Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 138
internationalen
Wirtschaftsforschern veröffentlich worden sind, können wir doch die Hoffnung
haben, dass der europäische Raum, dass die Euro-Zone im Speziellen knapp aber
doch an dieser Rezession vorbeigehen wird. (GR
Christian Oxonitsch: Warum glauben Sie, dass wir unterschiedlich sind?)
Meine Damen
und Herren! Wir können uns von dieser Entwicklung natürlich nicht abkoppeln. Wir
stehen aber heute, verglichen mit unseren Nachbarn etwa, immer noch relativ gut
da. Österreich hat die viertniedrigste Arbeitslosenrate in der Europäischen
Union und unser Wirtschaftswachstum ist zum Beispiel auch immer noch doppelt so
hoch, als bei unseren Nachbarn in Deutschland. Wir gehören damit zu den
wirtschaftlichen Spitzenreitern in dieser Europäischen Union, und ich bin fest
davon überzeugt, dass die Finanzpolitik dieser Regierung die Voraussetzung
dafür geschaffen hat, denn diese neue Finanzpolitik, der Stopp der
Schuldenpolitik, war die Voraussetzung dafür, Österreich wieder interessant zu
machen, für internationale Investoren und für Firmen aus dem Ausland. (GR Christian Oxonitsch: 0,9 Prozent
Wirtschaftswachstum! Das ist so positiv?)
Meine Damen
und Herren! Diese Politik wird ja auch international honoriert. Wir haben uns
etwa in den Länder-Ratings deutlich verbessert. Beim Länderrisiko etwa ist
Österreich in den letzten zwei Jahren vom weltweit zehnten Rang auf den achten
Platz aufgerückt. Wir konnten damit in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
bereits Staaten wie etwa Frankreich, aber auch Finnland und sogar Deutschland
überholen.
Meine
Damen und Herren! Durch diesen gemeinsamen Erfolg der Steuerzahler, aber auch
der Länder, der Gemeinden und natürlich auch der Regierung ist es gelungen,
dieses Nulldefizit bereits im heurigen Jahr zu erreichen. Wir konnten damit
jenen Spielraum schaffen, den wir brauchen, um genau jetzt in der
Konjunkturflaute bei langsameren Wachstumsraten Gegenmaßnahmen zu setzen, und
diese treten auch in Kraft. Am 1. Jänner tritt das Kindergeld in Kraft und
dieses Kindergeld wird die Kaufkraft in Österreich um 9 Milliarden S
pro Jahr erhöhen.
Meine Damen
und Herren! Die Bundesregierung hat aber auch im Parlament ein zusätzliches
Konjunkturbelebungspaket vorgelegt. Durch dieses Konjunkturbelebungspaket
werden 12 Milliarden S zusätzlich zur Konjunkturbelebung mobilisiert.
So wird etwa der Rahmen für die Infrastruktur von heuer
31 Milliarden S auf 38 Milliarden S in den nächsten Jahren
angehoben. Es gibt zur Förderung von Unternehmensgründungen steuerliche
Erleichterungen, etwa für Betriebsnachfolger. Zur Stimulierung einer
Gründeroffensive wird die Bundesregierung auch das Eigenkapital von
Unternehmensgründern, das ja in der Unternehmensgründungsphase immer sehr knapp
ist, durch einen neuen Venture-Kapitalfonds verdoppeln. Es wird der ERP-Fonds
seine Zinsen senken.
Auch für die
Bauwirtschaft ist ein ganz spezielles Konjunkturpaket geschnürt worden. Es wird
eine zusätzliche Hochbau-Milliarde in Österreich geben. Die
Bundesimmobiliengesellschaft wird 2 Milliarden S an
Bundeshochbauinvestitionen vorziehen, und es wird zur Belebung der privaten
Hochbauinvestitionen auch steuerliche Anreize geben. Um dem Konjunkturabschwung
gegenzusteuern, wird es eine auf das Jahr 2002 befristete vorzeitige
Abschreibung für bauliche Objekte geben. Diese vorzeitige Abschreibung von
10 Prozent wird es nur im nächsten Jahr, also nur 2002, geben, und sie
wird daher ganz konkret ermöglichen, eben Bauinvestitionen jetzt mitten in der
Konjunkturflaute anzuregen.
Meine Damen
und Herren! Es wird auch ganz konkrete Maßnahmen für den Forschungs- und
Technologiestandort geben. Der Forschungsfreibetrag wird erhöht, der
Bildungsfreibetrag wird angehoben. In diesem Bereich gibt es auch eine gerade
im Wirtschaftsabschwung, in der Konjunkturflaute ganz wesentliche zusätzliche
Maßnahme, nämlich wahlweise zu diesen neuen Steuerfreibeträgen auch direkte
Steuerprämien. Denn wir wissen ja alle, dass im Wirtschaftsabschwung natürlich
viele Unternehmen gar keine Gewinne schreiben, sondern bestenfalls ausgeglichen
bilanzieren oder sogar Verluste ausweisen. Und wo kein Gewinn ist, da kann
natürlich auch kein Steuerfreibetrag helfen, weil der ja nur bei einem Gewinn
geltend gemacht werden kann. Und genau für diese Betriebe, die mit der
Konjunkturflaute ganz besonders kämpfen, wird es eben jetzt im Abschwung eine
steuerliche Prämie geben, nämlich eine Forschungsprämie in der Höhe von
3 Prozent und eine Bildungsprämie in der Höhe von sogar 6 Prozent.
Von diesen neuen Prämien werden genau jene Betriebe profitieren, die wegen
ihrer schlechten Ertragslage von den Steuerfreibeträgen eigentlich nichts
hätten.
Meine Damen
und Herren! Im Wirtschaftsabschwung steigen die Arbeitslosenzahlen in ganz
Europa. Die Regierung wird als Gegenreaktion darauf die Mittel für das
Arbeitsmarktservice deutlich aufstocken, auch gegenüber dem heurigen Jahr
deutlich aufstocken. Nächste Woche wird ja bereits der entsprechende Beschluss
im Verwaltungsrat des AMS gefasst. Es werden die Mittel auf über
11 Milliarden S im nächsten Jahr aufgestockt. Speziell die Mittel für
die aktive Arbeitsmarktpolitik werden im nächsten Jahr um
600 Millionen S aufgestockt. Neu sind dabei etwa Arbeitsstiftungen
für die von der Konjunkturkrise besonders betroffene Bauwirtschaft, aber auch
Arbeitsmarktstiftungen, etwa für die von der Entlassung bedrohten
Semperit-Arbeiter.
Meine Damen und
Herren! Wir haben bereits in der Budgetdebatte sehr ausführlich über das
angebliche Wiener Gegenmodell diskutiert, und ich meine, wenn man den heutigen
Beschluss etwas genauer analysiert, dann liegt das Gegenmodell doch sehr klar
vor uns. Dieses Gegenmodell bedeutet einerseits eine Budgetkürzung für die
Wirtschaftsförderung in Wien und andererseits den Versuch, die Belastung in Zu-
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