Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 81
eines: Für welche Zeit wird dieser islamische Friedhof
erwartungsgemäß reichen? Das heißt, weiß man, ob dieser islamische Friedhof
eine Kapazität für ein, zwei, zehn Jahre haben wird, um die islamischen Glaubensmitbürger
aufnehmen zu können?
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wir,
die FPÖ wollen unseren islamischen Mitbürgern keineswegs die Errichtung eines
konfessionellen Friedhofs vorenthalten, gibt es doch solche konfessionellen
Friedhöfe für andere Religionen schon seit Jahrhunderten in Wien. Es gibt
solche zum Beispiel auch für die islamische Glaubengemeinschaft am
Zentralfriedhof; das sind die Abteilung 27B und die Abteilung 25.
Prinzipiell also ein Ja zu einem islamischen
Friedhof, aber eines möchten wir schon auch sagen: Menschen, die ihr ganzes
Leben mit Österreichern und da auch mit Christen in einem Haus, in einem
Gemeindebau verbringen, müssen nicht unbedingt zwangsweise im Tod getrennt
sein. (GR Heinz Hufnagl: Das ist ein Argument!) Es ist derzeit so, dass
auf den Wiener städtischen Friedhöfen verschiedenste Religionsgemeinschaften
beisammen beerdigt werden, und es ist auch so, dass Konfessionslose ebenfalls
auf den Wiener städtischen Friedhöfen und im Angesicht eines Kreuzes beerdigt
werden. Es ist halt einmal so in Österreich, dass man wahrscheinlich weder
leben noch gestorben sein kann, ohne dass irgendwo ein Kreuz in der Nähe ist. (GR Mag Rüdiger Maresch: Das kommt darauf an,
wohin man fällt! - GRin Martina Malyar: Sind Sie jetzt dagegen oder dafür?)
ich möchte nicht hören, dass
Leute, die sich das ganze Leben mit Christen wohl fühlen, nicht auch im Tod auf
einem Friedhof der Stadt Wien beerdigt sein könnten. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Sind Sie nun dafür oder nicht? - StRin Karin Landauer: Das hat er klar
und deutlich gesagt!)
Wenn Sie aufpassen, werden Sie es, glaube ich, verstehen.
Wir haben gesagt, dass wir uns nicht dagegen aussprechen, dass islamische
Mitbürger auch einen islamischen Friedhof haben sollen. (GR Heinz Hufnagl:
Es soll einen Friedhof geben, aber er soll nicht belegt werden! Das ist es!)
Herr Hufnagel, ich glaube, Sie haben das im Ausschuss auch nicht verstanden.
Es ist so, dass wir gesagt haben, wir sind für die Errichtung
eines islamischen Friedhofs (GRin Dr
Sigrid Pilz: Sie sind dafür! Wunderbar!), aber es muss nicht zwangsläufig
so sein, dass islamische Glaubensgenossen nicht auch auf einem städtischen
Friedhof ruhen dürften. Das ist doch kein Widerspruch und sie werden ja derzeit
auch tatsächlich dort beerdigt. (GRin Martina Malyar: Sie sind ja jetzt
schon dagegen!)
Hier kurz eine Auflistung der Ereignisse. Damit werde
ich jetzt einmal auf die Doppelzüngigkeit sozialistischer Politik aufmerksam
machen. Es ist nämlich das alte Pendelspiel der Sozialisten, dass immer in den
Zeiten vor einer Wahl der islamischen Glaubensgemeinschaft durchaus
signalisiert wird: Wenn ihr mit uns geht, kriegt ihr einen Friedhof. (Allgemeine
lebhafte Heiterkeit.) - Ja, ja!
Kurz nach der Wahl schaut es natürlich gleich ganz anders aus. Jetzt kommen die
Daten und über die werden Sie bei allem Lachen, Herr Godwin Schuster, nicht hinwegkommen.
(GR Godwin Schuster: Ich habe noch selten so einen guten Witz gehört!)
Im September 1993 gibt es einen
ersten Aktenvermerk, da war der Flächenbedarf für diesen islamischen Friedhof
mit 10 000 Quadratmetern angegeben. Nur zur Erinnerung, damit Sie ein
bisschen mitlachen können: Derzeit sagen wir, nicht 10 000 Quadratmeter
sollen es sein, sondern 34 500 Quadratmeter.
Am 17. Dezember 1993 hatten
wir im Gemeinderat gerade die Schafflergründe in der Donaustadt angeschafft,
die waren 439 000 Quadratmeter groß. Da hat man verlauten lassen - ich
kann Ihnen diese Pressemeldungen gerne alle zeigen, ich kann sie Ihnen ... (Zwischenruf des GR Dipl Ing Martin
Margulies.) Ich weiß schon, aber sind Sie so gut, die Anarchisten sollen
nicht immer dreinrufen. (Lebhafte Heiterkeit.) Also wir hatten damals
gerade die Schafflergründe angeschafft, und da waren 200 000 Quadratmeter
für den islamischen Friedhof reserviert.
Die Grundstücksabteilung, so wurde
uns vermeldet, die MA 69 und die Friedhofsverwaltung - und das war ganz
richtig -, wurden mit der Planung des islamischen Friedhofs beauftragt. Was ist
bis heute herausgekommen bei dieser Planung? - Vielleicht wissen Sie es. Machen
Sie einen Zwischenruf! (Neuerliche
lebhafte Heiterkeit. - GR Mag Rüdiger Maresch: Ja, den kann ich machen! Soll
ich Ihnen sagen, was herausgekommen ist?) Damals war der Herr Edlinger
federführend und damals war auch der jetzt in Peking weilende Herr Hatzl federführend.
Heute sucht er, wie wir wissen, einen kommunistischen Partner als
Partnergemeinde für den Bezirk Simmering. (Lebhafte Heiterkeit bei der SPÖ und
bei den GRÜNEN.) Er hätte lieber hier sein sollen, um uns einmal zu beantworten,
was aus seiner Planung, die er damals, 1993, begonnen hat, herausgekommen ist.
Schändlicherweise gar nichts! (Zwischenruf des GR Harry Kopietz. - Schallende Heiterkeit bei der SPÖ.)
Edlinger als Wohnbaustadtrat hat
damals gesagt, es müsse das Grundstück angekauft werden. Gut. Meine Frage -
vielleicht könnten Sie zwischenrufen (Heiterkeit.
- GR Harry Kopietz: Aber keine Anarchisten!); Sie schon, die Anarchisten
nicht (Neuerliche lebhafte Heiterkeit.)
-: Ist das auch heute noch Ihr Standpunkt? Wenn wir diese 34 500
Quadratmeter auf dem Standort Inzersdorf (GR Harry Kopietz: Schwieriges
Wort! - Lebhafte Heiterkeit bei der SPÖ und bei den Grünen.) der islamischen Glaubensgemeinschaft geben, soll
sie diese kaufen oder pachten oder sollen sie ihr zur Nutzung übergeben werden?
Wie ist das jetzt? (GR Godwin Schuster: Hören
Sie auf! Die FPÖ ist schon ganz verzweifelt!) Haben Sie einen Akt? Haben
Sie irgendwo Eckdaten, wo Sie uns zeigen können, was Sie überhaupt vorhaben?
Sie wollen von uns jetzt, dass wir 20 Millionen S
dafür bereitstellen, für ein Projekt, dass ich von denen ... (Zwischenruf
der GRin Renate Winklbauer.) Bitte? (GRin Renate Winklbauer: Sie machen
das?) Ja, wir als Wiener Gemeinderat sollen jetzt selbstverständlich
20 Millionen S bereitstellen (GR
Godwin Schuster: Also
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular