Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 138
Bgm Häupl auf den Leim geht, der
ist, bitte, nicht förderungswürdig! Wir wollen, dass Hakoah möglichst rasch
einen neuen Standort bekommt. Wir sind dafür, dass entweder der frühere
Standort aufgegeben wird.
Wer hat denn
mit dem Finanzministerium über die Sportplätze und die Wiener E-Werke
verhandelt? - Sie nicht! Sie haben 60 Jahre lang oder 55 Jahre lang
versäumt, dieses Problem einer Lösung zuzuführen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vielleicht
akzeptieren Sie auch, dass nicht nur Gesetze dagegen sprechen, dass einstimmige
Beschlüsse von Bezirksvertretungen dagegen sprechen, sondern dass es über den
politischen Bereich und über den Anrainerbereich hinaus auch andere ernst zu
nehmende Beschützer des Augartens gibt. Ich möchte nur den "Aktionsradius
Augarten" oder die Bürgerinitiative "Rettet den Augarten"
erwähnen.
In einer
Vereinbarung zwischen der Bürgerinitiative "Rettet den Augarten" und
der Ronald S. Lauder Foundation wurde im § 4 vereinbart:
"Expansionsverzicht. § 4. Die Ronald S. Lauder Foundation erklärt unwiderruflich,
auf jedwede Expansion im Areal des Augartenparks zu verzichten. Dies beinhaltet
auch den Bereich der öffentlichen Sportanlagen."
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Sollte sich daran nicht auch ein Bürgermeister und
ein Herr Dior Muzicant halten. Herr Dior Muzicant war doch damals eingebunden
bei den Gesprächen über die Schule Augarten. Sie können sich alle noch
erinnern, wie hier auch von Seiten aller Fraktionen erklärt wurde, dieser
Schule, diesem Bau stimmen wir noch zu, dann ist Schluss, dann ist Ende mit der
Verbauung des Augartens. Das alles vergessen Sie drei Jahre später? So kurz ist
Ihr Gedächtnis? Oder verwenden Sie diese Möglichkeit nur, um die Betroffenen,
die Geschädigten, die dringend auf eine Restitution warten, weiterhin im Kreis
zu schicken? - Ich vermute das Letztere.
Ich nenne
Ihnen noch einen Prominenten, der gegen die Verbauung des Augartens ist, es ist
der Direktor der Bundesgärten, der Peter Fischer-Colbrie. Ich zitiere ihn
wörtlich: "Es wäre eine kulturelle und gartengeschichtliche Katastrophe
ersten Ranges, wenn Teile aus der historischen Substanz herausgelöst und
verbaut würden."
Das
Bundesdenkmalamt sieht keine stichhaltige Begründung für eine Aufhebung des
Denkmalschutzes. Das kommt daher auf Grund des Verfassungsschutzes sicher nicht
in Frage.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Die SPÖ hat das Problem 60 Jahre lang
verschleppt. Nehmen Sie sich ein Beispiel an der neuen Bundesregierung (GRin Mag Sonja Wehsely: Sicher nicht!),
die das in eineinhalb Jahren zu Stande gebracht hat: 29.12.2000
Versöhnungsfondsgesetz, 28.2.2001 Entschädigungsfondsgesetz, 29.6.2001 Abkommen
zwischen der Republik Österreich und den Vereinigten Staaten über Entschädigung
und Restitution für Opfer des Nationalsozialismus. Das ist nicht nur eine
Geste, sondern das ist eine Entschädigung, wie sie den Opfern gebührt. Das
sollten auch Sie anerkennen und damit sollte auch ein Schlussstrich unter diese
Debatte gezogen werden. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Gestatten Sie mir als Vorsitzendem auch eine
persönliche Bemerkung. Ich möchte in keinster Weise die Redefreiheit von Gemeinderäten
hier von diesem Pult aus einschränken. Ich höre nur, dass in der Präsidiale
vereinbart wurde, dass zu dieser Thematik das Hanappi-Stadion zur Diskussion
steht und es keine Hakoah-Debatte geben soll. Ich bitte in Zukunft, die freie
Rede in diesem Sinne auch zu bedenken.
Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Mag Chorherr. Ich erteile es ihm.
GR Mag
Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Meine Damen
und Herren!
Wie Sie
vernommen haben, habe ich mich streichen lassen unter der - muss ich jetzt
sagen - irrigen Annahme, dass ausschließlich zum Hanappi-Stadion gesprochen
wird. Nachdem jetzt drei Fraktionen zum Augarten gesprochen haben, habe ich
mich noch einmal zu Wort gemeldet und werde zum Augarten jetzt auch unsere
Position kurz darbringen.
Da ÖVP und FPÖ
dazu applaudiert haben, lassen Sie mich einmal in dieser wichtigen, sensiblen
und schwierigen Frage nur kurz zu diesen beiden Fraktionen etwas sagen.
FPÖ: Der ehemalige
Sportplatz Hakoah, der enteignete Sportplatz, ist jetzt ein Tennisplatz, wo Mitglieder
des Finanzministeriums spielen. Ich habe in der letzten Zeit nichts von Herrn
Finanzminister Grasser gehört, dass er sagt, die Hakoah gehört rasch entschädigt,
und selbstverständlich bieten wir den ursprünglichen Platz wieder an.
Meine Damen
und Herren von der FPÖ! Wäre das passiert, dann hätten Sie zumindest aus diesem
Titel - aus allen anderen sowieso nicht - eine gewisse Glaubwürdigkeit. Ich
habe nichts gehört. (Zwischenruf des GR
Gerhard Pfeiffer.) -Warten Sie, zu Ihnen komme ich noch, Herr Pfeiffer.
Warten Sie ein bisschen! - Was hat die FPÖ hier getan, außer auf wirklich
ungute Art politisches Kleingeld daraus zu schlagen? Sie haben da null
Glaubwürdigkeit auf diesem Sektor. (GR
Heinz Christian Strache: Das ist ein richtiger Schmarren, was Sie da sagen!)
Zweites Thema: ÖVP.
Wer war viereinhalb Jahre lang Planungsstadtrat in dieser Stadt und hätte viereinhalb
Jahre Zeit gehabt, das offensiv anzugehen, anstatt jetzt in dieser Frage
ausgerechnet der FPÖ zu applaudieren? War das ein Herr Dr Görg, der alle Möglichkeiten
gehabt hätte, als Planungsstadtrat zu überlegen, wo denn aus Sicht der Planung
ein optimaler Standort ist, Verhandlungen mit der Hakoah zu führen und die
Aufgabe als Planungsstadtrat ernst zu nehmen? - Viereinhalb Jahre in diesem
Bereich nichts zu tun (GR Gerhard
Pfeiffer: Das stimmt ja nicht!) und jetzt alibimäßig zu sagen, das wollen
wir nicht, aber
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