Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 90
Die Kahanes, die Meinls (Aufregung
bei der ÖVP.), die Prinzhorns, die Turnauers, die lachen sich eines, weil
Sie die Privatstiftungen weder bei der Dotierung noch bei der Entnahme
verteuert haben! Sie machen nichts bei der Grundsteuer, auch nicht bei den
allergrößten Liegenschaften in Österreich, und Sie machen schon gar nichts bei
einer kurzfristigen Börsenspekulationssteuer! Dort, wo wirklich unermesslicher
Reichtum zu Hause ist, dort schauen Sie weg und bei den kleinen Einkommensverdienern
haben Sie maßlos zugelangt! Das ist die unsoziale Politik des Bundes! Und da
hat der Kollege Schock noch die Unverfrorenheit, sich hier herzustellen und uns
das als beispielhaft darzustellen! Herzlichen Dank für so eine Sozialpolitik! (Beifall bei der SPÖ.)
Nun zum eigentlichen Thema der notwendigen Anpassung
der Wiener Müllgebühren.
Nichts prägt das standardisierte Rollenverhalten der
vereinigten Opposition dieses Hauses so sehr wie - neben der stereotypen
Ablehnung von Rechnungsabschlüssen und Budgets - ihre gemeinsame Haltung im
Umgang mit Gebührenfragen. Während die Sozialdemokratie als
Verantwortungsträger für diese Stadt für eine geordnete Mittelaufbringung zum
klaglosen Funktionieren und für eine menschenwürdige Weiterentwicklung zu
sorgen hat, kennen Sie bei allen Gebührenüberlegungen stets nur ein
reflexartiges und kategorisches "Nein".
Wir haben hier, auch aus budgetärer Balance, das
Gesamtwohl der Stadt im Auge und zeigen den Mut zu unbedingt notwendigen
erforderlichen Maßnahmen und sozial verträglichen Gebührenanpassungen. Sie hingegen,
und davon legen die Presseaussendungen der Opposition der letzten Wochen, aber
auch die heutigen Wortmeldungen meiner Vorredner ein beredtes Zeugnis, bieten
in der Gebührenpolitik nur ein fantasie- und alternativenloses "Njet"
und Sie sind vorsätzlich bereit, die finanziellen Möglichkeiten der Stadt
sukzessive auszutrocknen. Mit dieser gewohnten Rollenverteilung zwischen
Stadtregierung und Opposition können wir durchaus gut leben. Sie hat sich
nämlich für Wien und seine Menschen in den letzten Jahrzehnten hervorragend
bewährt.
Wie sieht nun die Situation im konkreten Fallbeispiel
der Müllgebühren aus? – Anfang 1993 das letzte Mal angehoben, zählt sie wohl
nicht nur in Wien zu den Abgaben mit der allerlängsten Konstanz. Indexbedingt,
aber auch durch gewaltige Investitionen in die Wiener Abfallwirtschaft, ist der
Kostendeckungsgrad auf unbefriedigende 81,6 Prozent Anfang dieses Jahres
abgesunken.
Und ich frage die Damen und Herren der Opposition in
diesem Zusammenhang: Hätten wir etwa auf die Errichtung des Kompostwerks
Schafflerhof verzichten sollen?
War die Bekämpfung der Geruchsbelästigung im Kompostwerk
Lobau durch neue Umsetzer und Siebanlagen verzichtbar?
War etwa die Streusplittrecyclinganlage eine Fehlinvestition?
Hätte vom Bau einer modernen Müllsplitttrennanlage
für Haus- und Sperrmüll oder von der Erweiterung der Schlackenbehandlung Abstand
genommen werden sollen?
Waren vielleicht die Kühlgeräteabsauganlage, die Elektronikschrottzerlegung,
die Bildschirmaufbereitung keine wichtigen Beiträge zu einer ökologischen Kreislaufwirtschaft?
Hätte etwa die Errichtung und Modernisierung von mittlerweile
19 Mistplätzen und 34 flächendeckenden Problemsammelstellen unterbleiben
sollen?
Allein die seit der letzten Gebührenanhebung 93
hier vorgenommenen Investitionen machen mehr als eine halbe Milliarde S
aus. Es gilt daher, durch eine Wertsicherung der Müllgebühr, die wachsenden Betriebskosten
dieser ständig spezifizierter werdenden Infrastruktur kommunaler
Abfallwirtschaft sicherzustellen.
Um die Angemessenheit und Notwendigkeit des vorliegenden
Antrags auch objektiv zu bewerten, sei ein kurzer Ausblick in den Vergleich der
Wiener Müllgebühren, oder wie es richtig im Juristendeutsch heißt, der "Wiener
Müllabführabgabe" gestattet. Ich habe Ihnen hier einige Charts
mitgebracht, die sehr anschaulich sind. (Der
Redner zeigt eine Statistik.)
Das Erste ist Wien im Vergleich mit allen nennenswerten
niederösterreichischen Gemeinden, alle Bezirkshauptstädte und die wesentlichen
Umlandgemeinden Wiens. Ganz links der kleine Balken - und das nicht nur
politisch positiv zu verstehen - ist die Wiener Müllgebühr und alles andere
sind die derzeitigen Müllgebühren der niederösterreichischen Kommunen.
Ich darf sie wie folgt aufführen: Ich zeige Ihnen
zuerst noch den Vergleich mit den übrigen Landeshauptstädten und mit zwei Statutarstädten.
(Der Redner zeigt eine zweite Statistik.)
Auch hier gilt: Ganz klein links ist die Wiener Müllgebühr von
2,51 EUR für 120 Liter Abfallgefäß - das ist sozusagen die
standardisierte Plastikmülltonne, wie sie in den Wiener Haushalten anzutreffen
ist - und alle anderen Balken daneben sind die übrigen Landeshauptstädte, und
dann noch, weil wir ja nicht eine einsame Insel sind, sondern in der EU leben,
einige deutsche und Schweizer Städte im Vergleich dazu. Hier wieder Wien, alles
andere sind deutsche Kommunen. Und ich werde sie jetzt mit Namen benennen.
Im konservativen Innsbruck statt der Wiener Gebühr
von 2,51 EUR zahlt man 3,50 EUR, das sind 140 Prozent der Wiener
Gebühr. Im bislang schwarz-blau regierten Klagenfurt 3,70 EUR, das sind
150 Prozent der Wiener Müllgebühr. Die Bregenzer zahlen 6 EUR, das
entspricht 240 Prozent. Das tiefschwarze Eisenstadt verlangt 7,40 EUR
und damit fast das Dreifache. Im traditionellen schwarz-blauen Krems zahlt man
11,20 EUR, das ist das Viereinhalbfache, im ÖVP-regierten Langenzersdorf
12,10 EUR und damit fast und im ÖVP-beherrschten Tulln 12,50 EUR und
damit tatsächlich das Fünffache des Wiener Restmüllentgelts!
Meine Damen und Herren, sportlich ausgedrückt heißt das,
diese Müllmatches Bundeshauptstadt gegen vergleichbare Kommunen gehen nicht mit
knappen Punktesiegen für Wien aus, sondern das sind in Wahrheit ordentliche
Debakel sämtlicher bürgerlicher und
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