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Gemeinderat, 9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 74 von 138

 

eine VorreiterInnenrolle spielt; dankbar aber auch, weil ich jetzt Gelegenheit habe, im Namen der politisch hier Handelnden den vielen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der mobilen Jugendarbeit, in der Freizeitpädagogik, den Streetworkerinnen und Streetworkern unsere Dankbarkeit für ihr Engagement auszudrücken. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Dankbar bin ich dafür aber auch deshalb, weil kaum ein anderes Thema so eklatant aufzeigt, wie die FPÖ Politik mit Jugendlichen macht.

 

Gehen wir kurz zur Geschichte: Seit 1979 gibt es in Wien Streetwork-Einrichtungen, 1991 gab es das erste Projekt der mobilen Jugendarbeit - das war damals "Back on Stage 10" vom "Verein Wiener Jugendzentren" - und seit 1993 gibt es Parkbetreuung in Wien. - Eine lange Geschichte und eine erfolgreiche. Mittlerweile gibt es in allen 23 Bezirken der Stadt Arbeit von Vereinen, die von der Stadt Wien finanziert werden und die Angebote für Jugendliche setzen. Es wurde die Frage gestellt, wer das entscheide, wer feststelle, wo Bedarf besteht. Ein kleiner Tipp: Seit 1997 - ich bin ja erst seit kurzem im Gemeinderat - gibt es die MASTA. Dort sitzen qualifizierte Pädagoginnen und Pädagogen, die feststellen, wo Bedarf besteht, die Projekte auswählen und die entscheiden, in welchem Bezirk neue Aktivitäten gesetzt werden sollen. - Hier ist eine relativ gute Information darüber, sie ist auch nicht besonders kompliziert zu lesen, weil sie relativ kurz und bündig zusammengefasst ist. Es steht auch drinnen, wer gerade was macht, sozusagen um der Nachvollziehbarkeit Genüge zu tun. Der "Verein Wiener Jugendzentren" legt jedes Jahr relativ dicke Berichte vor, die auch sehr schön zeigen, was dort passiert. Sollte dort einmal eine Stelle vakant sein, kann sich sicher auch der eine oder andere hier Anwesende bewerben; momentan sind - und darüber bin ich froh - diese Entscheidungen Pädagoginnen und Pädagogen überlassen und nicht uns.

 

In Wien werden flächendeckend niederschwellige partizipative Angebote gesetzt - Freizeitaktivitäten, Projektarbeit, den Kindern und Jugendlichen wird geholfen, Jobs zu bekommen, Lobbyarbeit wird geleistet. In ganz Wien werden Kinder und Jugendliche ernst genommen und unterstützt, buchstäblich von der Straße weggeholt. Es wird ihnen eine Perspektive gegeben, man hilft ihnen beim Leben, Lernen, Arbeiten, Jobsuchen und so weiter.

 

Wir haben - darauf bin ich besonders stolz - Jahr für Jahr steigende Zentralmittel ausgeschüttet, um diese flächendeckende Betreuung zu gewährleisten. Die Budgetmittel wurden von 199 Millionen S im Jahr 1995 auf 330 Millionen S im heurigen Jahr und 397 Millionen S im Jahr 2002 fast verdoppelt. Darüber hinaus wurde erreicht - wie Sie richtig festgestellt haben -, dass sich auch die Bezirke dazu bekannt und massiv daran beteiligt haben.

 

Sie sehen: eine Erfolgsstory - von europäischen Expertinnen und Experten oftmals zitiert und als beispielhaft angesehen! Junge Menschen werden ernst genommen, sie werden unterstützt und sie werden lobbyiert.

 

Und jetzt das meines Erachtens so Haarsträubende - man könnte so etwas gar nicht erwarten -: Bei zehn von zwölf Projekten stimmten die Freiheitlichen im Gemeinderatsausschuss - ich hoffe, nicht heute auch, aber ich gehe nach Ihrer Rede davon aus, dass es so sein wird - gegen diese Projekte. Wenn man sich genau ansieht, was im Rahmen dieser Projekte gemacht wird - ein bisschen etwas habe ich jetzt vorgestellt -, dann kommt man nach dieser Analyse meines Erachtens zu dem Schluss, dass dazu eigentlich nichts mehr zu sagen ist. Meines Erachtens rechtfertigt nichts, und zwar gar nichts, dieses zynische Verhalten! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Oder was ist der wirkliche Grund, warum Sie gegen "Tangram" sind? Weil die auch im 7. Bezirk lebende Migrantinnen und Migranten unterstützen und Ausländerinnen und Ausländer böse sind?

 

Was ist der Grund, warum die FPÖ dem Projekt "Zukunft und Spaß als Mensch" die Zukunft verweigert? Weil im 9. Bezirk geschlechtssensible Arbeit geleistet wird und die Mädchen sich gefälligst daheim verstecken sollen?

 

Und was ist der Grund, warum es "Back Bone" nicht mehr geben soll, "Kids Company", "Zeit!Raum", "Kiddy & Co", "Bahnfrei"? Weil sie Jugendlichen helfen, die sozial und gesellschaftlich am Rande stehen, und die reichen, braven, gescheitelten Upper-Class-Kids solche Hilfe ohnedies nicht brauchen?

 

Und die Jugendzentren, warum sind die böse? Weil die, unter vielen anderen Projekten, auch zur Verbrechensprävention beitragen und Sie immer so gemein ausgelacht werden und niemand Ihnen glaubt, wenn Sie in Frage stellen, dass Wien nicht Chicago ist?

 

Ihr Zugang zur Jugendarbeit richtet sich selbst, so unverblümt kommen Ignoranz, Menschenverachtung und blanker Zynismus zur Geltung. Jugendliche haben für die FPÖ offensichtlich die Rolle wahrzunehmen, sich mit Freibier abfüllen zu lassen und zum RFJ keilen zu lassen. Und wenn sie dafür nicht zur Verfügung stehen, dann sollen sie bleiben, wo der Pfeffer wächst.

 

Unser Zugang ist das nicht. Wir wollen allen Menschen, die in Wien wohnen, eine Zukunft bieten, und genau diese zwölf Projekte sind der beste Beweis dafür, dass das gelingt und auch weiterhin gelingen wird. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Meine Damen und Herren! Ich freue mich schon auf die vielen weiteren Erfolge der mobilen Jugendarbeit. Ich freue mich nicht nur als Politiker, sondern auch, weil ich Spaß mit meiner Tochter haben will, auf die vielen Angebote, die "wienXtra" weiterhin anbieten wird. Und ich freue mich, dass sich so viele Wienerinnen und Wiener mit mir freuen! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Zum Wort ist niemand mehr gemeldet.

 

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