Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 138
nur deshalb, weil das
zukunftsträchtig ist und auch zukunftstüchtige Arbeitsplätze schafft und sichert,
sondern weil es auch der Wirtschaft selbst sehr wichtig ist. Ich beziehe mich
da auf ein Forderungsprogramm der Wiener Industrie für einen Standort mit
Zukunft. Aus einer Umfrage, in der Stärken und Schwächen Wiens abgefragt wurden
- wobei die Stärken durchaus sehr, sehr gut weggekommen sind -, ist hervorgegangen,
dass die Wiener Industrie sehr wesentliche Forderungen erhebt, hinsichtlich der
Unterstützung von Innovation, nämlich konkret durch finanzielle Anreize zur
Anhebung der Forschungsquote, durch Bereitstellung ausreichender Förderungsmittel
und auch in Form von stärkerer Vernetzung durch Unterstützung von Kooperationen
zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.
Das ist nicht
neu, das wissen wir schon, es ist trotzdem notwendig, dass dem sehr viel
Augenmerk beigemessen wird und dass wir mit dieser Schiene, die jetzt neu
gestaltet wurde, sehr stark darauf eingehen. Ich entnehme dieser Untersuchung
aber auch - es war ja eine Befragung von Wiener Industriebetrieben mit einer
sehr hohen Beteiligungsquote -, dass unter den Kritikpunkten jene einen sehr
hohen Stellenwert einnehmen, die festhalten, dass die Betriebskosten
beziehungsweise die Abgaben in Wien zu hoch sind. Und wenn man die Schwächen
Wiens nach der Häufigkeit der Nennungen reiht, so kommen die Klagen über
Steuern und Abgaben bereits an dritter Stelle hinter der Verkehrssituation und
der Bürokratie.
Und da komme
ich jetzt auf die Gegenposition zu sprechen. Wir bemühen uns, ein anständiges
Wirtschaftsförderungsinstrumentarium zu kreieren und auch zu dotieren, auf der
anderen Seite werden den Betrieben zum Beispiel in Form eines - ich bezeichne
es als Stromsteuer - erheblichen KWK-Zuschlags zum Strompreis wiederum Hürden
errichtet und Prügel vor die Füße geworfen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Einer
Aufstellung ist zu entnehmen, dass die Steuern und Abgaben auf Strom in Wien im
Bundesländervergleich und auch im österreichischen Städtevergleich bei weitem
am höchsten sind. Das ist nicht nur ein Wehrmutstropfen für die Betriebe
selbst, sondern das ist auch ein erheblicher Standortnachteil, und das - ich
habe es hier auch schon einmal gesagt - entwertet unsere Bemühungen um
Wirtschaftsförderung, um Unterstützung des Wirtschaftsstandorts, wenn ich auf
der anderen Seite Standortbenachteiligungen zulasse, die in erhebliche
Belastungen münden.
Von den
900 Millionen S, die Wienstrom
insgesamt an KWK-Zuschlag zufließen, kommen immerhin 400 Millionen S
von der Wirtschaft im Großraum Wien. Ich habe mich erkundigt, und es gibt ja
auch einige Klagen von Unternehmungen, die sich selbst geoutet haben. Ich nenne
dennoch keine Namen. Aber es gibt einzelne Unternehmungen, die Stromgroßabnehmer
sind, die zweistellige Millionenbeträge im Jahr mehr ausgeben müssen. Ich habe
hier Angaben, die zwischen 17 Millionen S und
54 Millionen S per anno liegen.
Nicht nur,
dass das von der absoluten Höhe her zu viel und eine Zumutung für die Wiener
Wirtschaft ist, möchte ich es auch in Relation setzen zu dem, was wir heute
beschließen. Wir beschließen für den gesamten Bereich, der sich im Konzept
"wiennovation" nennt - das heißt, das ist die Unterstützung
der betrieblichen Forschung und Entwicklung, das ist die Unterstützung der
Technologiekooperation, das ist die Unterstützung der start-ups und von
Kooperationsprojekten auch über die Landesgrenze hinaus im Bereich der
Biotechnologie -, heute Mittel in der Höhe von 36,4 Millionen S
jährlich. Und jetzt setzen Sie das, meine Damen und Herren, in Relation zu
Belastung einzelner Betriebe mit dem KWK-Zuschlag. Wenn ein Betrieb im Jahr bis
zu 54 Millionen S Mehrkosten hat (GR
Peter Juznic: Das stimmt ja nicht, was Sie hier reden!) - das stimmt sehr
wohl, das ist sogar schriftlich festgehalten; und das, was ich hier vorgelesen
habe an Dotation, beschließen Sie heute mit, Herr Abgeordneter -, dann stimmen
die Relationen nicht.
Eine
Anfechtungswelle bis hin zu parlamentarischen Initiativen, wie wir heute den
Zeitungen entnehmen können, ist bereits angerollt, und ich bin sicher und hoffe
auch, dass die Wiener Wirtschaft von dieser exorbitanten Belastung befreit
wird. -Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR
Günther Reiter: Zum Wort gemeldet
ist Herr StR DDr Schock. Ich erteile es ihm.
StR DDr Eduard
Schock: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Es ist in der
Präsidiale dieser Tagesordnungspunkt zur Schwerpunktdebatte der heutigen Tagesordnung
erklärt worden, und ich glaube, wir sollten daher doch den Versuch unternehmen,
heute auch ein bisschen über unseren eigenen Tellerrand in Wien hinauszuschauen.
Wir sollten uns zum Beispiel anschauen, was andere Gebietskörperschaften in der
momentanen Konjunkturflaute wirtschaftspolitisch unternehmen. Wir sollten uns
anschauen, was etwa die Bundesregierung unternimmt, um in dieser Konjunkturflaute
durch wirtschaftspolitische Maßnahmen gegenzusteuern. (VBgm Dr Sepp Rieder: Da sind wir aber schnell fertig!)
Meine Damen
und Herren! Es ist in den letzten Wochen sehr oft das Gespenst einer Rezession
an die Wand gemalt worden, und es waren vor allem sozialdemokratische
Politiker, aber auch grüne Politiker, die diese Rezession eigentlich fast herbeigesehnt
haben. Es haben sich die Aussichten der Weltwirtschaft seit den Attentaten vom
11. September natürlich sehr verschlechtert. Es sind die USA mittlerweile
in einer Rezession, es ist auch in Japan die Wirtschaftsleistung eingebrochen,
auch Japan befindet sich derzeit in einer tiefen Rezession.
Auch in der
Europäischen Union hat sich die Stimmung der Unternehmer, aber auch die
Stimmung bei den Konsumenten verschlechtert, aber nach den jüngsten Prognosen,
die etwa diese Woche von den
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