Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 138
sich in der letzten Entwicklung
der Arbeitslosenzahlen eine wesentlich dramatischere Veränderung bei den
Arbeitsplätzen von Männern abzeichnet. Das hängt natürlich damit zusammen, dass
bestimmte Branchen wie etwa das Baugewerbe besonders davon betroffen sind; der
Anteil der Frauen, die in diesem Bereich tätig sind, ist relativ gering. Das
heißt, in der derzeit aktuellen Lage - nicht vom generellen Trend, sondern vom
aktuellen Trend her - sind die Männer stärker betroffen.
Das schließt nicht aus -
Sie wissen das, weil Sie ja Kuratoriumsmitglied sind -, dass wir uns in der
Kuratoriumssitzung des WAFF mit dieser Frage beschäftigt haben. Dort habe ich -
genauso wie auch Sie - darauf gedrungen, dass man diesem Akzent, dem Thema der
Beschäftigungssituation von Frauen, ungeachtet der aktuellen Entwicklung,
weiterhin hohe Aufmerksamkeit widmet. Es finden sich auch im Arbeitsprogramm
des WAFF eine Reihe von Projekten, die diesem Thema gewidmet sind.
Ich kann mich daran
erinnern, dass ich in der Kuratoriumssitzung den Beschlusstext dahingehend habe
ändern lassen, dass neben der Frage der Jugendarbeitslosigkeit auch die Frage
geprüft werden soll, ob noch zusätzliche, frauenorientierte Projekte im Arbeitsprogramm
untergebracht werden können.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke.
- Die zweite Zusatzfrage wird von Herrn GR Fuchs gestellt. - Bitte.
GR Georg Fuchs (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Stadtrat!
Kürzlich hat
Nationalratspräsident Fischer im Rahmen eines EU-Besuchs die Maßnahmen der
Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit als beispielhaft
hervorgehoben. Es wurden dafür, wie Sie richtig gesagt haben, sehr rasch
100 Millionen S zur Verfügung gestellt. Selbstverständlich ist das
nicht alles, und auch Wien muss dazu seinen Beitrag leisten.
Ich möchte darauf
aufmerksam machen, dass Jugendarbeitslosigkeit nur mit Unterstützung von
gesunden Betrieben bekämpft werden kann. Gesunde Betriebe dürfen nicht so stark
belastet werden. Es gibt jedoch viele Belastungen im Baugewerbe und
Baunebengewerbe, vor allem durch verschiedene Gebühren, die die Stadt Wien
einhebt.
Ich frage Sie daher:
Glauben Sie nicht auch, dass eine einseitige starke Belastung dazu führt, dass
die Jugendarbeitslosigkeit verstärkt wird, weil Betriebe viel zu schwach sind?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte,
Herr Vizebürgermeister.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Herr Gemeinderat!
Ich habe in Gesprächen mit
dem Präsidenten der Wirtschaftskammer bisher immer den Eindruck bekommen, dass
es nicht ausschließlich oder vorrangig die strukturelle Schwäche der
Wirtschaftsunternehmen in Wien ist und dass in den letzten Jahren - das möchte
ich auch bestätigen - eine Reihe von Strukturreformen durchgeführt worden ist,
die die Stärke der Wiener Wirtschaftsbetriebe deutlich gemacht hat. Daher würde
ich diese Kritik an den Wirtschaftsunternehmen in Wien nicht teilen.
Dass es generell
wünschenswert wäre, wenn die Steuer- und Abgabenquote in Österreich niedriger
wäre, als sie durch die Bundesregierung herbeigeführt worden ist, liegt auf der
Hand. Auch dass sich jeder wünscht, dass auf allen Gebieten quasi der andere
die Vorreiterrolle einnimmt, verstehe ich. Dass Sie als Mandatar einer Partei,
die in der Bundesregierung vertreten ist, ein bisschen einäugig die relativ
kleine Auswirkung der Belastungsmöglichkeiten in Wien in keine Relation stellen
mit den dramatischen Fragen, die sicher in der Steuerpolitik der
Bundesregierung liegen, ist sozusagen durch die parteipolitische Brille
bedingt. Das können Sie mir genauso unterstellen, indem Sie sagen: ihr seid auf
Bundesebene in Opposition. Ich glaube, das führt uns nicht weiter.
Dass man - durchaus
akkordiert - konkret überlegen soll, wie man Unternehmen entlasten kann, halte
ich für richtig. Ich bedauere es daher, dass immer wieder zu erkennen ist, dass
der Finanzminister an einem derartigen, durchaus auch österreichweiten,
gemeinsamen Vorgehen einer Entlastung nicht interessiert ist. Denn jeder
Vorschlag, eine Steuerreform zu machen, wird mit dem Hinweis auf das
Nulldefizit abgewiesen. (GR Georg Fuchs: Es gibt in Wien ...
Belastungen!) Insofern kann ich durchaus meine Bereitschaft erklären: Wenn
es eine große, österreichweite Initiative zur Entlastung von Unternehmungen
gibt, wird sich die Wiener Politik nicht einer bundespolitischen Initiative zur
Steuerreform entziehen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die dritte Zusatzfrage wird von Herrn
GR Römer gestellt. - Bitte.
GR Johann Römer (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Vizebürgermeister!
Es ist unbestritten, dass
weitere Ausbildungen zu einem späteren Zeitpunkt unter Nachholen von
Ausbildungen, zu denen man vorher keine Möglichkeit hatte, eine Aufgabe der
öffentlichen Hand sind. Auf der anderen Seite ist unbestritten, dass dem dualen
Ausbildungsprinzip der Vorzug gegeben werden soll, und zwar gleichzeitig im
Betrieb und in der Schule. Das Auffangnetz kann so, wie wir es in den letzten
Jahren überall gehabt haben, nur noch als notwendige Ergänzungsmaßnahme - ich
würde sagen: als Notmaßnahme - angesehen werden, soll aber nicht der Regelfall
werden. Daher muss es unser Bestreben sein, so viele Jugendliche wie möglich in
die Betriebe zu kommen. Deshalb ist auch die Frage zu stellen, inwieweit die
Gemeinde Wien angesichts der derzeitigen Situation entsprechend aktiv geworden
ist.
Ich frage Sie daher:
Hat die Gemeinde Wien in diesem Herbst mehr Lehrlinge als in der Vergangenheit
aufgenommen, beziehungsweise ist noch daran gedacht, rückständigen
Lehrstellensuchenden hier eine Möglichkeit zu geben, sodass zum Teil durch die
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