Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 94
letzten Punkt der
Schlussbesprechung, die die M & A Treuhand, auch einer jener
engagierten externen Experten, geführt hat. Da heißt es unter Punkt 7:
"In der Schlussbesprechung
vom 12. Dezember 2001 haben die bei der Besprechung anwesenden
Gesellschafter beziehungsweise Gesellschaftsvertreter, Herr Mathias Forberg und
Herr Dr Kurt Stocker, zur Finanzierung erklärt, dass von Seiten der
Gesellschafter bei einem Fortführungsszenario eine über die
Ausgleichsfinanzierung hinausgehende Finanzierungsleistung der Gesellschaft
nicht erfolgen wird, weil eine darüber hinausgehende Finanzierung keine
Mehrheit bei den Gesellschaftern findet."
Ich wiederhole: Eine über die
Ausgleichsfinanzierung hinausgehende Finanzierungsleistung der Gesellschaft
nicht erfolgen wird. - Das heißt: Für ein Fünf-Jahres-Programm, bei dem die
öffentliche Hand mit 50 Millionen S in Anspruch genommen wird, gibt
es keine Bereitschaft zu einer Eigenmittelleistung.
Dieses musste ich zur Kenntnis
nehmen, trotz vieler Gespräche. Dieses musste ich insbesondere auch dann zur
Kenntnis nehmen, als andere Kinos sich schriftlich und mündlich bei mir
gemeldet haben - das Filmcasino und andere -, die gesagt haben: Lieber Herr
Stadtrat, das ist toll! Ich höre und lese, Sie diskutieren da über einen
Beitrag von 50 Millionen S. Wir hätten den, ehrlich gesagt, auch
gerne, denn bei uns sind auch die Sitze kaputt, wir hätten auch gerne ein
besseres Programm, wir haben im Übrigen ein kulturell anspruchsvolles Programm,
und die Tür klemmt und was weiß ich was noch alles! - Man musste daher ab
irgendeinem Zeitpunkt - wie ich meine, zu Recht - sagen, das ist jetzt auch ein
Fall von Gleichbehandlung, das ist ein, technisch gesprochen, beihilfenrechtlicher
Fall, und das ist ein EU-wettbewerbsrechtlicher Fall.
Im Übrigen, weil hier die Programmvielfalt der City
Cinemas angesprochen wurde, habe ich mir das mit meinen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern ein bisschen angeschaut. Das Problem liegt abseits aller
Schuldzuweisungen tatsächlich ein wenig tiefer: Wenn an einem Samstagabend ins
Gartenbau-Kino zu dem anderswo als Blockbuster bezeichneten Film "Harry
Potter" gezählte 25 Leute kommen, wenn an einem anderen Tag jetzt zum
Film "Vanilla Sky" auch nicht viel mehr Leute kommen, dann hat dieser
Kinostandort ein massives Problem, das wir mit noch so viel öffentlicher
Förderung nicht ändern können. Was man vielleicht machen kann, ist, tatsächlich
darüber nachzudenken, das auszusondern, ein kulturell anspruchsvolles Programm
zu machen, und da gibt es auch wiederum die Differenzierung in verschiedene
Kinos. Nur: Die Annahme, dass diese Kinos momentan so sehr anders als die
"böse" Constantin und was weiß ich wer noch aller zur Kinovielfalt
beigetragen haben, ist, mit Verlaub gesagt, nicht unbedingt richtig. Außer dass
dort die Viennale stattgefunden hat - und ich bin sehr froh, dass die dort
stattfindet, und deshalb werden wir auch weiter dafür kämpfen, dass es das
Gartenbau-Kino gibt, damit die Viennale dort stattfinden kann - und die
Jüdische Filmwoche und das KinderFilmFestival, unterscheidet sich sozusagen der
tägliche Betrieb dieser Kinos nicht wesentlich von dem Betrieb beziehungsweise
von den Programmen in den Multiplex-Kinos. Nur: Dort gehen tatsächlich sehr
wenige Leute hin. Also, ist es natürlich auch ein Problem des Publikums und des
Markts.
Und, lieber Christoph Chorherr, was die Bedingungen,
die Miete betrifft, so habe ich mir jetzt noch einmal angeschaut, was für das
Metro- und für das Gartenbau-Kino an Miete bezahlt wird. Das darf man ja gar
nicht sagen! Für das Gartenbau gar keine, denn die wird indirekt auch über die
Stadt Wien gefördert, und für das Metro, glaube ich, ein Betrag in der
Größenordnung von 27 000 S. In dieser Innenstadtlage würde das,
glaube ich, zu diesem Preis jeder Greißler mit Dank nehmen! (GR Mag Christoph Chorherr: Aber das
Flotten-Kino ... !) Wenn man im Nachhinein der Stadt Wien oder
Vertreterinnen oder Vertretern der Stadt Wien vorwirft, dass diese Bedingungen,
dass sozusagen die Mietverhältnisse diese Kinos in den Ruin geführt hätten, so
muss angesichts dessen doch eingesehen werden, dass das ja wohl auch nicht
wirklich stimmen kann.
Trotzdem, es geht mir überhaupt nicht um eine
Schuldzuweisung. Die Situation ist, da gebe ich Ihnen allen Recht, ernst. Es
hat auch gar keinen Sinn, einander da jetzt großmächtig vorzuwerfen, wer wann
vielleicht zuständig gewesen wäre. Wir müssen akzeptieren, dass einerseits
natürlich die Marktsituation so ist. Wir akzeptieren auch, dass wir im Grunde
in einer freien Marktwirtschaft leben, dass man Kinos eröffnen kann und dass
diese auch mangels Publikum wieder zu Grunde gehen können. Wir stehen aber
andererseits, auch und gerade als Sozialdemokraten, selbstverständlich auch
dazu, dass man diese Gesetze des Markts nicht einfach sozusagen als gottgegeben
ansieht, sondern dass man versucht, ihnen dort, wo sie versagen, dort, wo sie
vielleicht auch für die Stadtkultur, für das städtische Leben, für das urbane
Leben zum Nachteil gereichen, entgegenzuwirken.
Das machen wir mit einer Kinoförderung. - Im Übrigen
bin ich, wenn die Prüfung des Finanzressorts ergibt, dass man auch über die
Vergnügungssteuer eine Änderung herbeiführen kann, sehr offen dafür, das noch
einmal genau zu überprüfen. - Wir gewähren, auch das sei hier noch einmal
erwähnt, einen großzügigen Zuschuss für das Filmmuseum, um auch das
filmkulturelle Erbe in der Stadt zu erhalten. Und wir suchen jetzt nach wie vor
nach Möglichkeiten, um diese beiden Kinos zu erhalten.
Jetzt fragst du mich: Was tut ihr? - Dazu sage ich erstens
einmal: Ich sehe das natürlich auch als kulturpolitische Aufgabe, aber ich bin
hier sozusagen nicht ein Makler von Kinostandorten. Was ich versuche, ist, dass
ich natürlich Gespräche suche mit den Firmen oder auch mit
Einzelpersönlichkeiten, die jetzt auch zu mir kommen und sagen, wir hätten da
Interesse, wir hätten da ein Konzept. - Was ich hier und heute und auch diesen
Damen und Herren sage, ist: Von Seiten der Kulturpolitik, der Kulturverwaltung
können wir anbieten, dass wir einen kulturellen Anteil am Programm, am Betrieb
unterstützen,
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