Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 81
Ich denke, dass die Sorge, die hier von Seiten des GR
Margulies, der uns abhanden gekommen ist - nein, da hinten ist er (GR Dipl Ing Martin Margulies: Hier bin
ich!), herzlichst begrüßt -, geäußert worden ist, dass jetzt die
Veränderung der Tariferhöhung im Endergebnis gegenüber den Vorstellungen der
Wiener Linien bedeuten muss, dass es zu radikalen Personalkürzungen bei den
Wiener Linien kommt, wirklich jeder Grundlage entbehrt. Er hat nämlich gemeint,
dass die Personalreduktion die Konsequenz aus dieser Tarifveränderung ist,
woraus man folgern muss, dass logischer Weise die Tariferhöhung höher ausfallen
hätte müssen und er dieser Meinung auch ist. Aber das will ich jetzt nicht im
Detail fragen, ob er das wirklich so gemeint hat. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Ich mache eine Berichtigung!) Sie
wollen sich berichtigen? - Ja, das ist schon gut. (Heiterkeit des GR Dipl Ing Martin Margulies.)
Ich möchte auch noch eine Bemerkung zur gestrigen
Pressekonferenz von Dr Görg machen, wo Sie gemeint haben, die Wiener Linien
könnten eigentlich 182 Millionen EUR einsparen. Als Sie von Journalisten
gefragt worden sind, welche Vorschläge Sie dazu unterbreiten, haben Sie nach
einer APA-Mitteilung gesagt, dass es nicht Ihre Sache ist, Vorschläge machen.
Dafür gibt es den Chef der Verkehrsbetriebe und der wird es schon wissen. Ich
kann damit nur die Frage verbinden, ob Ihr Schweigen - weil ich Sie nicht
gerade als Dampfplauderer oder als fantasielos einstufe - damit zu hat, dass
Ihnen die Fraktion verboten hat, noch einmal auf den Berliner Vorschlag
zurückzukommen, der damals ja ziemlich für Unruhe gesorgt hat.
Ich möchte Ihnen nur sagen: Wir werden uns bemühen,
Herr Dr Görg, im Bereich der Wiener Linien alle Rationalisierungsmaßnahmen
umzusetzen, die zumutbar sind, die verträglich sind und die effizient sind. Was
wir nicht tun werden, um noch einmal auf das Berliner Beispiel zu kommen, ist,
Radikalmaßnahmen zu setzen, die auf Kosten der Qualität gehen.
Ich erinnere daran, dass Sie damals befürwortet haben,
dass man Mechaniker im Fahrdienst einsetzt. Eine Maßnahme, die dort umgesetzt
worden ist, was natürlich auf Kosten der Sicherheit und der Qualität geht. Das
ist sozusagen die Grenze für uns. Wir wollen Sicherheit, weil es auch die Frage
ist: Wie ist das mit der Tarifanpassung? Es ist eine schwierige Sache für das
Unternehmen, das bis zum Jahr 2006 durchzuhalten. Es ist aber möglich. Aber
natürlich erfordert es hohe Anforderungen.
Die andere Seite, die hier zur Sprache gekommen ist -
und jetzt müsste ich mich eigentlich der Firma Margulies & Co zuwenden -,
ist das Patentrezept, dem Steuerzahler in die Tasche zu greifen oder noch
besser dem Steuerzahler und dem Autofahrer zugleich. Formell und im Format und
in der Aufmachung ist diese Broschüre eigentlich nicht grundlegend anders, als
der Inhalt Ihres Programms. Das muss man sich einmal zu Gemüte führen, in
welcher Form das ist.
Als die Redakteure gefragt worden sind, warum denn
ein ernst zu nehmendes Problem in einer derartigen Form erscheint - es wird
wahrscheinlich ein Zeitungsunternehmen geben, das sich die Frage stellen muss,
wieso man sich solche Plagiate gefallen lassen muss -, aber losgelöst von
dieser Frage, die nicht meine Frage ist, denke ich mir, dass ein derartig
läppischer Umgang mit einer ernsten Frage eigentlich peinlich ist ... (Aufregung bei den GRÜNEN. - Beifall bei der
SPÖ.) Wenn dann der Redakteur sagt, es sollte humorvoll sein, dann kann ich
mir schon vorstellen, dass eurem Parteivorsitzenden Van der Bellen das Lachen
eingefroren ist, denn das ist alles andere, als der Beweis einer
Regierungsfähigkeit der GRÜNEN! (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich will das nicht im Detail zerpflücken. Nur drei Bemerkungen
zu dem großartigen Grünprojekt.
Margulies war der Meinung, 60 Millionen EUR im
ersten Jahr werden wir brauchen. Woher? Woher? (GR Mag Rüdiger Maresch: Von den Volksgaragen! GR David Ellensohn: Von
den Volksgaragen!) Woher? Volksgarage? Rechnet's einmal aus, wie viel aus
der Förderung von den Volksgaragen nicht bereits jetzt in die Beschleunigungsmaßnahmen
des öffentlichen Verkehrs fließt! Ihr könnt's doch das Geld nicht zweimal
verkaufen, liebe KollegInnen von der grünen Fraktion! (Beifall bei der SPÖ.)
Derzeit werden die Mittel aus dem Parkometergesetz
zur Hälfte für Beschleunigungsmaßnahmen im öffentlichen Verkehr und zur anderen
Hälfte für Park-and-ride-Anlagen und natürlich auch für die Garagenförderung
eingesetzt. Aber jetzt salopp zu sagen: Das Geld für die Garagenförderung wird
ja reichen, ist schon der erste Schmäh, den ihr hier produziert habt. Das ist
der erste Schmäh, dass hier gesagt wurde, mit Geld, das nicht existiert, werden
jene qualitativen Maßnahmen finanziert. (Aufregung
bei den GRÜNEN.)
Zweitens. Jeder weiß, dass es nicht möglich ist,
allein durch eine Steigerung des Fahrgastaufkommens, insbesondere im
Berufsverkehr - und beim Modal Split geht es ja in erster Linie darum -, auch
Einnahmensteigerungen zu erzielen. Diese Theorie, man wird durch eine Anhebung
des Modal Split Quotienten - also mehr Leute, die im Berufsverkehr auf die
öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen - die Einnahmensteigerungen erreichen,
dass man alles das, was man an qualitativen Maßnahmen braucht, um attraktiv zu
sein, zu finanzieren, das ist eine zweite Vision von Ihnen, Herr Mag Chorherr!
Drittens. Ich kann mir schon vorstellen, was das für
die Bevölkerung bedeutet, wenn man sich hinstellt und sagt: Wir werden die
Parkraumbewirtschaftung ausweiten, wir verwenden aber das Geld nicht, um die
Parksituation zu verbessern, sondern wir nehmen das Geld und geben es dem
öffentlichen Verkehr. Für die Akzeptanz einer derartigen Maßnahme wünsche ich
Ihnen viel Glück!
Ich kann das nur noch einmal wiederholen: Das ist ein
toller Beweis der Regierungsfähigkeit! (Beifall
bei der SPÖ.)
Es gibt ja noch eine Fraktion hier im Raum, die ja auch eine
Position zu dem Thema hat. Ich will dem FPÖ-Chef Kabas gar nicht unterstellen,
dass er mit seiner
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