Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 81
sagen Sie
uns, was mit dem Friedhof ist!), und wenn wir als
Gemeinderatsmitglieder da mitstimmen sollen, dann müssen Sie uns zuerst einmal
ein Projekt zeigen, aus dem hervorgeht, was mit dem Geld gemacht wird. (GR
Mag Rüdiger Maresch: Ein Friedhof! Ein islamischer Friedhof! - Lebhafte
Heiterkeit bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.) Ich weiß schon, für Sie sehr
vereinfacht ein islamischer Friedhof. Aber in welcher Form? Pacht, Kauf,
Nutzungsüberlassung, mit Aufschließung, ohne Aufschließung? Ich muss das dem
Herrn Maresch zweimal sagen. Ich weiß, es geht bei Ihnen nicht so leicht, aber
es wird schon funktionieren. (GR Mag
Rüdiger Maresch: Ich habe jetzt gar nichts gesagt! Das ist, weil Sie nicht
aufpassen!)
Was wir sicher abgelehnt haben,
war der islamische Zentralfriedhof in der Donaustadt mit einer geplanten Fläche
von 200 000 Quadratmetern, denn damals hat der Herr Edlinger in
Presseaussendungen verkündet, wenn die islamische Glaubensgemeinschaft diese
200 000 Quadratmeter kauft, dann kann sie dort Wiener Glaubensbrüder und
Glaubensschwestern, aber auch solche aus allen Bundesländern, aber
selbstverständlich auch aus ganz Europa beerdigen lassen. Also, für einen
Zentralfriedhof islamischer Glaubensbrüder ... (Lebhafte Heiterkeit bei der
SPÖ und bei den GRÜNEN. - GR Heinz Hufnagl: Ein neuer Zentralfriedhof! Super!)
Sie können lachen. Das ist Originalton Edlinger: ein Zentralfriedhof für ganz
Europa mit Bahnanschluss. (Anhaltende
Heiterkeit.) Ja, dann lachen Sie halt über Ihren Herrn Edlinger. Die
Aussagen sind von ihm und sie sind ja auch in den Zeitungen veröffentlicht
worden. Sie können sich dazu bekennen oder können sich darüber lustig machen.
Ich übergebe es Ihnen gerne, ich habe es hier. (Zahlreiche Rufe und Gegenrufe zwischen SPÖ und FPÖ.) Bitte hier
steht es. (Anhaltende tumultartige Zwischenrufe.)
Ich habe hier auch eine
Anfragebeantwortung. Ich lese Ihnen gerne zur Qual für die Sozialisten einmal
diese Anfragebeantwortung vor. (Nein!-Rufe
bei der SPÖ.) Na, Sie haben darum gebettelt, jetzt kriegen Sie es. (Allgemeine
lebhafte Heiterkeit und Zwischenrufe.) Wir haben am 14. Oktober 1994
folgende Anfrage gestellt:
"Wurde ein Grundstück für die
etwaige Errichtung eines islamischen Friedhofs angekauft? Wenn ja, wo?
Gibt es Gespräche über einen
Verkauf für diese Zwecke?
Ist die Errichtung eines
islamischen Friedhofs geplant? Wenn ja, warum und wann?" (Lebhafte
Heiterkeit. - GR Günther Reiter: Warum? Warum?) Ja, warum? (Neuerliche lebhafte Heiterkeit. - GR Mag
Christoph Chorherr: Warum braucht man
einen Friedhof? Das ist eine gute Frage!) Schauen Sie, Herr Kollege
Chorherr, wären Sie damals der Stadtrat gewesen, hätten Sie eine gescheite
Antwort gefunden. Sie waren damals nichts und der andere Stadtrat hat eben
keine Antwort gegeben. Deshalb ist das "Warum?" von mir noch immer
offen. (Anhaltende Heiterkeit.)
"Gibt es derzeit
Schwierigkeiten bei der Beerdigung von Angehörigen verschiedener
Glaubensrichtungen und Konfessionslosen? Wenn ja, welche Beschwerden werden von
welcher Seite vorgetragen?
Wo soll der Friedhof errichtet
werden?
Wie viele islamische Beerdigungen
werden derzeit pro Jahr durchgeführt, und wie sehen die Prognosen für die
nächsten zehn Jahre aus?
Ist der Friedhof auch für Personen
mit Wohnsitz in den Bundesländern und im Ausland vorgesehen?" (GR Mag Christoph Chorherr: Noch ärger!)
"Würden dort Bestattungen
auch prinzipiell durch die Wiener städtische Bestattung durchgeführt?"
Ja, man kann lachen. Es ist sicher
eine Frage, ob dieser Bedarf gegeben ist (GRin
Mag Sonja Wehsely: Ja!), und es ist auch die Frage ... Sie sagen Ja, ich
glaube es Ihnen auch, aber ich hätte gerne schriftlich, wie groß der Bedarf pro
Jahr ist. Es könnte ja auch sein, dass dieser Friedhof, der jetzt ins Auge
gefasst wird, prinzipiell zu klein ist. Das darf es ja wohl auch noch sein. (GR Godwin Schuster: Ja, nehmen wir zuerst
einen kleinen und dann einen größeren!)
"Wird es notwendig sein, die
Wiener Friedhofsordnung abzuändern? Wenn ja, in welchen Punkten?
Wird es ein
ewiges Ruherecht für islamische Glaubensangehörige geben? Wenn ja, wird dieses
in Form von Grabstellen auf Friedhofsdauer auch wieder für Christen
eingeführt?"
Die Frage hätte
ich sehr gerne beantwortet. Können die Christen in Wien auch wieder ihre
Bestattungen auf Friedhofsdauer durchführen lassen?
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik (unterbrechend):
Entschuldigung, Herr Kollege Blind, Sie haben genau noch 1 Minute Zeit,
Ihre Ausführungen zu beenden. (GR Mag
Rüdiger Maresch: Schade! Schade! Das ist wirklich schade!)
GR Kurth-Bodo Blind (fortsetzend):
Gut, schade! Daher kommen wir zu unserem Resümee - ich danke Ihnen Frau
Vorsitzende -: Seit Beginn der Neunzigerjahre versprach die Gemeinde Wien, und
hier insbesondere die regierende SPÖ, bei der Errichtung eines islamischen
Friedhofs die Öffentlichkeit voll und ganz zu informieren und einzubinden.
Gerade aber dies haben die Stadt Wien und ihre amtsführenden SPÖ-Stadträte unterlassen.
Nun soll, ohne dass dem Gemeinderat schon ein offizieller Betreiber bekannt
ist, der Umweltausschuss Millionen für Vorarbeiten für einen islamischen
Friedhof bereitstellen.
Wir Freiheitliche wollen unseren
islamischen Mitbürgern keineswegs die Errichtung eines konfessionellen
Friedhofs verwehren, gibt es doch solche konfessionelle Friedhöfe für andere
Glaubensgemeinschaften in Wien seit Jahrhunderten. Ich fordere die
SPÖ-Stadtregierung auf, ein Gesamtkonzept für den islamischen Friedhof auf den
Tisch zu legen, worin die Grunderwerbskosten und die Aufschließungskosten klar
zu erkennen sind. (GR Mag Rüdiger
Maresch: An Ihre Pressestelle?)
Für die FPÖ stellt es kein Problem dar, dass sich die
Gemeinde Wien, ähnlich wie bei Projekten anderer Konfessionen, anteilsmäßig an
diesen Kosten beteiligt. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Die FPÖ wird sich auch beteiligen!)
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