Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 94
der Stadt Wien angeboten wird und dass es nicht möglich ist,
sozusagen eine flächendeckende Impfvorsorge anzubieten. Es ist schon davon
gesprochen worden, dass das Wiener Impfprogramm für Kinder sicherlich ein
großer Fortschritt ist, wonach bis zum 15. Lebensjahr eine Reihe von
Vorsorgeimpfungen flächendeckend nicht nur beim Gesundheitsamt, sondern auch
beim niedergelassenen Arzt, beim Facharzt für Kinderheilkunde und so weiter zu
den gleichen Bedingungen - nämlich in dem Fall gratis - angeboten wird. Es ist
sehr bedauerlich, dass man hier nicht den Weg gegangen ist, es zu ermöglichen,
dass diese wichtige Impfung auch im niedergelassenen Bereich zu bekommen ist.
Dabei ist gerade die FSME-Vorsorge sehr wichtig. Denn
jeder, der irgendwie mit Kindern zu tun hat - sei es als Kindergärtner oder als
Lehrer, oder sei es jemand, der im Sport tätig ist und mit Kindern
Landaufenthalte durchführt -, muss immer wieder mit Schrecken erleben, dass
Zeckenbisse vorkommen. Es kann daher niemandem zugemutet werden, dass er die
Verantwortung dafür übernimmt, ob das Kind erkrankt oder nicht. In dieser
Beziehung ist daher dieser Fortschritt wirklich zu begrüßen.
Wir werden diesem Aktenstück nicht zustimmen, weil
wir der Meinung sind, dass diese Impfvorsorge flächendeckend, also auch im
niedergelassenen Bereich, angeboten werden soll. Wir bringen einen
Beschlussantrag an, der darauf abzielt, dass diese Vorsorgeimpfung in das
Wiener Impfprogramm aufgenommen wird. Sicherlich ist es so, dass dies noch
nicht vom Obersten Sanitätsrat empfohlen worden ist; die Impfung hat es da noch
nicht gegeben. Trotzdem kann die Stadt Wien wieder einmal eine Vorreiterrolle
einnehmen und diese Impfung ins Impfprogramm aufnehmen.
Wir stellen zusammen mit Herrn Abg Dr Hahn von der
ÖVP folgenden Antrag:
"Die neu entwickelte FSME-Vorsorgeimpfung für
Kinder soll in das Wiener Gratis-Impfkonzept für Wiener Kinder aufgenommen
werden. Damit wird sichergestellt, dass sowohl bei öffentlichen Impfstellen als
auch bei den niedergelassenen Ärzten diese Impfaktion zu gleichen Bedingungen
zu erhalten ist." (Beifall bei der
FPÖ und bei Gemeinderäten der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau amtsf StRin Dr Pittermann hat sich zum Wort gemeldet.
- Bitte.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich wurde darauf angesprochen, dass auch ich gemeint
habe, dass der Impfschutz wahrscheinlich länger anhält. Das stimmt.
Es wurde auch eine Studie angeregt. Frau GRin Dr
Pilz, ich glaube, Sie wären die Erste, die es als ethisch bedenklich
hinstellte, dass man mit minderjährigen Kindern Studien macht, wobei die Kinder
öfters intravenös gestochen werden müssten, um festzustellen, ob Antikörper
noch ausreichend vorhanden sind, um die Impfung hinauszuschieben. Solange die
Empfehlung des Obersten Sanitätsrats darauf lautet, die Impfungen alle drei
Jahre durchzuführen, wird es kein Arzt und auch kein Gesundheitspolitiker
wagen, zu sagen: Von uns aus verlängern wir das.
Minderjährige Kinder in Studien einzubeziehen, die
für sie selbst nicht einmal so wertvoll sind, wie manche Medikamente für
schwerst erkrankte Kinder - und da kommt man bereits kaum über eine
Ethikkommission hinweg -, sondern dafür, dass andere den Nutzen haben, dass das
Impfintervall sich ausdehnt, und dafür sehr teure Untersuchungen und mehrere
intravenöse Blutabnahmen durchzuführen, halte ich persönlich für ethisch nicht
gerechtfertigt. Das werde ich auch nicht unterstützen. - Ich danke für Ihre
Aufmerksamkeit.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet hat sich Frau GRin Klicka. Ich
erteile es ihr.
GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Auch wir sind sehr froh darüber, dass nun ein
Impfstoff für Kinder mit besserer Verträglichkeit entwickelt wurde. Wir sind
auch sehr froh darüber, dass dieser Impfstoff inklusive des Zuschusses der
Krankenkasse um nur 9 EUR bei den Gesundheitsämtern angeboten werden kann.
Der Oberste Sanitätsrat, der die Empfehlungen für
jene Impfungen ausgibt, die den Kindern unbedingt zur Verfügung stehen und zu
Gute kommen sollen, hat die FSME-Impfung und die Tuberkulose-Impfung nie
empfohlen, und es ist auch derzeit noch nicht so. Daher wäre dort einmal
anzusetzen und zu schauen, dass die FSME-Impfung verpflichtend für alle
Bundesländer in diese Liste des Obersten Sanitätsrats aufgenommen wird, sodass
dann nach diesem ersten Schritt auch wir möglicherweise einen weiteren tun
können.
Zur Aufnahme ins Gratis-Impfprogramm möchte ich
sagen, dass wir seit 1998 jährlich 1,3 Millionen EUR für dieses
Gratis-Impfprogramm ausgeben und damit allen Eltern von Kindern bis zum
sechsten Lebensjahr einen Betrag von 350 EUR ersparen. Ich glaube, dass
Wien hier eine vorbildliche Leistung erbringt und dass wir an weiteren
Leistungen für die Eltern und Familien arbeiten werden. Bei der derzeitigen Budgetlage,
an der der Bund ja nicht unbeteiligt ist, ist es uns jedoch nicht möglich, dies
kostendeckend zu übernehmen. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die Debatte ist geschlossen. - Die Frau
Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort.
Wir kommen somit gleich zur Abstimmung.
Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die
der Postnummer 45 zustimmen wollen, die Hand zu heben. - Das ist
mehrheitlich, gegen die Stimmen der ÖVP, angenommen.
Wir kommen zur Abstimmung über den Beschluss- und
Resolutionsantrag, der von der ÖVP und den Freiheitlichen, betreffend
FSME-Vorsorgeimpfung für Kinder, gestellt wurde. In formeller Hinsicht wird die
Zuweisung des Antrags an den GRA für Gesundheits- und Spitals-
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