Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 94
der Monitoring-Gruppe versandt werden. Diese Monitoring-Gruppe,
von der Sie sprechen, hat bereits im November 2001 Vorgespräche geführt, und
zwar unter Teilnahme der Umweltanwaltschaft, der MA 22 und der MA 48,
Ökobüro. Es wurde die Erstellung einer Geschäftsordnung beschlossen und diese
liegt in der MA 22 bereits auf. Das heißt, diese Arbeiten laufen
plangemäß.
Zur Frage 7: Die Stilllegung der MVA
Flötzersteig ist ein in der SUP enthaltener Vorschlag der Experten. Eine
Beurteilung dieses Vorschlags ist jedoch absolut verfrüht, da dies aus heutiger
Sicht, wie bereits eingangs beschrieben, zu einer verstärkten Deponierung
führen würde, damit zu erhöhten Altlastensanierungsbeiträgen und damit zu einer
erhöhten Tarifgestaltung. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Das wollen Sie ja sowieso!)
Die Stilllegung der MVA Flötzersteig kann daher, so
wie es auch im SUP-Prozess festgehalten wurde, nur in einem
gesamtabfallwirtschaftlichen Konzept der Stadt Wien diskutiert und auch entschieden
werden. Diese Rahmenbedingungen stehen im Moment aber noch aus.
Zur Frage 8: Selbstverständlich werden, wenn es
dann soweit ist, alle einschlägigen Branchen, vor allem alle einschlägigen
Industrien, eingeladen werden, sich am Wettbewerb betreffend die Errichtung der
dritten MVA zum geeigneten Zeitpunkt zu beteiligen. Es gilt hier, wie bei
jeglichem Bauauftrag, das Vergaberecht und damit das Bestbieterprinzip.
Auch hier wird zu beachten sein, dass über entsprechende
Verhandlungen noch nicht Auskunft gegeben werden kann, da diese Verhandlungen
noch gar nicht in Angriff genommen wurden. Es ist aber zu hoffen - das möchte
ich hier vorausschicken -, dass vorrangig dann erfolgreiche Wiener Unternehmen
als Bestbieter in Erscheinung treten können.
Zur Frage 9, Müllvermeidung: Sie haben es schon
angesprochen, dass ich mich massiv dafür einsetze, dass auf Bundesebene - wir
haben eine entsprechende Veranstaltung in Vorbereitung - endlich ein
Pflichtpfand eingeführt wird. Das AWG 2002 lässt diese Forderung derzeit offen.
Hier werde ich mich massiv dafür einsetzen, dass eine Kann-Forderung zu einer
Muss-Forderung gestaltet wird. Mir geht es darum, dass die Einwegflut massiv
eingedämmt wird.
Wir haben aber selbstverständlich zahlreiche Aktivitäten
im Bereich der Abfallvermeidung. Wir haben zahlreiche Maßnahmen schon in den
vergangenen Jahren durchgeführt. Wir haben zahlreiche Umweltberater auf diesem
Gebiet arbeiten. Wir haben hier Ökoprofit-Modelle, wir haben
Öko-Business-Pläne. Wir haben verschiedene Modelle schon mit Preisen ausgezeichnet.
Wir haben massive Verminderungen, eine massive Absenkung der Abfallmengen in
zahlreichen erfolgreichen Wiener Betrieben und Tourismusbetrieben. Ohne entsprechende
Studien durchzuführen, sondern real zum Angreifen, können diese Betriebe
Abfälle vermeiden.
Mir geht es darum, gemeinsam mit der Wirtschaft,
gemeinsam mit der Industrie Abfallvermeidungskonzepte zu verwirklichen. Das
schaffen wir gemeinsam mit unseren Umweltberatern, das schaffen wir gemeinsam
mit unserem Modell Ökoprofit, das schaffen wir gemeinsam im vorbereiteten
Öko-Business-Plan, der selbstverständlich auch erfolgreich fortgeführt werden
wird.
Zur Frage 10, Abfallvermeidungsmaßnahmen: Es liegen
umfangreiche Entwürfe vor. Sie werden der Monotoring-Gruppe selbstverständlich
zur Beratung vorgelegt werden. Die Umweltberater-Subventionierung ist bereits
jetzt sichergestellt. Diese Umweltberater - das haben wir gestern festgelegt -
werden eine noch bedeutsamere Aufgabe im Bereich der Abfallvermeidung wahrnehmen
müssen.
Zur Frage 11: Für mich als Umweltstadträtin ist
es selbstverständlich nicht geplant, Müll aus Niederösterreich oder den
angrenzenden Nachbarländern in der dritten Wiener Müllverbrennungsanlage zu
verbrennen. Die dritte Wiener Müllverbrennungsanlage wird der Stadt Wien zur
Entsorgung des im Stadtgebiet anfallenden Mülls, im Wesentlichen des Restmülls,
dienen, und danach wird sich die Kapazität der Anlage bestimmen. Es wird sich
die Kapazität der Anlage nach dem Bedarf der Stadt Wien und ihrer Bevölkerung
richten und nicht umgekehrt.
Zur Frage 12, berufstätige Frauen: Hier möchte
ich schon vorausschicken, dass es eine wesentliche Errungenschaft der Wiener
Sozialdemokratie ist und war, dass die Frauen verstärkt berufstätig sind.
Darauf können wir besonders stolz sein. Ganz besonders möchte ich hervorheben,
dass die aktuelle Beschäftigungsquote der Wiener Frauen bei über
70 Prozent liegt. Dies bringt selbstverständlich - und darauf habe ich
schon in meiner ersten Beantwortung hingewiesen - eine soziologische
Veränderung und auch ein anderes Konsumverhalten mich sich.
Convenience-Produkte nehmen an Beliebtheit natürlich
zu. Man hat nicht mehr die Zeit, selbst Marmelade einzukochen, man hat nicht
mehr die Zeit, Karotten anzupflanzen, man hat nicht mehr die Zeit, für seine Familie
zu kochen, auch wenn es Spaß machen würde, sondern man greift nun verstärkt zu
verpackten Fertiggerichten. Hier muss man ansetzen. Auf Grund der modernen
Lebensgewohnheiten und auch mit dem steigenden Wohlstand steigt natürlich auch
die Müllmenge an.
Dieser gesellschaftlichen Realität muss man sich einfach
stellen. Hier hilft es nichts, wenn man die Augen verschließt und sagt, man
müsste Abfälle vermeiden, wenn man einer steigenden Abfallflut aus Einwegverpackungen
gegenübersteht. Dieser Realität, dieser Verantwortung muss man sich stellen.
Die Frage, warum Vorarlberg weniger Müll hat, lässt
sich einfach beantworten. Der Anteil der ländlichen Bevölkerung ist einfach
viel höher und damit auch die Selbstversorgungsrate. Es gibt eben dort mehr
Selbstversorger mit entsprechenden Komposthaufen. - Danke. (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag Rüdiger Maresch: Und wie ist das dann
mit Graz?)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke der Frau Stadträtin für die Beantwortung.
Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die
Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt.
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