Gemeinderat,
13. Sitzung vom 20.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 36
Ich habe das Gefühl, dass das System noch nicht gelandet ist
oder nicht wahrgehabt wird.
Das System ist folgendes, noch einmal klar auf den Punkt
gebracht: Es gibt allgemeine Ziele, Stadtentwicklungspläne und andere. Auf der
anderen Seite steht der unbedingte Wunsch des großen Geldes, da geht es um
Milliarden, möglichst viel Nutzflächen zu Lasten anderer Ziele zu erzielen. Man
hat nicht, Herr Kollege Görg, nach der öffentlichen Auflage Veränderungen
vorgenommen, sondern man hat immer in Begünstigung der Bauträger signifikante
Nutzflächen mit all den Details dazu gewidmet, die ich jetzt nicht aufzählen
muss. Mit all dem, was das Kontrollamt berichtet, dass kurz nach ersten
Überlegungen Grünland gekauft wurde und das Kontrollamt fragt: Wieso haben die
das gewusst? Hallo! Das sind keine Verfahrensfehler oder unzureichende
Informationen, das wirkt wie ein Gesamtsystem, von dem sehr viele gewusst haben
müssen. Da ist es niemandem aufgefallen, viel früher eine Notbremse zu ziehen?
Nehmen wir diese Sache - weil sie bewusst nicht den
StR Schicker trifft - der ganzen Fragen Nebenbeschäftigung Vokaun. Jetzt ist
klar geworden, dass ein Bauträger signifikant begünstigt wurde, und der, der
die Widmung vorbereitet hat, hatte mit dieser Firma einen Konsulentenvertrag!
Na, wes Geistes Kind ist eine Verwaltung, die das runterspielt? Und dann steht
noch extra drinnen, und das habe ich heute auch zum ersten Mal in der
Fragestunde gehört: "Es darf nicht seine Befangenheit in irgendeiner Weise
tangieren." Na bitte, das versteht ja überhaupt niemand, dass man nicht
befangen ist, wenn man einen Konsulentenvertrag mit jenem Bauträger hat, dem
man dann widmet, und wie jetzt das Kontrollamt nachweist, rechtswidrig und,
und, und, und! Und das ist okay seit 1981? Das ist einfach okay! Ich schildere
jetzt nicht alles das, was da alles passiert ist. Ich habe es schon teilweise
getan. Und das ist niemandem aufgefallen? Das hat man okay gefunden? - Schuld
war letztendlich der Nestbeschmutzer und Beamtenbeschimpfer Kenesei! Dann
sollen wir Ihnen glauben, auch mit dem Vorlauf, wo die Notbremse gezogen wurde,
dass Sie wirklich an einer restlosen Aufklärung interessiert sind?
Ich bringe jetzt drei Punkte und eines, was Sie
gesagt haben, habe ich mit großem positiven Interesse jetzt wahrgenommen. Aber
das Einzige, das ich mir vorstellen kann, um Sie zu verstehen, ist, dass das
Wesen der Sozialdemokratie, so wie jeder Partei, die Jahrzehnte an der Macht
ist, so ist, dass man alles gut in dieser Stadt finden muss, weil alles, was
man kritisiert, einen selber trifft und dass man da nur aus diesem Grund
irgendwie sagt: Es ist eigentlich eh alles in Ordnung.
An drei Punkten wird festzumachen sein, ob Sie es
ernst nehmen, dass jetzt hier aufgeklärt werden muss.
Noch einmal: Wir bezichtigen weder den Bürgermeister
noch bezichtigen wir Gemeinderäte der Korruption. Wir bezichtigen Sie oder
fragen Sie, warum bei einem derartigen Missstand, der derart offensichtlich
war, mit all den Dingen, die im Kontrollamtsbericht und darüber hinaus stehen,
die Sie auch selber wissen, da nicht gehandelt wurde? - Da erinnert mich Görg
ein bissel an den Kohlhaas: Na, wir haben ein bissel verändert nachher. Na, ist
ihm das nicht aufgefallen? Hat er das nicht gewusst? Und wer hat ihm das nicht
gesagt? Und warum ist er dem nicht nachgegangen?
Noch einmal: Der Letzte - und da verstehe ich den
Schicker überhaupt nicht -, den die Verantwortung trifft, weil er damit
überhaupt nichts zu tun gehabt hat, ist der jetzt amtierende Stadtrat. Umso
weniger verstehe ich sein derzeitiges Agieren. Er könnte sich hinstellen und
sagen: Gerade weil ich damit nichts zu tun hatte, signalisiere ich restlose
Aufklärung. (GR Johann Driemer: Das hat
er ja eh gesagt! Das hat er ja gesagt!) Ich frage: Was ist in den letzten
paar Monaten passiert? Was ist passiert? - Eine Referentin bei uns schaut jetzt
Akten durch, ohne sie im Detail zu wissen, misst nach und dann kommen wir halt
dank guter Recherche auf einen Akt, wo sich genau dieselbe Vorgangsweise
wiederholt: Vokaun widmet zuerst oder lässt erst Epk widmen, dann wird
ordentlich aufgedoppelt, signifikanter Wertzuwachs. Dann gibt es ein kleines
Eckerl, da wird noch aufgedoppelt und wer zieht dann dort ein? Der Herr Vokaun
selber! He hallo, und das fällt niemandem auf? Da bin ich fassungslos! Wenn wir
jetzt weiterstierln, dann schwöre ich Ihnen, dann kommen wir auf ähnliche
Dinge.
Schicker sagt, er lässt prüfen. Bitte, was lassen Sie
wen wie prüfen? Und was taucht da auf? - Nix! Heute hat er in der Fragestunde
gesagt: Ja, eigentlich alle Fälle. Ich habe es nicht mitgeschrieben. Okay.
Also, wie prüft's ihr bitte? Wir können euch Tipps geben, wie man prüfen kann!
Da ist ein System dahinter. Was man sich anschauen kann. Man muss nur mit
großen Ohren durchs Haus gehen. Es werden ohnehin einige bei dieser
Untersuchungskommission aussagen. Das wissen Sie ja alle. Diese Informationen
sind ja nicht nur zu uns gekommen! Aber das spielt man runter: Es ist eh alles
in Ordnung. Und das alarmiert uns!
Darum diese drei Punkte, die die Nagelprobe sein
werden und jetzt auch durchaus schon unter geringerer medialer Beobachtung,
weil ich wirklich meine, dort soll kein Scherbengericht veranstaltet werden, es
soll nicht rauskommen, der Oxonitsch oder der Bürgermeister oder irgendwer hat
weiß Gott was getan. Darum werdet ihr an drei Punkten festzumachen sein.
Der Kern ist erstens die Entkleidung der
Verschwiegenheitspflicht in der Untersuchungskommission. Das ist eine
Entscheidung, die letztendlich die Untersuchungskommission mit Mehrheit - ich
habe es genau gelesen - klären wird. Na, wenn das nicht aufgehoben wird, dann
können wir im Grunde gleich weiter mit Pressekonferenzen agieren.
Zweitens. Wir werden nicht inflationärst Krethi und
Plethi als Zeugen nominieren. Wir werden einige Zeugen nominieren, wo wir
sicher sind, dass sie Wesentliches zur Aufklärung beitragen können. Wir gehen
davon aus, dass diesen Zeugen stattgegeben wird. Das ist die zweite Nagelprobe
für die Sozialdemokratie. Wir werden es gut begründen.
Drittens. Da habe ich vom Kollegen Reiter jetzt schon etwas
Positives gehört. Was ist, wenn es im Zuge des
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