Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 126 von 138
aber nur sehr
verklausuliert. Ich fürchte - und offensichtlich bin ich nicht die Einzige, die
das fürchtet -, die Kooperation ist so gemeint, dass man Müll zukauft, um ihn hier
zu verbrennen.
Ich denke
aber, es wäre durchaus möglich, auch Kooperationen mit dem Umland zu treffen,
die in eine andere Richtung gehen. Es muss zwar nicht unbedingt bis Palermo
reichen - so wie Palermo den Mist bis in die Steiermark führt -, aber es mag
vielleicht sein, dass mit anderen Entsorgungsmethoden in der näheren oder
weiteren Umgebung von Wien - dort, wo vielleicht nicht so viele Menschen wie in
einem Ballungszentrum leben - mechanisch-biologische oder sonstige
Müllentsorgungsvarianten überlegt werden, gegen die es nicht einen so großen
Aufstand wie im Ballungszentrum Wien gibt, woran vielleicht finanziell schwache
Regionen interessiert wären, um damit ein Geschäft zu machen, indem sie sagen:
Ja, wir sind bereit, Müll aus Wien zu übernehmen.
Schließlich
und endlich übernimmt Wien auch Sondermüll von anderen Bundesländern. Diese
Kooperation mit dem Umland ist eine Frage, die zwar angeklungen ist, aber es
ist keinesfalls klargelegt, was wirklich damit gemeint ist.
Ein weiterer
Punkt ist die Substitution des Hausbrands durch die Fernwärme. Das ist
natürlich ein positiver Aspekt - und zwar der einzig positive, den ich der
Müllverbrennung abgewinnen kann; nur so schlägt sie auch hier positiv an, sonst
würde sie wesentlich schlechter abschneiden -, weil dadurch Hausbrand reduziert
werden kann. Aber Hausbrand kann ich theoretisch auch anders reduzieren. Ich
kann alternative Wärmeerzeugung wählen, genauso wie ich auch die Fernwärme,
wenn ich es möchte, über die Alternativschiene laufen lassen kann. Die
Klimaschutzkoordinationsstelle prüft derzeit eine solche Maßnahme. Aber auch
das wird nicht abgewartet, sondern man hetzt jetzt da hinein und versucht quasi
zwanghaft, Müll zu suchen, damit die Fernwärme ein gutes Geschäft macht.
Unserer
Meinung nach muss der Schwerpunkt bei der sinnvollen Müllvermeidung liegen, und
zwar nicht mit Plakatserien wie unter StR Svihalek, die eigentlich nichts
gebracht haben, und auch nicht mit Pfandandrohungen, wie es unter StRin Kossina
in der Vergangenheit geschehen ist. Es ist dann Gott sei Dank etwas leiser
darum geworden.
Eines kommt in
dem Papier ebenfalls vor und wird auch von Experten immer wieder bestätigt: Die
Konsumenten ändern dann ihr Verhalten erst recht nicht. Sie schmeißen den
Abfall dann erst recht weg und begründen es damit: "Ich zahle ja
dafür", nämlich mit dem Pfand. Daher ist das sicherlich nicht unbedingt
ein zielführender Aspekt.
Wichtig wären
konkrete sinnvolle Maßnahmen. Es gibt auch in dem Papier dazu eine Reihe von
Vorschlägen. Ich frage mich, warum man in der Vergangenheit nicht dort
wesentlich stärker angesetzt hat und diese Vorschläge intensiver beworben und
finanziert hat. Dafür muss natürlich entsprechendes Geld vorhanden sein. Ich
stehe dazu - wie ich auch in der Budgetrede gesagt habe -: Wenn es vernünftige
Maßnahmen gibt, wird es auch jede Unterstützung der Freiheitlichen geben, um
dafür Budgetmittel zu lukrieren.
Es ist auch
unserer Meinung nach zuerst zu evaluieren, wie die Vermeidungsmaßnahmen wirken.
Es gilt zu klären, was mit dem Bauschutt geschieht und was da noch machbar ist.
Es sind sinnvolle Kooperationen mit den Nachbar-Bundesländern einzugehen.
Aus dem Grund,
weil das alles offen und ungeklärt ist, werden wir einer
450 000-Tonnen-Anlage keine Zustimmung geben. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Als
Nächste ist Frau GRin Bayr zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Petra Bayr (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Um es einmal
vorweg klarzustellen: Es geht um die Strategische Umweltprüfung zum Wiener
Abfallwirtschaftsplan 2001 und nicht um irgendwelche andere Papiere. Die
Lektüre hätte zum Teil nicht schlecht getan, denke ich mir. Ich möchte zunächst
prinzipiell etwas zur Ausgangslage sagen.
Erstens - das ist
unbestritten -, das Restmüllaufkommen steigt trotz stofflicher Trennung.
Zweitens, die beiden thermischen Müllverwertungsanlagen, die wir haben, sind
kapazitätsmäßig ziemlich bald am Ende oder stehen recht knapp vor dem Ende.
Drittens, wir waren bereits im Jahr 2000 gezwungen, 160 000 Tonnen an
Müll zu deponieren. Viertens, ab 1. Jänner 2004 wird es auf Grund von
EU-rechtlichen Regelungen nicht mehr erlaubt sein, unbehandelten Müll, wo auch
immer, zu deponieren. Fünftens, auch in Zukunft werden wir unseren Dreck nicht
fressen können.
Davon
ausgehend ist meiner Ansicht nach ziemlich klar, dass Handlungsbedarf besteht.
Ich glaube, dass mit dem Instrument und mit der Methode der Strategischen Umweltprüfung
in dem Fall ein durchaus positiver und sehr demokratischer Ansatz gefunden
worden ist, mit dem Problem, das wir da haben, umzugehen.
Es zeigt sich
auch - meiner Meinung nach ist das ebenfalls unbestritten -, dass es notwendig
ist, in der Abfallwirtschaft sehr langfristig zu planen. Palermo ist dafür das
beste Beispiel. Den Müll nach Frohnleiten oder wohin auch immer zu exportieren,
kann keine Sache sein, die uns gefallen kann. Es kann kein Prinzip für Wien
werden, den Müll Tausende Kilometer weit weg zu verschicken. Das ist weder
ökologisch sinnvoll, noch ist es nachhaltig, noch ist es klug, und vor allem
entspricht es überhaupt nicht der Idee von Wien als Umweltmusterstadt.
Das heißt, wo immer
es möglich ist, werden wir darauf schauen, dass wir den Müll am Anfallsort
beseitigen. Die SUP trägt dem Rechnung in Form einer
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