Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 81
EDV nach wie vor eine Magistratsabteilung zuständig.
Es ist auf Bundesebene auch der zentrale Einkauf erst
vor einem Jahr ausgegliedert worden. Eine Bundesbeschaffungsgesellschaft soll in
Hinkunft durch die Bündelung von Bestellungen günstigere Konditionen bei den
Lieferanten erzielen, wobei die Palette da von normalem Büromaterial über die
Heizung, über die Energiekosten bis hin etwa auch zur EDV-Hardware, aber sogar
bis hin zu Dienstreisen geht. Bei uns hat man sich über die Neugestaltung des
zentralen Einkaufs bisher viel zu wenig Gedanken gemacht.
Bundesimmobiliengesellschaft. Meine Damen und Herren!
Die Regierung hat gleich nach ihrem Amtsantritt die Amtsgebäude der Republik an
die Bundesimmobiliengesellschaft übertragen. Es muss daher jedes Ministerium
jetzt Miete bezahlen für seine Amtsräumlichkeiten. Durch diese
betriebswirtschaftliche Miete gibt es jetzt erstmals Sparanreize, weil jedes
Ressort natürlich im eigenen Interesse, um hohe Mietenzahlungen zu verringern,
seine Amtsräume durchforstet. Bei uns gibt es nach wie vor die anachronistische
Amtsraumlenkung. Mangels Sparanreizen wird in Wien noch immer Amtsraum
gehortet. Es gibt eine Arbeitsgruppe in der Geschäftsgruppe Faymann, die außer
einem ersten Papier bisher nicht weitergekommen ist.
Und nicht zuletzt auch die Subventionen. Die
Bundesregierung hat in diesen beiden letzten Jahren die Subventionen massiv
durchforstet. Bei uns wird weiterhin das Geld ausgeschüttet. In der letzten
Legislaturperiode sind unsere Subventionen um insgesamt 30 Millionen
angestiegen.
Meine Damen und Herren! Ich glaube, es ist
interessant, diesen Vergleich wirklich einmal anzustellen, weil man dann
natürlich zum Ergebnis kommt, dass diese Sparpotenziale in unserer Stadt
überhaupt noch nicht ausgereizt sind. Es sind ja die meisten
Rationalisierungspotenziale überhaupt noch nicht einmal angegangen worden und
es kann von einer Ausreizung überhaupt keine Rede sein.
Wir sollten daher vor Belastungen, vor
Gebührenerhöhungen tatsächlich einmal alle diese Dinge angehen. Wir sollten
einmal durch Strukturreformen die Ausgabendynamik in den einzelnen Bereichen
bremsen .
Meine Damen und Herren! Unsere Vorschläge haben wir
bereits auf den Tisch gelegt: Eine umfassende Verwaltungsreform etwa bei uns in
Wien durch weniger Führungsebenen. Wien hat ja viel zu viele Führungsebenen in
der Verwaltung. Die Schaffung eines selbständigen Rechenzentrums. Die
Zusammenlegung von Stadtarchiv, Landesbibliothek und städtischen Büchereien
etwa. Oder die Schaffung einer eigenen Betriebsgesellschaft für alle Wiener
Volkshochschulen. Die Privatisierung des Stadtgartenamts. Die Fusionierung des
Kanal- und Wasseramts, der MA 30 und 31, mit den Wiener Stadtwerken, also
die Schaffung eines kommunalen Komplettanbieters von Strom, Wasser, Gas, aber
auch Kanal. Eine Reform der Wiener Linien. Bei der öffentlichen Beleuchtung
eine Kooperation mit Privaten. Die Ausgliederung der Friedhofsverwaltung, der
MA 43. Die Gründung von Betriebsgesellschaften für die Bäder der Stadt
Wien, aber auch für die Märkte der Stadt Wien. Die Kooperation mit anderen
Bundesländern etwa im Beschaffungswesen, die Gründung einer
Beschaffungsgesellschaft statt des bürokratischen zentralen Einkaufs.
Schließlich ein professionelles Gebäudemanagement auch bei uns in Wien durch
die Schaffung einer Wiener Immobiliengesellschaft nach dem Vorbild der
Bundesimmobiliengesellschaft. Und vor allem natürlich ein rigoroses
Durchforsten der Subventionen der Stadt Wien.
Meine Damen und Herren! Ich glaube, wir sollten
anhand dieser Debatte auch jene Behauptung ins Reich der Märchen verbannen,
dass nämlich bei uns die Sparpotenziale wirklich ausgereizt sind. Herr
Stadtrat, es sind ja die meisten Sparpotenziale überhaupt noch nicht einmal in
Angriff genommen worden, und die Stadtregierung, die sich jetzt doch immerhin
bereits seit einem Jahr im Amt befindet, sollte auch bei diesen Reformen
endlich ein Lebenszeichen von sich geben, ein Lebenszeichen und ein Bekenntnis
zu etwas mehr Sparsamkeit. Herr Stadtrat, nehmen Sie diese Sparpotenziale doch
in Angriff, zeigen Sie etwas mehr Reformfreudigkeit und legen Sie diesem Haus,
so wie etwa die Bundesregierung, auch eine Budget- und Verwaltungsreform vor.
Meine Damen und Herren! Auf Bundesebene ist die
härteste Debatte der Budgetsanierung bereits abgeschlossen worden. Es kann mit
der Erreichung des Nulldefizits im vorigen Jahr die nächste Etappe der
Budgetpolitik angegangen werden, nämlich jene Etappe, in der die Steuer- und
Abgabenquote bis zum Jahr 2010 massiv herabgesenkt werden soll, jene Etappe,
die eben dann auch eine Entlastung der Bürger möglich macht. Es ist ja heuer
per 1. Jänner mit dem Kindergeld der erste Schritt in diese Richtung
gesetzt worden. Im nächsten Jahr folgt mit der ersten Etappe der Steuerreform
der zweite Schritt.
Meine Damen und Herren! Wir arbeiten im
Finanzministerium gerade daran, in einer Arbeitsgruppe diesen Etappenplan der
Steuersenkung festzulegen. Am Ende soll ein faires Steuersystem für alle
Österreicher und auch für unsere Wirtschaft stehen. Die erste Etappe davon soll
aber bereits im nächsten Jahr in Kraft treten. Wir arbeiten gerade daran, die
Eckpunkte dieser ersten Etappe der Steuersenkung festzulegen. Die Eckpunkte
sind natürlich einerseits Entlastungsmaßnahmen für die Wirtschaft und
andererseits eine Entlastung der kleinen und der mittleren Einkommen. Denn es
kann ja sparen - und ich glaube, da sind wir uns auch alle einig - nicht
Selbstzweck sein, aber sparen kann doch jene Spielräume budgetär schaffen, die
wir eben benötigen, um dann durch eine Entlastung auch den Bürger in den Genuss
davon kommen zu lassen.
Meine Damen und Herren! Bei uns in Wien wird das heurige
Budget als Belastungsbudget in Erinnerung bleiben. Mein Vorredner hat ja
bereits einige Maßnahmen aufgezählt, einige Beispiele dafür. Am Beginn stand
bereits im Vorjahr die neue Wiener Stromsteuer, die am 1. November des
Vorjahres in Kraft getreten ist. Wie
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