Gemeinderat, 12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches
Protokoll - Seite 4 von 81
durchaus geben.
Wenn es so ist, Herr Planungsstadtrat, dass der gleiche
ehemalige Leiter der MA 21B tatsächlich auch auf Kosten der "Wien
Süd" bei einer Immobilienmesse in Cannes war, dann frage ich Sie, dann ist
das doch eigentlich nichts anderes als eine strafrechtlich verbotene
Geschenkannahme eines Beamten.
Wie kommen Sie daher zu Ihrer Auffassung, dass im Falle des
ehemaligen Leiters der MA 21B keinerlei strafrechtlich relevante Momente
vorliegen sollen?
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker: Zunächst
einmal, Herr Gemeinderat, Sie haben einen Konsulentenvertrag des
Abteilungsleiters mit "Wien Süd" unterstellt. Ich kann in der Zeit,
wo ich Stadtrat bin, versichern, dass er in dieser Zeit keinen
Konsulentenvertrag hatte. (GR Günter
Kenesei: Darum geht es ja nicht!) Darum geht es sehr wohl. Es geht um die
politische Verantwortung (GR Dr Wilfried
Serles: Das ist ja eine Pflanzerei des Gemeinderats!) und ich kann wirklich
nur bestätigen, dass es in dieser Zeit keinen Konsulentenvertrag gab. Es gab in
den Jahren davor ... (GR Dr Wilfried
Serles: Das ist eine Pflanzerei! Das ist ja eine Pflanzerei des Gemeinderats!
Diese Art der Fragebeantwortung ist schlicht und einfach eine Pflanzerei des
Gemeinderats, dieses versammelten Hauses!)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend): Bitte zur Beantwortung,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker (fortsetzend): Herr Kollege Serles, wenn
Sie mir die Ehre geben, Ihnen hier Antwort geben zu dürfen, dann erwarte ich
mir, dass Sie auch beim zweiten Satz noch zuhören. Können wir uns darauf
einigen? Dann bekommen Sie von mir noch eine Antwort. (GR Dr Wilfried Serles: Um eine seriöse Beantwortung!) Okay? (GR Dr Wilfried Serles: Ja, um eine seriöse
Beantwortung! - GRin Erika Stubenvoll: Es gibt immer nur eine seriöse
Beantwortung, was sonst?)
Genau das ist
der Fall. Sie haben eine Untersuchungskommission beantragt und ich muss davon
ausgehen, dass ich dort als Zeuge geladen werde. Sie werden von mir nicht
erwarten könne, dass ich Ihnen hier Auskünfte gebe, die darüber hinausgehen,
was in Ihrer Frage enthalten war.
Zu der Frage,
die Sie jetzt gestellt haben: In der Zeit, wo ich Stadtrat war, gab es keinen
Konsulentenvertrag. (GR Dr Wilfried
Serles: Das ist ja überhaupt nicht die Frage!) Schauen Sie, Sie lassen mich
noch immer nicht weiterreden. (GR Dr
Wilfried Serles: Eine Antwort auf die Frage!) Sie lassen mich noch immer
nicht weiterreden. Sie bekommen die Antwort, wenn Sie mich ausreden lassen.
Sind Sie nicht so nervös!
Punkt 2:
Es gab Konsulentenverträge, die sich auf das niederösterreichische Gebiet der
Genossenschaft bezogen haben. Diese Konsulentenverträge wurden mit Jahresende
1999 beendet. Ich muss mit aller Entschiedenheit zurückweisen, dass es sich um
einen Wiener Widmungsskandal handelt. Es handelt sich um Vorkommnisse, die eine
Abteilung betroffen haben, wo im Stil der Sechzigerjahre gearbeitet wurde, wo
man auf die Rechtskonformität und die Nachweisbarkeit der Rechtskonformität
noch nicht so Wert legen musste wie heutzutage. Und dass gerade der
23. Bezirk ein Bezirk ist, wo offensichtlich besonders intensiv die
Informationstätigkeit erfolgen muss, weil dort auch normale Widmungsfälle sehr
oft beeinsprucht werden, ist wohl klar.
Wenn Sie
unterstellen, dass auf Kosten der "Wien Süd" OSR Dr V. auf der
MIPIM teilgenommen hat, dann erkundigen Sie sich bei Ihrem Kollegen von der
grünen Fraktion. Er hat das auch unterstellt und das hat nicht gestimmt. (GR Günter Kenesei: Das ist ja nicht wahr!) Es
ist nachweisbar, dass das nicht gestimmt hat und es ist nachweisbar, dass er
auf Kosten der Stadt Wien dort war.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke
schön. - Die 4. Zusatzfrage: Herr GR Kenesei. (Das Mikrophon bei GR Günter Kenesei funktioniert nicht. - Allgemeine
Heiterkeit.)
GR Günter Kenesei (Grüner Klub im Rathaus): Danke.
- Zuerst einmal, Herr Stadtrat, nehme ich mit Freude zur Kenntnis, dass Sie
sich somit als einer der ersten Zeugen zur Untersuchungskommission eingeladen
haben. (Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Ihr hättet mich sowieso vorgeladen!
Das ist eh klar!) Wir werden sicherlich der Überlegung näher treten, um hier
diese Möglichkeit zu ergreifen.
Ich möchte aber jetzt wieder zu dem von Ihnen zwar nicht so
genannten, aber von allen anderen so wahr genommenen Wiener Widmungsskandal
kommen und denke mir, Sie haben eine Maßnahme gesetzt, weil es offensichtlich
in der Opposition undichte Stellen gibt, und haben mit einer Weisung oder mit
einem Vorschlag an Ihre Beamten das so dargestellt, dass die Gründrucke nicht
mehr an die anderen Fraktionen verteilt werden. Jetzt hören wir aber: Da hat es
einen Abteilungsleiter gegeben, der ist Konsulent gewesen bei einem Bauträger,
der hat eine rege Reisetätigkeit gehabt und Herr Stadtrat, Sie wissen genauso
gut wie ich, wie die Kostenaufteilung bei dieser Reise gewesen ist. Auch das
wird Punkt der Untersuchungskommission sein.
Ich frage Sie daher: Wie kommen Sie dazu,
Bezirksräten, untadeligen Bezirksräten, die sehr viel in ihrer Freizeit für
diese Stadt tun, und Gemeinderäten, die sich mit der Sachlage der
Flächenwidmung auseinander setzen und sich informieren wollen, zu unterstellen,
dass hier die undichten Stellen sind? Gleichzeitig haben Sie Beamte im Haus,
die mit Bauträgern und mit Baufirmen Konsulentenverträge haben!
Ich hoffe, dass Sie
den Ordnungsruf des Herrn Bürgermeisters von gestern zur Kenntnis genommen
haben und nachträglich allen Fraktionen die Gründrucke, deren Versendung Sie
seit geraumer Zeit eingestellt haben, jetzt
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