Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 138
stark ist. Aber in
vielen Bezirken im westlichen Wien, bis hinüber zum 3. Bezirk und zum
11. Bezirk, aber auch im 21. und 22. Bezirk, berichten die Menschen
von Lärmbelastungen, die teilweise und vor allem in der Nacht so hoch sind,
dass die Leute nicht schlafen können.
Nun, da kann
es für uns Politikerinnen und Politiker nicht einfach so sein, dass wir sagen:
dann schlafen sie eben nicht!, weil Lärm und Schlafentzug mit Sicherheit
volkswirtschaftliche Auswirkungen haben werden, weil die Leistungskraft der
Bevölkerung, vor allem, wenn sie unter Schlafentzug leidet, garantiert absinkt.
Ich bin sehr froh darüber, dass die Frau Gesundheitsstadträtin jetzt auch im
Raum ist - sie hört mir zwar gerade nicht zu, aber man kann sie ja zu einem
anderen Zeitpunkt darauf hinweisen. Schlafentzug führt zu Krankheit, das wird
auch von den Ärzten so bestätigt.
Es ist daher
auch wichtig, dass sich der Gesundheitsausschuss und die zuständige Stadträtin
damit auseinander setzen. Das ist derzeit nicht der Fall und bislang nicht der
Fall gewesen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich das einmal im
Gesundheitsausschuss erwähnt habe. Damals war noch StR Rieder Stadtrat für
Gesundheit. Da habe ich das einmal angeführt, dass da möglicherweise eine größere
Gesundheitsbelastung auf die Menschen zukommt. Das war ihm zumindest nicht
geläufig und es ist auch bis dato kein Thema in Wien.
Wir sind aber
der Meinung, dass die Politik dazu da ist, sich mit derartigen Entwicklungen
auseinander zu setzen. Es hat sich der Stadtrat für Wohnen damit auseinander zu
setzen, und in diesem Zusammenhang verweise ich auf einen sehr merkwürdigen
Folder, der das Wohngebiet am Leberberg als ein ruhiges Wohngebiet am Rande der
Stadt anpreist. - Nun, dort kommen teilweise die Flugzeuge alle Minuten herein,
verursachen Lärm im größten Ausmaß, und zwar auch in der Nacht. Das heißt, man
muss sich damit auseinander setzen.
Es ist weiters
der Planungsstadtrat dazu aufgefordert, der sich bislang nur positiv zum
Masterplan und zur Entwicklung des Flughafens geäußert hat, und ebenso selbstverständlich
der Finanzstadtrat.
Unserer
Meinung nach kann sich die Politik in Zukunft nicht derart aus der Affäre
ziehen, die ganze Sache ignorieren und sich auf Nichthandeln zurückziehen. Es
ist mir schon klar, dass, wenn man gleichzeitig Aktionär des Flughafens ist,
dann möglicherweise ein Interessenkonflikt entsteht. Ich mache Sie aber nachdrücklich
darauf aufmerksam, dass die Bevölkerung ein Recht darauf hat, dass man sich mit
diesem Problem ernsthaft beschäftigt. Wenn Sie die Menschen in Wien fragen, was
sie an ihrer Heimatstadt am meisten stört, dann kommen zwei Dinge: erstens der
Lärm und zweitens der Hundekot. In beiden Punkten haben Sie bis jetzt
vollkommen versagt. Wien ist a) verdreckt und wird b) immer lauter. Sie sind
daher aufgerufen, diesbezüglich einmal ernsthaft Handlungen zu setzen.
Ein
Allerletztes zu diesem Mediationsverfahren. Es kann nicht so sein, dass die
Politik sich zurückzieht und sagt: Wir befassen uns nicht mit dem Ausbau des
Flughafens, und wenn die Bevölkerung etwas will, wenn sie zum Beispiel der Lärm
oder die Entwicklung im Luftraum ober Wien stört, dann soll sie sich innerhalb
eines Mediationsverfahrens eben mit dem Flughafen auseinander setzen. - So wird
es nicht gehen!
Ich habe das
Mediationsverfahren bislang als eine einzige wirklich riesengroße Einrichtung
zur Beschäftigung der Bürgerinitiativen und derer, die dort eingebunden sind,
erlebt. Nun, das ist nicht sehr viel. Ich denke, die Bürgerinnen und Bürger
dieser Stadt haben durchaus ein Recht, dass man sich in einer angemessenen Art
und Weise mit ihnen auseinander setzt. Das heißt, die Politik muss sich damit
befassen. (Zwischenruf des GR Godwin
Schuster.) Ja, das ist eine vehemente Kritik und diese vehemente Kritik
halte ich aufrecht. Es sind schon andere Mediationsverfahren ebenfalls nur als
großes Beschäftigungsprogramm eingerichtet gewesen und so kann es sicher nicht
sein.
Es gibt noch
einen weiteren Grund dafür, dass ich das sage. Das geht ja sehr viel weiter.
Das Mediationsverfahren hat offensichtlich auch noch den Hintergrund, dass den
Leuten, die in dieses Verfahren eingebunden sind, durch den Vertrag ein
Maulkorb umgebunden werden soll und dass verhindert werden soll, dass man sich
in kritischer Art und Weise öffentlich damit auseinander setzt. Ich habe einmal
gewagt, eine Pressekonferenz zu diesem Thema bei laufendem Mediationsverfahren
zu veranstalten, was zur Folge hatte, dass im nächsten Bericht im Arbeitskreis
Lärm heftige Kritik - schriftliche, im Protokoll nachlesbare Kritik! -
nachzulesen war darüber, dass ich es wage, bei laufendem Mediationsverfahren
etwas zum Thema Lärm und Flughafen zu sagen. (GR Godwin Schuster: Wer hat die Kritik geäußert?)
So kann es
nicht sein! Wir sind dort nicht geknebelt und man kann uns keinen Maulkorb umhängen!
(GR Gerhard Pfeiffer: Aber Sie haben
einen Vertrag unterschrieben!) Die Politik ist aufgefordert, sich zu äußern
und Stellung zu nehmen und an der Seite der Bürgerinnen und Bürger zu stehen.
So kann es nicht sein!
Ein Letztes: Der
Flughafen Schwechat liegt so nah ... (GR
Godwin Schuster: Kollegin Jerusalem, wen haben Sie jetzt kritisiert, die
Politik oder die Organisatoren? Wer ist jetzt kritisiert worden?) Ich bin
kritisiert worden! (Die GRe Godwin
Schuster und Erich VALENTIN: Wer hat Sie kritisiert?) Nun, Sie haben es ja
sicher gelesen, Sie sind doch auch im Mediationsverfahren tätig. Es haben sich
sofort alle möglichen Mitglieder dort aufgeregt (GR Godwin Schuster: Welche Mitglieder?) und haben gesagt, ich
dürfte das nicht sagen, weil dieser Vertrag unterschrieben ist. Na, so kann es
nicht sein! Es kann ja nicht sein, dass man die Leute über diesen Vertrag daran
bindet,
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