Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 94
wo man sich gefreut hat, dass die U-Bahn im
1. Stock die Großfeldsiedlung zerschneidet und ein Pensionistenheim
bedroht. Vergessen wir das alles. Wir sind jetzt froh, dass wir die U-Bahn
bekommen.
In Wien müssen Milliarden in den Ausbau des
öffentlichen Verkehrs investiert werden. Das ist klar. Der Trend geht ja vom
Auto zu den Öffis. Das sagten auch Untersuchungen des Instituts für Sozialdata,
das ja auch meint, dass 33 Prozent Personennahverkehr international Spitze
sind. Nur wenige Zahlen: München ist bei 34 Prozent, Bremen bei
16 Prozent und in Österreich sind wir sowieso Spitze: In Linz ist der
Anteil des Personennahverkehrs maximal 20 Prozent, in Graz 16.
Erst in den letzten Tagen ist eine ganz, ganz
wesentliche Studie vorgestellt worden, ein Vergleich acht europäischer Städte
"Best 2001", wo wir ebenfalls hervorragend abgeschnitten haben. Es
ist auch eine Tatsache, dass 80 Prozent der Wiener mit den Öffis zufrieden
sind.
Ich meine, ich habe jetzt sehr ausführlich und, ich
glaube, auch in der notwendigen Breite über den öffentlichen Verkehr
gesprochen. Gestatten Sie mir jetzt auch ein paar Bemerkungen zu den aus meiner
Sicht sinnvollen Straßenprojekten, die natürlich sinnvoll geplant sein müssen,
in Varianten gedacht, um Konsens bemüht, mit den Bürgern diskutiert, aber dann
auch beschlossen werden müssen.
Wenn man weiß, und man kann es ja im Positionspapier
zum Stadtentwicklungsplan, zum Masterplan Verkehr nachlesen, dass Engpässe im
hochrangigen Straßennetz da sind und dass die Kapazität des übergeordneten
Straßennetzes auf Grund der massiven Verkehrszuwächse in den letzten
Jahrzehnten an neuralgischen Stellen wie am Donaukorridor und an der Tangente
es bewirkt, dass relativ kleine Störfälle auch großräumige
Verkehrszusammenbrüche nach sich ziehen, dann muss man auch handeln. Aus meiner
Sicht muss man handeln, wenn man weiß, dass an die 200 000 Fahrzeuge diese
Straße befahren.
So ist vor einigen Monaten die Strategische
Umweltverträglichkeitsprüfung in die Wege geleitet worden. Der Startschuss ist
erfolgt. Die Arbeiten sind sehr, sehr rührig und werden hoffentlich auch zu
konkreten Ergebnissen kommen, weil aus meiner Sicht ist nach dem Startschuss
für den Bau der B 301 nach der 6. Donauquerung auch der Ring um Wien
zu schließen. Ich verstehe internationale Verkehrsexperten, die meinen, dass es
eigentlich nicht sehr sinnvoll ist, wenn eine so stark befahrene Straße mitten
durch die Stadt führt. Wenn jede kleine Ortschaft eine Umfahrung hat, dann ist
es ja nur recht und billig, dass auch die Bewohner vor allem des Nordens sich
für eine Umfahrung aussprechen, weil dieser tägliche Stauwahnsinn ein Ende
haben muss.
Wenn die A 5, und das hat Kollege Chorherr uns
ja sehr ausführlich von dieser Stelle aus vor einer halben Stunde gesagt, so
ausfinanziert ist und wenn man lesen kann, dass sie bis 2011 auch gebaut ist,
dann frage ich mich: Was haben wir für Lösungen, um die Umweltbedingungen
wirklich Zehntausender Bewohner im Norden zu verbessern? - Darum verstehe ich
... (GR Mag Christoph Chorherr: Das ist
ja doppelbödig! Das ist ja doppelbödig!) Aha, ja. Ausfinanziert, in den
Startlöchern, nicht gebaut, der ganze nationale und überregionale Verkehr kommt
aus dem Norden und wir schauen zu und warten, was sich so ergibt. Das ist so
die Meinung des Klubobmanns der GRÜNEN! Die Autophobie hat natürlich wieder
zugeschlagen. Danke schön, kann man nur sagen, für diese wertvolle Ergänzung
meines Redebeitrags!
Ich verstehe aber, wie gesagt, in diesem Zusammenhang
auch hier den Antrag der Freiheitlichen, die sich für die gleichzeitige Planung
der Raffineriestraße und der Nordostumfahrung aussprechen. Das macht einen
gewissen Sinn. Aber was ich nicht verstehe und auch nicht annehme, dass es sein
wird, ist, dass es Zeitverzögerungen bei der Strategischen
Umweltverträglichkeitsprüfung geben wird. Autophobie, wie gesagt, löst solche
Probleme nicht.
Abschließend zu diesen Themen, die ich von dieser
Stelle schon einige Male angerissen habe: Die Menschen im Norden und im
Nordosten, die Bewohner des 21. und 22. Bezirks haben auch ein Recht auf
ihre Lebensqualität.
Zum Abänderungsantrag. Ich möchte ihn somit auch
einbringen:
Abänderungsantrag der GRe Driemer und Reiter,
bezüglich Masterplan Verkehr Wien, Positionspapier.
Erstens. Nach der Behandlung des gegenständlichen
Antrags im Gemeinderatsausschuss wurden von Seiten der Wiener Wirtschaftskammer
und von der Arbeiterkammer auch inhaltliche Ergänzungen angeregt. Die betreffen
im Wesentlichen Kapitel 3.1. "Transeuropäische Netze" und
Kapitel 3.2. "Transitvertrag und EU-Erweiterung".
Zweitens. Einzelne von Wien geforderte
Infrastrukturprojekte - ich habe sie erwähnt - wurden vom Generalverkehrsplan
nicht entsprechend berücksichtigt. Um auch diese Dringlichkeit der geforderten
Maßnahmen noch einmal zu unterstreichen, wird vorgeschlagen, bei diesen
Infrastrukturmaßnahmen die Wichtigkeit der rechtzeitigen Inangriffnahme der
Umsetzung und der Fertigstellung dieser Projekte stärker hervorzuheben.
Es betrifft im Wesentlichen die Anpassung von
Realisierungszeiträumen nachfolgender Projekte: Das eine ist natürlich ein
Vorziehen auf die Zeit von 2007 bis 2011 und das Zweite ist, zu weit nach
hinten gereihte Projekte zu streichen. Es sind das die Vorhaben EWIWA, Bahnhof
Wien, Güterterminal Wien Inzersdorf, Güterterminal Wien Freudenau,
Güterschleife Laaer Berg, Ertüchtigung der S-Bahn, Verbindung der
Donauuferautobahn und Ausbau der S 80." - Wobei der Kollege Gerstl
das ein bisschen verschlafen hat.
Wir haben in diesem Abänderungsantrag die S 80
vorgereiht und es steht natürlich der ÖVP frei, Herr Kollege Gerstl, diesem
Abänderungsantrag dann zuzustimmen. Das ist ja keine Frage.
Noch einmal abschließend zum wirklich wesentlichen Punkt.
Wir als Wiener haben geglaubt, dass für Wien und die Ostregion wichtige
Verkehrsinfrastrukturprojekte in der Bedeutung erkannt werden, dass die
zustehende,
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