Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 138
Es hat Kollegin
Rothauer bereits auf die neue Stromsteuer verwiesen, die seit 1. November
2001 ein ganz gewaltiger Konkurrenznachteil, vor allem für unsere Wiener
Industrie, ist.
Der zweite
hausgemachte Konkurrenznachteil kommt heute dazu. Durch diese massive Förderungskürzung
werden vor allem unsere Klein- und Mittelbetriebe ab dem nächsten Jahr einen
ganz gewaltigen hausgemachten zusätzlichen Konkurrenznachteil, etwa gegenüber
Niederösterreich, haben.
Herr Stadtrat,
ich fordere Sie daher auf, nehmen Sie doch wenigstens diese hausgemachten
Nachteile zurück! Nehmen Sie die Wiener Stromsteuer zurück und nehmen Sie auch
die heutige Förderungskürzung zurück! (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine Damen
und Herren! Warum wird denn die Wirtschaftsförderung eigentlich so massiv gekürzt?
- Wir müssen so massiv kürzen, weil sich die Stadt die alte
Wirtschaftsförderung nicht mehr leisten kann. Das hat dazu geführt, dass der
Fonds bereits zugesicherte Förderungen aus Geldnot gar nicht mehr auszahlen konnte.
Viele betroffene Unternehmer haben sich schon den Rechtsweg überlegt. Viele
Wiener Unternehmern haben sogar bereits daran gedacht, die Stadt auf die
Einhaltung ihrer Förderungszusage zu klagen.
Man muss sich
hier etwa die Folgen für einen Jungunternehmer anschauen. Wenn ein Jungunternehmer
nach den alten Richtlinien und nach einem ausführlichen Gründungscheck durch
den Fonds eine Zusage bekommt, dann geben ihm seine Hausbanken im Vertrauen auf
diese Förderungszusage der Stadt zusätzliche Kredite. Wenn dann die Stadt aus
Budgetnot ihre Zusage nicht erfüllen kann, wenn sie die Förderung nicht auszahlen
kann, dann bricht natürlich der gesamte Finanzierungsplan zusammen und diese Unternehmensgründung
in Wien ist damit gescheitert.
Das ist genau
der Grund, warum wir heute diese Richtlinien so massiv verschlechtern müssen.
Wir müssen sie verschlechtern, damit in Zukunft nie wieder so ein großer Berg
von Förderungszusagen entstehen kann. Wir müssen die Wirtschaftsförderung verschlechtern,
damit der Fonds diese Mittel der Sonderfinanzierung in den Jahren 2003 und 2004
- darauf hat ja auch meine Vorrednerin bereits hingewiesen - wieder zurückzahlen
kann.
Meine
Damen und Herren! Es ist uns mittlerweile allen bewusst, dass diese
Sonderfinanzierung heute nur ein Kredit an den Fonds ist. Nach dem Beschluss
des Präsidiums des Wirtschaftsförderungsfonds vom Juli muss der Fonds diese
220 Millionen S zurückzahlen. Er muss sie in zwei Transchen in den
Jahren 2003 und 2004 zurückzahlen. Das Präsidiumsprotokoll hält ganz ausdrücklich
fest, dass die Wirtschaftsförderung gekürzt werden muss. Die Wiener Wirtschaftsförderung
wird dadurch eben verringert. Ich zitiere jetzt wortwörtlich aus dem Protokoll
des Wirtschaftsförderungsfonds vom 17. Juli, wo es heißt: "Am
17. Juli ist ausdrücklich beschlossen worden, dass sich die Mittel für die
Wiener Wirtschaftsförderung in den Jahren 2003 und 2004 um jeweils
110 Millionen S verringern werden." - Soweit das Zitat, meine
Damen und Herren.
Lassen Sie
mich jetzt noch einmal zurückkommen zu diesem Märchen vom Rekordbudget. Schauen
wir uns doch an, wie sich die Budgetvolumina in den einzelnen Aktionen
tatsächlich entwickeln werden. Die Innovationsförderung wird abgeschafft. Für
die waren bisher 93 Millionen budgetiert.
Für die neue
Schiene, die "wiennovation", werden nur noch
36 Millionen vorhanden sein. Die Wiener Strukturverbesserungsaktion wird
gekürzt. Dafür waren zuletzt 90 Millionen S pro Jahr reserviert, ab
nächstem Jahr werden es nur mehr 60 Millionen S sein.
Die Telematik-
und C-Tech-Aktion läuft ersatzlos aus. Damit wird den Wiener Klein- und Mittelbetrieben
immerhin ein Volumen von 90 Millionen S ersatzlos weggenommen. Diese
90 Millionen S fallen ersatzlos dem Rotstift zum Opfer.
Die
Unternehmensgründungsaktion wird von 40 auf 7 Millionen S
herabgekürzt. Die Wiener Unternehmensgründer werden sich ganz besonders darüber
freuen, dass für sie in Hinkunft nur mehr ein Fünftel des alten Volumens
reserviert ist. Sie werden sich ganz besonders darüber freuen, dass die
Unternehmensgründer der Stadt in Hinkunft genau noch 7 Millionen S
pro Jahr wert sind.
Auch unsere
kleinen Greißler, die Nahversorger, werden sich über den heutigen Beschluss
freuen. Für unsere Nahversorger waren im Vorjahr noch 72 Millionen S
budgetiert, heuer sind es immerhin noch 40 Millionen S und im
nächsten Jahr werden diese Mittel noch einmal halbiert auf nur mehr
20 Millionen S. Die Kürzung erfolgt also von 72 Millionen S
im Vorjahr, auf 20 Millionen S im nächsten Jahr, und unsere kleinen
Nahversorger, die Greißler, Trafikanten, unsere Papiergeschäfte, Bekleidungshändler,
aber auch unsere Gasthäuser und Wiener Kaffeehäuser werden in Zukunft nicht
einmal mehr ein Drittel dieses Budgets haben, sie werden in Zukunft mit ganzen
20 Millionen S pro Jahr auskommen müssen.
Meine Damen
und Herren! Insgesamt wird im Bereich der klassischen Klein- und
Mittelbetriebsförderung das Volumen von 350 Millionen S auf nur mehr
130 Millionen S gekürzt, und es kann daher dieser heutige Beschluss
natürlich auch konjunkturpolitisch überhaupt nichts bringen. Durch diese
Sonderfinanzierung kann - im Gegensatz etwa zu den Maßnahmen der
Bundesregierung - im nächsten Jahr keine einzige zusätzliche Investition
mobilisiert werden, denn die heutige Finanzierung dient - das steht
ausdrücklich hier auf diesem grünen Antrag, der Ihnen allen vorliegt, auf
diesem grünen Zettel in der Tagesordnung - ausschließlich zur Finanzierung von
alten Anträgen aus dem Jahre 2001.
Dieser heutige
Beschluss ermöglicht daher keinen
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