was zur Versorgung des eigenen Bereichs an
Ausbildungsplätzen angeboten wird und notwendig ist, Ausbildungssuchende
aufgenommen werden. Das ist ein Prinzip, von dem viele Unternehmungen - unter
dem Druck der Rationalisierung, sage ich - abgewichen sind. Sie sind eher den
entgegengesetzten Weg gegangen, nämlich zu sagen: Wir nehmen nicht einmal
diejenigen auf, die wir brauchen, sondern wir schauen, dass wir sie auf dem
Arbeitsmarkt ausgebildet bekommen.
Daher gibt es zunehmend das Bestreben, entsprechende
Ausbildungsverbünde zu finanzieren und zu fördern. Der WAFF hat ein solches
Arbeits- und Förderprogramm in der Vergangenheit für bestimmte Branchen
realisiert. Da hat man gesagt, dass es in einzelnen Bereichen das einzelne
Unternehmen nicht machen kann.
Die zweite Frage, die man dabei beantworten muss,
ist: Welche Garantie kannst du einem in diesem Bereich Ausgebildeten dafür
bieten, dass er auch als Ausgebildeter auf dem Arbeitsmarkt Arbeit finden wird?
- Unter diesem Gesichtspunkt bedauere ich einmal mehr - es ist nicht das erste
Mal, dass ich diese Kritik erhebe -, was auf Bundesebene geschieht. Dort hat
man derzeit bei einem Programm, das 15 000 Beamten-Planstellen weniger
vorsieht, eine viel zu geringe Aufnahmekapazität, um wirklich mit gutem Gewissen
sagen zu können: Wir bilden in unserem Bereich, in der öffentlichen Verwaltung,
mit dem Wissen aus, dass wir im eigenen Bereich nicht alle übernehmen können,
aber es gibt ja den Bundesbereich, der das sozusagen übernehmen könnte. Das
geht derzeit nicht.
Ungeachtet dessen glaube ich, dass wir uns durchaus
herzeigbar verhalten, insbesondere im Vergleich mit allen anderen kommunalen
Unternehmungen, Landesverwaltungen oder Gemeindeverwaltungen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die vierte Zusatzfrage wird von Frau
GRin Frauenberger gestellt. - Bitte.
GRin Sandra Frauenberger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Wir haben jetzt schon erläutert bekommen,
dass die Gemeinde Wien sehr aktiv ist. Mit 30 Millionen S wird
1 600 Jugendlichen eine Zukunftsperspektive gegeben. Schon in der ersten
Zusatzfrage ist von Frau GRin Vana auch der Themenbereich der Mädchen und
jungen Frauen erörtert worden. Das Problem bei jungen Frauen und Mädchen ist
ja, dass sie eigentlich eine sehr eingeschränkte Berufswahlmöglichkeit haben
und sich sehr oft auf traditionelle Mädchen- und Frauenberufe konzentrieren.
Meine Frage an Sie lautet konkret: Welche speziellen
Maßnahmen setzten wir, um jungen Mädchen und Frauen die Gelegenheit zu geben, eine
Zukunftsperspektive zu haben und Zukunftsberufe zu ergreifen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte, Herr Vizebürgermeister.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Ich möchte aus dem Arbeitsprogramm des WAFF, das für das kommende Jahr
beschlossen worden ist, drei Projekte herausgreifen und hier nennen.
Das ist zunächst "Amandas Matz". Das ist
kein neues Projekt, und vor nicht allzu langer Zeit hat ein Festakt
stattgefunden, in dem mit Recht auf die Erfolge dieses Projekts hingewiesen
werden konnte. Das ist eine arbeitsmarktpolitische Beratungsstelle für
erwerbslose und von Erwerbslosigkeit bedrohte Mädchen und junge Frauen. Diese
Initiative bietet, wie gesagt, sehr erfolgreich auch Berufs- und
Bildungsberatung in neuen Berufen an, es gibt dort Informationen über Leistungen
des AMS, Bewerbungstraining und so weiter. Das wird aus dem Budget des WAFF im
kommenden Jahr mit 3,7 Millionen S gefördert werden.
Ein weiteres Projekt ist "Radita", ein
Berufsvorbereitungs- und Berufsorientierungskurs für Mädchen aus Migrantenfamilien.
Dort liegt ja ein besonders zusätzliches Problem für die Betroffenen vor. Neben
der Bereitstellung von Berufs- und Arbeitsmarktinformation wird dort vor allem
die sprachliche Qualifikation verbessert, und nach Beendigung des Kurses gibt es
auch die Möglichkeit der Nachbetreuung und Berufsbegleitung. Das geschieht mit
1,8 Millionen S aus unserem WAFF-Budget und das Arbeitsmarktservice
gibt 3,5 Millionen S dazu.
Weiters verweise ich auf "Matadora":
Vorbereitungskurs und Berufsbegleitung für Mädchen in Technik, Handwerk und
Ökologie. Damit ist das Ziel verbunden, die von Ihnen angesprochene Enge der
Berufswahlmöglichkeit zu durchbrechen. Das Ziel besteht darin, die Chancen von
Mädchen und jungen Frauen in handwerklich-technischen Berufen zu verbessern.
Daher werden dort bestimmte Fachbereiche durchlaufen, Berufspraktika und
Exkursionen sollen einen Einblick in die zukünftige Arbeitsplatzsituation
verschaffen. Auch dort ist nach der Kursmaßnahme Unterstützung bei der Suche
nach einem Ausbildungsplatz oder der Vorbereitung auf das Aufnahmegespräch
vorgesehen. Das wird vom WAFF im kommenden Jahr mit 1,74 Millionen S
gefördert und auch da schießt das Arbeitsmarktservice 3,7 Millionen S
zu, sodass es ein durchaus ordentliches Paket ist.
Der Gesamtaufwand für den WAFF beträgt rund
5,2 Millionen S. Insgesamt sind es 14,5 Millionen S, die
dafür zusammenkommen - eine beachtliche Förderungsschiene!
Ich möchte zum Schluss darauf zurückkommen, dass Herr GR
Fuchs nebenbei erwähnt hat, dass es
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