Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 138
sonst fällt uns auch
nicht wirklich was ein, halte ich für erbärmlich, und das erhöht auch nicht
gerade Ihre Glaubwürdigkeit. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Jetzt in allem
angemessenen Ernst auch zu Ihnen, meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie.
Was mich stutzig gemacht hat, war eine Aussage des von mir aus vielen Gründen
sehr geschätzten Herr Dr Ariel Muzicant vor ein paar Tagen, der in einer Aussendung,
die Sie alle kennen werden, Folgendes gesagt hat, und das lässt das Ganze in
einem etwas anderen Licht erscheinen. Seine APA-Aussendung hat gelautet:
"Im Jahre 1999 gab es eine Arbeitsgruppe, die Bgm Häupl unter dem Vorsitz
von Herrn Dr Müller eingesetzt hat und in der Experten der Stadt Wien
eingeladen waren, Standorte zu prüfen." Nebenbei angemerkt: Warum so etwas
der Bürgermeister macht und nicht der Planungsstadtrat, das wird die Geschichte
klären. "Und dann", so Muzicant wörtlich, "sei von Experten der
Stadt Wien der Hakoah der Augarten vorgeschlagen worden." - Das sagt Muzicant.
Ich habe jetzt
keine Möglichkeit, in dieser in Summe sehr verwirrenden Angelegenheit, wer in
welchem Gespräch zu welchem Zeitpunkt was angeboten hat, Klarheit zu bekommen.
Was wir schon erwarten, ist, zu erfahren: Stimmt diese Aussage - und ich habe
keinen Grund, daran zu zweifeln -, dass der Augarten vorgeschlagen wurde? Dann
soll man sich aber jetzt nicht wundern, dass Muzicant und die Hakoah sagen: Na
hallo, ihr habt uns das 1999 vorgeschlagen - das habe ich in der Klarheit
übrigens erst vor zwei Tagen so erfahren -, also planen wir, nachdem das
immerhin der Bürgermeister und nicht irgendwer in der Stadt versprochen hat.
Meine Frage,
die man jetzt beantworten kann, aber wenn nicht jetzt, dann schon bald
beantworten soll, meine Damen und Herren von der SPÖ, lautet: Stimmt das? Wer
war in dieser Arbeitsgruppe? Auf Grund welcher Entscheidung wurde der Augarten
vorgeschlagen, ausgerechnet der Augarten, nachdem es in der Tat diesen
Beschluss gegeben hat? - Es ist mir damals sehr schwer gefallen. Wir haben
intensive, heftigste Diskussionen in der Fraktion gehabt über die Lauder-Chabad-Schule.
Ich habe damals in Abwägung vieler Dinge - und das fällt einem als GRÜNER nicht
leicht, im Augarten einer Verbauung zuzustimmen - in dubio, im Zweifel, dafür
gestimmt, nicht zuletzt deshalb, weil versprochen wurde, das ist der letzte
Bau. Und unter anderem - das stimmt, was da vorgelesen wurde - gab es dann
diesen Beschluss.
Wonach riecht
das, und was kritisiere ich jetzt so? - Es ist diese unklare Art, Politik zu
machen. Warum kann man nicht jetzt zumindest nüchtern feststellen oder hätte feststellen
können: Es gibt einen unbestreitbaren Anspruch - das bezweifelt ja überhaupt
niemand -, und es ist der Wunsch, insbesondere der Hakoah, das nicht irgendwo
in Wien, sondern im 2. Bezirk zu bekommen. Es ist der berechtigte Wunsch
der Hakoah, da die jüdische Gemeinde aus Gründen, die uns allen bekannt sind,
nicht mehr eine große ist, die die Sporthallen füllt, sondern eine kleine ist,
und das auch wirtschaftlich betrieben werden muss. Damit das auch einen
wirtschaftlichen Sinn hat, sind abgelegene Plätze nicht sinnvoll. Auf Grund dessen
gibt es drei, vier, fünf, sechs mögliche Standorte.
Und da wäre zu
einem früheren Zeitpunkt schon die Frage gewesen: Wie ist das wirklich mit dem
Augarten? - Wir hätten uns darüber unterhalten können, ob er angeboten werden
soll, Ja oder Nein. Ich sage Ihnen auch, warum wir zum Standort Augarten damals
Nein gesagt hätten und auch jetzt Nein sagen. Ich fange - und wir werden
diesbezüglich auch noch ein Gespräch mit Herrn Dr Muzicant führen - mit dem
pragmatischsten Grund an: Dieser Teil ist unter Denkmalschutz. Das ist eine
Tatsache. Einen Denkmalschutz aufzuheben, ist eine Bundesangelegenheit. Ich
werde Herrn Dr Muzicant fragen, was er glaubt, wie schnell das geht, dass ein
Denkmalamt, unterstellt dem Minister Bartenstein, einmal einen Antrag von einem
ÖVP-Minister bekommen muss, den Denkmalschutz aufzuheben. Es ist dann
höchstwahrscheinlich so, dass in diesem Bereich nicht aufgehoben wird und das
dann in die zweite Instanz geht, die beim Wissenschaftsministerium, also bei
der Frau Gehrer liegt. Das wird, unabhängig davon, für wie sinnvoll man das
erachtet - dazu sage ich dann auch noch kurz etwas -, sehr lange dauern.
Ich glaube,
dass es Sinn macht, wenn man wirklich will - und das wollen wir unbedingt -,
dass so rasch wie möglich eine Entscheidung getroffen wird - spätestens im
Jänner, wenn der Dezember nicht möglich ist -, damit dann auch rasch eine
Umsetzung möglich ist. Das dauert lange.
Zweitens
handelt es sich um ein außergewöhnliches Areal. Das ist der Unterschied
zwischen dem Standort Lauder-Chabad-Schule und dem jetzigen. Schauen Sie sich
an, was das für die Bevölkerung, für die Anrainer bedeutet. Von den Anrainern
wird am kommenden Montag eine Pressekonferenz gemacht werden, die
parteipolitisch von niemandem zu vereinnahmen ist - auch nicht von uns Grünen, auch nicht von irgendeiner
anderen Partei -, und dabei wird der Wert des Augartens für die dortige
Bevölkerung artikuliert werden.
Unsere Aufgabe
- da beziehe ich uns jetzt ein, weil das die gesamte Wiener Politik betrifft -
ist es nicht - das geht jetzt Richtung ÖVP -, Nein zu sagen - darum habe ich
auch gesagt, dass wir diesen Antrag nicht unterzeichnen -, sondern Ja zu sagen.
Es geht nicht darum, dem Herrn Dr Muzicant oder dem Herrn Haber zu sagen, was
man nicht will, sondern was geht. Ich will jetzt nichts vorweg präjudizieren,
ich denke mir, dass es einige gute Angebote gibt, über die man reden kann und
über die man letztlich rasch verhandeln soll. Und da sind apodiktische
Maßnahmen nicht sinnvoll. Es ist sinnvoll, dass im Bezirk noch gesagt wird: Prüfen
wir einige Bereiche.
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