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Gemeinderat, 11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 94

 

zwar, wir können überhaupt nichts gewährleisten, wir können nicht sicher sein, dass es hilft, sagt den Müttern aber gleichzeitig: Sie müssen wissen, ob Ihnen Ihr Kind diese kleine Geldausgabe wert ist, und dann können Sie Ihrem Kind helfen, wenn es eine bösartige Erkrankung oder eine andere schreckliche Erkrankung hat.

 

Nun ist bis jetzt erst ein oder zwei Mal überhaupt versucht worden, autolog Nabelschnurstammzellen zu transplantieren. Bis jetzt waren es nur allogene Transplantationen und diese sind auch nur bei Kindern möglich. Es ist weder geklärt, ob diese Zellen so lange lagerfähig sind, noch ist aus meiner Sicht die Qualität geklärt, da wechselndes Personal diese Stammzellen gewinnt, und das in einem sehr geringen Ausmaß. Eine Tätigkeit, die man selbst nur sehr selten durchführt, kann nicht dieselbe Qualität haben, wie ein Zentrum, das das immer wieder macht.

 

Aus diesem Grund halte ich persönlich die Etablierung von kommerziellen Nabelschnurblutbanken nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft für nicht gerechtfertigt. Ich würde mir Nabelschnurblutbanken für die Wissenschaft wünschen, um dort die Forschung voranzutreiben, aber es darf von den Müttern kein Geld genommen werden für eine Tätigkeit, bei der man überhaupt noch nicht abschätzen kann, ob sich ein Benefit für das zu erwartende Kind ergibt.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön. - Erste Zusatzfrage: Frau GRin Dr Pilz.

 

GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Frau Stadträtin!

 

In einem Artikel in der heutigen Ausgabe des "Standard" wurde auf dieses Thema eingegangen, und Sie grenzen sich im ersten Satz dieses Artikels von dem Wort "kriminell" - in Bezug auf die kommerziellen Anbieter, die diese Banken einrichten - ab, aber Sie sprechen davon, dass enormer Druck auf die Frauen ausgeübt wird, nach dem Motto: Das kann Ihnen die Zukunft Ihres Kindes doch wert sein! Eines Tages brauchen Sie vielleicht genau diese Zellen und dann würde es daran scheitern, dass Sie diese 20 000 S nicht ausgegeben haben!

 

Ich teile mit Ihnen und vor allem Fachleute teilen mit Ihnen die Einschätzung, dass diese Hoffnung, dass mit diesen Stammzellen Leben gerettet werden kann oder Krankheiten bei Kindern besiegt werden können, möglicherweise ein ungedeckter Scheck für die Zukunft ist.

 

Nun ist meine Frage an Sie, Frau Stadträtin: Können Sie es ausschließen, dass Ärzte im Unternehmen Krankenanstaltenverbund in den gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilungen der Häuser Druck auf Frauen ausüben, diese Vorkehrungen zu treffen?

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Nach den Rückfragen, die ich durchführen ließ, wurde mir mitgeteilt, dass das nicht so ist, sondern dass der Wunsch von den Frauen kommt, dass die Frauen zum Teil in den Praxen von ihren Gynäkologen diesbezüglich aufgeklärt werden, mit den entsprechenden Sets in die Krankenanstalten kommen und dort nur die Abnahme durchgeführt wird, dass keinerlei Werbung von Seiten der Krankenanstalten betrieben wird. So wurde es mir mitgeteilt. Solange es nicht Frauen gibt, die mir das Gegenteil beweisen können oder mitteilen, muss ich das wirklich glauben und glaube das auch, dass es nicht von den Ärzten in den Spitälern ausgeht und auch nicht von den Hebammen. Diese gewinnen das nur.

 

Ich habe mir allerdings die Zahlen angesehen: Es sind ziemlich geringe Zahlen. Die Qualität kann ich da nicht mehr nachvollziehen, wenn jemand vielleicht alle vier Monate einmal Nabelschnurstammzellen in dieses Set gewinnt: ob die Sterilität gewährleistet ist, ob es wirklich in ausreichender Menge erfolgt, wie die Manipulation stattfindet. Da sehe ich schon einen eklatanten Qualitätsmangel, denn in der Hämato-Onkologie gewinnen immer die möglichst gleichen Personen die Stammzellen, weil die mit dem Prozess, der nicht ganz einfach ist, vertraut sind. Jeder, der etwas selten macht, hat niemals die Qualität von dem, der es häufig macht.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zweite Zusatzfrage: Frau GRin Lakatha.

 

GRin Ingrid Lakatha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Auch wir teilen die Ansicht, dass die Einführung einer kommerziellen Bank eigentlich nicht vertretbar ist. Abgesehen von den Kosten, die für die öffentliche Hand entstehen, weiß man auch nicht, ob es medizinisch zu verantworten ist.

 

Da wir von Stammzellen sprechen, möchte ich Sie fragen, was Sie von der Verwendung von embryonalen Stammzellen für die Wissenschaft halten?

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!

 

Sie wissen, dass ich eine Ärztin bin, die durchaus immer auch die Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruchs befürwortet hat. Wenn ich sage, es muss für die Frau Möglichkeiten geben, die Schwangerschaft abzubrechen, dann kann ich nicht einen Embryo für schützenswerter halten, als ein Leben, das bereits gelebt wurde. Wenn wir uns vor Augen halten, dass menschliche Zellen, menschliche Organe herangezogen werden, um anderen Menschen zu helfen, wie dies bei "Gelebthabenden" bei Organspendern der Fall ist, dann kann ich in der Verwendung von embryonalen Stammzellen keinen Widerspruch dazu erkennen. Das wäre für mich die logische Fortführung.

 

Was ich nicht will, ist, dass Frauen sich schwängern lassen würden, um diese Embryonen zu gewinnen. Aber es ist eine Tatsache, dass es zu Schwangerschaftsabbrüchen kommt, dass es manchmal auch zu drohenden Fehlgeburten kommt, die in Fehlgeburten enden. Da hätte ich persönlich - aber das muss gesetzlich geregelt werden - keine Probleme, mit diesen embryonalen Stammzellen Forschung zu betreiben, da ich ja auch, wie gesagt, aus allem, was lebt oder gelebt hat, Forschung betreibe - natürlich mit Einverständnis der Patienten.

 

In diesem Fall müsste natürlich das Einverständnis der Frau vorliegen, das ist völlig klar - man kann das

 

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