Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 138
einzigen neuen
zusätzlichen Antrag. Dieser heutige Beschluss kann keine einzige zusätzliche
Investition in Wien mobilisieren. Ganz im Gegenteil! Wir verschlechtern
gleichzeitig ab 1. Jänner 2002 die Richtlinien und es wird daher ab
1. Jänner 2002 für echte neue, für echte zusätzliche Investitionen sogar
weniger Geld als bisher geben. Es werden daher mitten im Wirtschaftsabschwung
die Anreize verschlechtert. Es werden die Anreize verschlechtert, Investitionen
im nächsten Jahr zu planen.
Es ist dieser
heutige Beschluss daher auch konjunkturpolitisch falsch. Er ist falsch, weil er
die Erwartungshaltung der Unternehmer in Wien sehr negativ beeinflusst. Die
freiheitliche Fraktion wird daher auch aus diesem Grund bei ihrem Nein zum
heutigen Beschluss bleiben. (Beifall bei
der FPÖ.)
Meine Damen
und Herren! Wie schaut nun die Kürzung der Richtlinien bei den einzelnen
Aktionen ab dem nächsten Jahr aus?
Die Telematik-
und C-Tech-Aktion wird ersatzlos auslaufen. Damit wird es für die
Informationstechnologie in Wiener Klein- und Mittelbetrieben in Hinkunft keine
eigene Förderungsschiene mehr geben. Auch unsere innovativen Betriebe werden
sich darüber freuen, dass die Innovationsförderung bereits mit
30. September 2001 ausgelaufen ist. Das ist ganz besonders problematisch,
weil diese Innovationsförderung die letzte Möglichkeit für uns war, konform mit
den EU-Richtlinien auch noch große Betriebe in Wien zu fördern. Sonst können
wir ja auf Grund des engen Korsetts der Richtlinien der Europäischen Union in
der Stadt überhaupt nur mehr Kleinbetriebe, etwa nach der "de
minimis"-Regel, fördern. Mit der Technologieförderung konnten wir auch
noch mittleren und größeren Betrieben etwa eine Zusage in der Höhe von
20 Millionen S geben und diese Betriebe im Standortwettkampf mit dem
Umland damit auch oft in der Stadt halten.
Mit dem
Auslaufen dieser Innovationszuschüsse wird die Stadt in Hinkunft einen ganz
wesentlichen Konkurrenznachteil, einen neuen Konkurrenznachteil gegenüber dem
Umland haben. Die Abwanderung der Wiener Betriebe wird sich durch die
Streichung dieser Innovationszuschüsse fortsetzen und weiter verstärken.
Herr Stadtrat,
aber auch Herr GR Strobl! Ich glaube, auch unsere kleinen Greißler werden sich
über Ihren heutigen Beschluss sehr freuen. Sie werden sich bedanken, dass die
Zuschüsse für die Nahversorger von 20 auf 10 Prozent halbiert werden. Sie
werden sich bedanken, dass der maximale Förderungszuschuss immer weiter
herabgesenkt wird. Er hatte ursprünglich einmal 700 000 S pro
Nahversorgungsbetrieb betragen. Diese 700 000 S sind schon in einem
ersten Schritt - das war vor zwei Jahren - auf 350 000 S halbiert
worden. Im Vorjahr wurde weiter reduziert auf 275 000 S und heuer
wird in einem dritten Kürzungsschritt dieser Zuschuss für unsere Nahversorger
weiter auf maximal 10 000 EUR, also auf 140 000 S etwa, gesenkt.
Somit gibt es innerhalb von zwei Jahren eine Gesamtkürzung von
700 000 S auf nur mehr 140 000 S ab 1. Jänner 2002. Ab
1. Jänner 2002 wird diese Förderung für unsere Nahversorgungsbetriebe
daher genau nur noch ein Fünftel der alten Förderung ausmachen.
Die Betriebe
werden sich auch darüber freuen, dass der Fonds ohne Angabe von Gründen,
einfach aus Budgetnot, in Hinkunft jede Förderung noch einmal um die Hälfte
kürzen kann.
Besonders
freuen werden sich über den heutigen Beschluss auch die Wiener Jungunternehmer.
Die Wiener Jungunternehmer, jene Menschen, die einen neuen Betrieb in der Stadt
gründen oder übernehmen wollen, die werden mit Wehmut daran denken, dass es
noch vor vier Jahren eine eigene Gründungsprämie in Wien gegeben hat. Sie
werden sich mit Wehmut an diese alte 30-prozentige Prämie erinnern.
Herr Stadtrat!
Herr GR Strobl! Was bleibt in Wirklichkeit von dieser Wiener Gründungsprämie
nach dem heutigen Beschluss noch übrig? - Wir haben ja auch diese Prämie
bereits im Vorjahr von 30 auf 15 Prozent halbiert und mit dem heutigen
Beschluss werden wir diese Prämie noch einmal von 15 Prozent derzeit weiter
auf 3 Prozent reduzieren, also insgesamt von 30 Prozent früher auf
nur mehr 3 Prozent. Die neue 3-prozentige Prämie wird daher nur mehr ein
Zehntel der alten 30-prozentigen Prämie ausmachen.
Unsere
Jungunternehmer werden sich sicher ganz besonders über diesen Beschluss freuen,
sie werden sich ganz besonders über Ihr Weihnachtsgeschenk freuen. Es ist
vielleicht ein kleiner Trost, dass hier der Bund mit seiner Prämie einspringt.
Die Bürges gewährt ja zumindest einen 7-prozentigen Gründungszuschuss und die
Stadt wird sich eben in Hinkunft nur mehr mit 3 Prozent an diese 7-prozentige
Prämie des Bundes anhängen.
Herr
Finanzstadtrat! Sie haben unsere heutige Ablehnung in einer Presseaussendung
als Protest bezeichnet.(VBgm Dr Sepp
Rieder: Wahrscheinlich ein zu harmloser Begriff!) Sie haben gemeint, das
Verhalten der Freiheitlichen schädigt den Wirtschaftsstandort, und der GR
Strobl hat sich sogar zum Kämpfer - das zitiere ich jetzt wörtlich - für die
vielen kleinen, fleißigen und ehrlichen Wirtschaftstreibenden gemacht. Aber ich
glaube, Herr GR Strobl, die Wirtschaftstreibenden dieser Stadt werden Ihnen das
nicht glauben, die Wirtschaftstreibenden werden sich ihre eigene Meinung über
diesen heutigen Beschluss bilden, denn die Wirtschaft wird die neuen Förderungsrichtlinien
sehr bald, nämlich ab dem 1. Jänner 2002, am eigenen Leib zu spüren
bekommen.
Herr StR Rieder! Sie
handeln da offenbar nach dem Motto: "Angriff ist die beste
Verteidigung." Sie wollen der Öffentlichkeit Sand in die Augen streuen. (VBgm Dr Sepp Rieder: Nein, das überlasse
ich Ihnen, das Sandstreuen! Sandstreuen überlasse ich Ihnen!) Sie
verbreiten dieses Märchen von der Wirtschaftsförderung auch noch in ganz teuren
Broschüren, etwa in
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