Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 81
manifestiert? - Eine
schwierige Frage.
Ich greife da
wieder auf "Best of Böse" vom "Falter" zurück, damit Sie
sehen, dass nicht nur für mich diese Frage schwierig ist, sondern durchaus auch
für Zeitschriften, die Sie schätzen.
"Okay",
schreibt der Falter, "wir haben es mitgekriegt, alles hat sich gegen
Public Netbase verschworen, aber könnte uns vielleicht einmal wer verraten, was
so ein Public Netbase überhaupt ist?" (Heiterkeit
bei der FPÖ.) Ich persönlich denke, das muss der erste Punkt sein, die
eigentliche Aufgabe.
Und damit
komme ich zu einer anderen Facette dieses Akts, zu einer demokratiepolitisch
ganz und gar nicht lustigen Facette, zum Drumherum um die Subventionsvergabe.
Am 19.11.2001
stellten die Grünen einen
Resolutionsantrag hinsichtlich Subvention zur Public Netbase in der Höhe von
16 Millionen S - ich werde jetzt in meiner Rede auch noch Schillinge
verwenden; man sollte eigentlich ab heute nur mehr Euro verwenden, aber dann
scheinen die Summen plötzlich so klein, dass womöglich noch ein Irrtum
passiert, also ich sage Schilling -, und zwar 10 Millionen S für den
laufenden Betrieb und 6 Millionen S für die Erstinvestition für die
Rückkehr ins Museumsquartier.
Mit 5.12.2001
datiert gibt es ein Schreiben des Stadtrats als Beantwortung, das dann der
Gemeinderatsausschuss am 15. Jänner behandelt hat, worin mitgeteilt wird,
dass er sich sehr bemüht hat, die jährliche Subvention von
1 Million S auf 3 Millionen S zu erhöhen. Außerdem bietet
er Public Netbase einen Dreijahresvertrag an. Also er bietet es ihnen an.
Das hat der
Ausschuss mit Rot-Grün gegen ÖVP und FPÖ zur Kenntnis genommen, Akt gab es aber
bis dato keinen. Den Akt gab es erst in der Ausschusssitzung vom
13. Februar, datiert mit 22. Jänner. Hier geht es plötzlich um eine
Entschuldung von 1 Million S - das sind 72 000 EUR - und
nur mehr um eine Einjahresförderung in Höhe von 3 Millionen S oder
218 000 EUR. Beantragt hat Public Netbase - das haben wir jetzt im
Akt gesehen - mit einem Antrag vom 29. Oktober 2001
4 Millionen S Entschuldung für 2001, 6 Millionen S als
Erstinvestition im Museumsquartier 2002 und 10 Millionen S für den
laufenden Betrieb 2002. Abgestimmt, meine Damen und Herren, wird darüber heute,
am 1. März.
Und was wurde
in den Medien transportiert? - Am 21. Dezember 2001: "Mailath-Pokorny
sagt zusätzliche 1,8 Millionen S zu." Konrad Becker: "Ein
Weihnachtsgeschenk. Jetzt kann ich endlich die Gehälter zahlen."
Am
30. Jänner 2002, "Pressedienst": "Das Kulturamt bekräftigt
die Unterstützung. In diesem Jahr wird die Subvention von 1 auf
3 Millionen S erhöht." Und unten steht dann: "Es gibt
obendrein zwei gültige Gemeinderatsbeschlüsse, die sich auf die Sicherung der
Zukunft von Public Netbase beziehen."
Meine Damen
und Herren! Zum Zeitpunkt dieses "Pressediensts" gab es weit und
breit keinen Gemeinderatsbeschluss. Dennoch sind offensichtlich schon im
Dezember die Weihnachtsgelder bezahlt worden. Ich frage mich, mit welchem Geld,
ich frage mich, auf Grund welchen Gemeinderatsbeschlusses. Denn, meine Damen
und Herren, den Beschluss fassen wir heute.
Es ist mir
schon klar, mit einer absoluten Mehrheit kann man alles beschließen, aber das
hätten wir im November auch können, Herr Stadtrat. Public Netbase ist immerhin
ein Antrag vom Oktober. Man hätte es auch im Dezember machen können, auch im
Jänner, auch im Februar. Nein, da macht man im Jänner eine Mitteilung, um das
Ganze bis zur tatsächlichen Beschlussfassung noch einen Monat hinauszuzögern.
Und auf
welcher Rechtsgrundlage, bitte, basiert diese Zusicherung des Herrn Stadtrats,
falls es sich nicht um sein Privatgeld handelt? - Das wird er dann vielleicht
klarstellen. Das ist keine Rechtgrundlage, das ist gelebtes sozialistisches Demokratieverständnis.
Oder doch eine Rechtsgrundlage? Etwas, was man hier immer wieder einmal sieht:
§ 1 Sozialistisches Willkürgesetz.
Meine Damen
und Herren! Herr Stadtrat! Ich möchte Sie wirklich dringend auffordern,
öffentliche Zusagen über Subventionen erst dann abzugeben, wenn diese im
Gemeinderat abgestimmt wurden oder zumindest im Kulturausschuss und nicht schon
zweieinhalb Monate vorher.
Und wenn wir
schon von Subvention reden: Dankenswerterweise hat der Antragsteller genaue
Kalkulationen beigelegt, seitenlange Kalkulationen mit einem Finanzplan für das
Jahr 2002. Was da ungefähr drinnen steht, hat Kollege Salcher schon gesagt (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Dann können Sie
es sich ja ersparen!) -haben Sie es zuerst nicht mitgekriegt, Herr Kollege,
soll ich es Ihnen noch einmal sagen -: Einnahmen von zirka
3,5 Millionen S werden hier budgetiert, von denen 1,5 Millionen
voraussichtliche Einnahmen sind, 550 000 S noch nicht einmal
beantragt sind, 500 000 S eine Subvention vom Bundeskanzleramt, die
laut dem, was hier steht, nicht sicher ist. Das heißt, wir haben Einnahmen von
maximal 3,5 Millionen S budgetiert und dem stehen Ausgaben von
20 Millionen S für das Jahr 2002 gegenüber, das heißt, ein
vorauszusehendes und budgetiertes Minus von 16 Millionen S.
Wenn Sie als
Gemeinde Wien jetzt Ihre Subvention von 1 auf 3 Millionen erhöhen, und
selbst wenn der Bund mehr Subvention geben würde - das kann sich nicht
ausgehen! Da fehlen 10 bis 13 Millionen, je nachdem, wie hoch man die
Gesamtsubvention bewilligt. Da fehlt Ihnen immer noch mindestens die Hälfte des
Jahresbudgets. Wer zahlt das? Wie wird das nächstes Jahr sein?
Meine Damen und
Herren! Wenn man jetzt auf die Rücksiedlung von Public Netbase verzichten würde
- denn es ist ja hier ein Budgetposten in der Höhe von
6,2 Millionen S für Ausgaben Rücksiedlung und Media~Space vorgesehen
-, wie es auch der Bürgermeister
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