Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 81
es würde dieses Ergebnis von Wien und vom Steuerzahler zu
teuer bezahlt werden und man könnte das billiger machen. Dabei war davon die
Rede, dass die Zuschüsse der öffentlichen Hand 60 Prozent ausmachen und
dass diese Quote im Vergleich mit den Subventionen für andere öffentliche
Verkehrsunternehmen oder nicht öffentliche Verkehrsunternehmen in anderen
Städten viel zu hoch ist.
Ich will der ehemaligen Berufsgruppe der Milchmädchen
nicht in irgendeiner Weise nahe treten, aber wenn ich hier den Begriff der
Milchmädchenrechnung verwende, dann hat das deswegen einen Grund, weil in die
60 Prozent die gesamte Investitionsquote hineingerechnet ist. Es liegt
natürlich auf der Hand, Herr Dr Görg, dass in einer Stadt, in der mehr
öffentliche Mittel für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs eingesetzt werden,
auch mehr Mittel an das Unternehmen fließen.
Wenn Sie korrekt gewesen wären, dann hätten Sie in
diese Quote auch jene Mittel hineinrechnen müssen, die der Bund für den U-Bahn-Ausbau
zur Verfügung stellt. Wenn man diesen Vergleich, so wie Sie ihn genommen haben,
nimmt, dann ist er nicht der Beweis der Übersubventionierung der Wiener Linien,
sondern dann ist er der Beweis, dass Wien zu jenen Städten gehört, die unvergleichlich
mehr Steuermittel in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs investieren. Das ist
der Beweis, vielleicht nicht gerade das, was Sie gewollt haben, im Ergebnis
aber ein Beweis, den ich nur unterschreiben kann. (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist schon davon die Rede gewesen und ich muss es
auch richtig stellen, damit das korrekt ist. Bei diesem Vergleich sind einige
Ungereimtheiten bei Ihrer Darstellung aufgetaucht, die ich einfach richtig
stellen muss. Es ist schon die Rede davon gewesen, dass die gleich hohe
Passagierzahl, die in Ihrer Aussendung und Ihrer Pressekonferenz erwähnt worden
ist, nicht stimmt. Aber es geht auch noch um etwas anderes: Sie haben dem Einzelfahrschein
der Barcelona-TMB mit 1 EUR unseren Einzelfahrschein von 1,5 EUR
gegenübergestellt und haben gemeint, da zeigt sich, dass es dort billiger ist.
Das Problem dabei ist, dass man mit dem Einzelfahrschein in Barcelona nur
entweder die Straßenbahn, den Bus oder die U-Bahn benützen kann, dass es aber in
Wien ein integriertes Verkehrssystem gibt, man damit die Schnellbahn, die U-Bahn,
die Straßenbahn und den Bus benützen kann. Gibt es so etwas in Barcelona? - Ja,
das gibt es auch. Es gibt ein Tagesticket, aber das kostet 4,20 EUR. Das
nur zum Vergleich, der hier gegeben ist.
Das Zweite ist, Sie haben erwähnt, Helsinki weist
36 Prozent Subventionsquote aus. Wenn man auf der Homepage nachschaut,
dann stellt man fest, dass die selbst 50,8 Prozent ausweisen. Ich weiß
nicht, wer Sie hier informiert hat. Es ist jedenfalls eine Fehlmeldung.
Ich bin jetzt auch mehrfach angesprochen worden, wie
es jetzt wirklich mit dem Kostendeckungsgrad steht. Der Kostendeckungsgrad ist
kein Geheimnis. Er ist durch Jahre hindurch seit 1997 bis herauf einmal ein
bisschen über 50 Prozent, einmal ein bisschen unter 50 Prozent. Es
ist also keine große Veränderung und es ist ein Deckungsgrad, von dem ich sage,
den sollen wir nicht unterschreiten. Eher sind wir gut beraten, auch in Richtung
der Entwicklung der Europäischen Union, ihn ein Stückerl zu erhöhen. Also nicht
durch eine ständige Finanzierung durch den Steuerzahler, sondern eher Eigenvorsorge,
um diesen Deckungsgrad so zu erhalten.
Es ist das mehrfach schon zitierte Gutachten der DBO
Auxilia-TreuhandgesmbH auch mit dieser Frage beschäftigt gewesen und hat sich
auch mit dem Thema der Einsparungspotenziale beschäftigt, die in den Wiener
Linien ausgeschöpft worden sind. Neben den drei Punkten Lohntarif-Index,
allgemeiner Index und Qualitätsverbesserungen war es eben der vierte Punkt im
Vertrag, den wir hier im Gemeinderat beschlossen haben, der zu prüfen war. Bei
der Frage dieser Rationalisierungsmaßnahmen konnte das Unternehmen auf den
bereits im Jahr 1999 festgelegten Personalbedarfsplan verweisen, der eine
Entwicklung bis zum Jahr 2010 vorsieht und der nichts mit der aktuellen Frage
der Tarifveränderung zu tun hat, sondern der seinerzeit im Zusammenhang mit der
Ausgliederung des Unternehmens beschlossen wurde, auch im Einvernehmen mit
Personalvertretung und Gewerkschaft, um das Unternehmen längerfristig auch
wettbewerbsfähig zu machen. Es ist gar kein Geheimnis, dass es hier auch die
Komponente der Personalsituation gibt. Das bedeutet aber nicht, wie das hier
angedeutet worden ist, dass jetzt im Fahrdienst eingespart wird, sondern es
gibt eine Reihe anderer Bereiche, das wissen wir auch aus anderen Bereichen der
Dienstleistungsunternehmungen, wo es möglich ist, Personalreduktionen vorsichtig
und mit Augenmaß durchzuführen und doch die Leistung und die Qualität aufrecht
zu erhalten. Auch das Thema ist angesprochen worden.
Natürlich kann diese Personalplanung der Wiener Linien
in keiner Weise mit den Postenreduktionen des Bundes verglichen werden. Man
muss nur dazusagen, dass es da eine Maßnahme gibt, die die Wiener Linien nicht
haben. Der Bund hat nämlich durch die Verwaltungsreform seine Aufgaben an die
Länder, Städte und Gemeinden übertragen, hat sich damit von Aufgaben frei
gespielt und konnte die Planstellen für das dafür vorgesehene Personal reduzieren.
Diese Möglichkeit haben die Wiener Linien nicht. Ich finde es läppisch, wenn
hier von Vertretern der Regierungsparteien so getan wird, als wenn das eine
großartige Leistung wäre und die Bundesregierung dafür zu loben wäre, dass sie
mit diesem Personalabbau und Planstellen unseren Wiener Arbeitsmarkt extrem
belastet! Das ist kein Erfolg, meine sehr geehrten Damen und Herren von ÖVP und
FPÖ! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich räume auch ein, dass diese Maßnahmen der Wiener
Linien sich nicht mit jenen Maßnahmen vergleichen lassen, die Herr Dr Görg bei
seinem Besuch in Berlin vorgefunden hat, nämlich die Situation der Verkehrsbetriebe
in Berlin, wo von 24 000 schlagartig die Hälfte abgebaut wurde, zum Teil
auch mit diesen Shakehands, die wir jetzt durch den Umgang mit den Bundesbeamten
seitens der Bundesregierung kennen gelernt haben.
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