Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 99
Es hat sich aber auf Grund der wirtschaftlichen Situation
der Wiener Messe ergeben, dass sich nunmehr nach langer Suche und schwierigen
Verhandlungen ein neuer Betreiber gefunden hat, dass die Stadt Wien wieder
eingesprungen ist, so wie es schon vor langer Zeit einmal der Fall gewesen ist,
um hier als Eigentümer der Wiener Messe aufzutreten und mit einem Kooperationspartner
einen Messestandort zu entwickeln.
All diese Vorgangsweisen sind zu begrüßen. In einer
europäischen Metropole, wie Wien unserer Ansicht nach doch eine ist, ist ein
interessanter, neu errichteter, durchaus attraktiver Messestandort ein
wesentlicher Impuls auch für die Wirtschaft und für die wirtschaftliche Weiterentwicklung.
Nichtsdestotrotz gibt es einige Punkte, die es uns schwierig
machen und heute verunmöglichen, dieser Flächenwidmung zuzustimmen. Es werden
leider dieselben Fehler gemacht, die schon oft im Planungsstadium von Projekten
gemacht wurden: Entweder wird mit Halbwahrheiten agiert oder es werden
vorrangig Fakten geschaffen, die sich im Nachhinein als unüberbrückbare
Hindernisse vor einem auftun.
Ich möchte drei wesentliche Punkte unserer Kritik herausheben,
an denen Sie, wenn Sie sich objektiv mit diesem Projekt auseinander setzen,
erkennen werden, dass wir so falsch nicht liegen werden.
Es beginnt zunächst einmal mit der Absiedlung des
Rollschuhplatzes und des Tennisplatzes an der Ausstellungsstraße. Da eben auf
Grund dieser veränderten Situation auch auf diese Flächen zugegriffen werden
muss, gab es Überlegungen und Ideen, wo man diese Sport- und Freizeitanlagen in
Zukunft unterbringen wird. So heißt es zum Punkt "Verlagerung der
Sportanlagen und –flächen", dass über dem Parkhaus West als Erholungsgebiet
Sport- und Spielplätze gewidmet werden sollen.
Das heißt, auf das Dach des Parkhauses soll der
Rollschuhplatz kommen. Das einzige Problem, das sich unter Wissen der
Stadtplanung und der Verantwortlichen jetzt auftut, ist Folgendes:
Es gibt eine Ausschreibungsveröffentlichung
"Messe Wien neu" und darin heißt es unter "Art des Auftrags":
"Errichtung von zwei Parkhäusern (Neubau)". - Jetzt gehe ich davon
aus, dass, wenn man auf ein Dach eines Parkhauses etwas darauf bauen will,
dieses Parkhaus auch ein Dach haben sollte, denn sonst führt sich die ganze Geschichte
ad absurdum.
Nun haben entweder sehr viele Damen und Herren den
Akt nicht genau gelesen, oder es ist einfach Wurscht, was passiert, nach dem
Motto: In diesen Akt können wir vieles hineinschreiben, die Realität sieht dann
ohnedies anders aus. Ich möchte nur einen Satz aus den
Ausschreibungsunterlagen, die Ihnen zugänglich sind, vorlesen:
"Die oberste Ebene je Parkhaus soll nicht überdacht
werden."
Ich bin schon sehr gespannt, wie der Kollege oder die
Kollegin von der Sozialdemokratischen Fraktion, der oder die zu diesem Punkt
hier sprechen wird, erklären wird, wie auf einem Dach, das nicht errichtet
werden soll, der Rollschuhplatz untergebracht wird. (GR Karlheinz Hora
schüttelt den Kopf.) - Sie schütteln den Kopf! Das wissen Sie
wahrscheinlich auch nicht. Das ist mir schon klar, dass Sie das auch nicht
wissen, denn das ist eine technische Meisterleistung, die nicht zu lösen ist:
auf einem nicht existierenden Dach etwas zu errichten. (Heiterkeit des GR
Josef Wagner.) Das hat es auf dieser Welt noch nicht gegeben. - Die Wiener
Messe wird uns jetzt vorführen, wie das funktioniert. Kollege Hora wird dazu
die Anleitung geben.
Zweiter Punkt: die Tennisplätze. Es heißt laut Stellungnahme
der MA 51: Der Tennisklub will nicht auf das Dach. - Das denke ich mir,
weil natürlich das Tennisspielen auf einem nicht vorhandenen Dach die Sache unheimlich
schwierig macht! (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Es ist schon schwer genug,
den Ball jeweils über das Netz zu bringen. Wenn natürlich dann dummerweise der
ganze Platz nicht da ist, wird es ein fast unmögliches Unterfangen, und dann
macht das Tennisspielen auch keinen Spaß mehr. (GR Gerhard Pfeiffer: Der Ball-Schani ...!) Die Ball-Schanis haben
es dann besonders schwer, aber das ist nur ein nebensächliches Problem.
Die MA 51 schlägt also dann vor - weil dieser Tennisplatz
partout auf das nicht vorhandene Dach nicht drauf will -, ein Ersatzgrundstück
im Bereich Rustenschacherallee bereitzustellen. Und zwar soll das an der Ecke
Rustenschacherallee/Sportklubstraße sein. Leider gibt es da wieder ein
widmungstechnisches Problem: Gerade dieser Bereich, den sich die MA 51
jetzt offensichtlich gemeinsam mit dem Tennisplatz ausgesucht hat, liegt in
einem Parkschutzgebiet, und es ist für dieses Parkschutzgebiet ziemlich genau
definiert, was dort sein darf und was nicht. Was ganz sicher nicht sein darf,
sind Tennisplätze und die Klubräumlichkeiten dafür. Da muss oder müsste daher
umgewidmet werden. - Mit welcher Argumentation Sie dann ein Parkschutzgebiet
für diesen Tennisklub umwidmen, ist noch offen.
Ein weiterer wesentlicher Punkt: die Parkhäuser
selbst. - Nun wissen wir schon, sie bekommen kein Dach, obwohl etwas auf das
Dach draufkommen soll, aber hier geht es jetzt um die Parkhäuser selbst.
Die MA 22 hat einen Feststellungsbescheid erlassen,
dass keine UVP für die Errichtung von zusätzlichen Parkhäusern notwendig ist.
Der Feststellungsbescheid rechnet die derzeit bestehenden und teilweise aufzulassenden
Parkplätze mit den neu zu errichtenden Parkplätzen auf und kommt per Saldo auf
einen Zuwachs von 440 Stellplätzen. - Ab 750 zusätzlichen Stellplätzen wäre
eine UVP notwendig gewesen. - Was aber die MA 22 bei Erstellung ihres
Feststellungsbescheids nicht gewusst hat, ist, dass es ein Protokoll einer
Sitzung aus dem Juli 2001 gibt, an der der Geschäftsführer der Wiener Messe,
Vertreter des Bezirks und Vertreter verschiedener Magistratsdienststellen teilgenommen
haben, in dem es heißt:
"Am Standort 6 wird das Parkhaus Ost mit zirka
1 700 bis 2 000 Stellplätzen errichtet. Eine optionale Erweiterung
für Stellplätze des Entertainment-Komplexes
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