Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 90
mit Sparmaßnahmen zu tun hat, dass man vielleicht unter dem
Konkurrenzdruck und auf Grund der Entwicklung auf dem privaten Sektor zu wenig
Mittel eingesetzt hat.
Aber auf der anderen Seite sage ich jetzt, bei aller
Überzeugung, dass man in dieser Frage nicht verharmlosen, nicht verniedlichen
soll, dass es, gemessen am internationalen Geschehen, eigentlich sehr
erfreulich ist, dass der einzige größere Schadensfall bei der U-Bahn, den Sie
jetzt ausgeschlachtet haben, um es salopp zu formulieren, derjenige der
U 2 im Jahr 1991 ist, also elf Jahre, mehr als ein Jahrzehnt,
zurückliegend. Auch damals ist es zu keinem Personenschaden gekommen, und
zweitens - klopfen wir auf Holz - hat es keinen Menschen gegeben, der durch
Brand an seiner Gesundheit Schaden genommen hat. Das ist etwas, über das man
einerseits sehr glücklich sein sollte und auf das man auf der anderen Seite
aber auch, wenn man das dem Unternehmen und seiner Führung und seinen
Mitarbeitern zugestehen kann, eigentlich sehr stolz sein kann, denn es gibt in
Europa kaum ein anderes Unternehmen, das eine derart positive Bilanz aufzuweisen
vermag.
Ich denke, dass die Fälle, die Sie hier angeführt haben
in Ihrer Anfragebegründung, doch auch zeigen, dass das im internationalen
Vergleich eigentlich Dinge sind, von denen man sagen würde: Sehr schwer zu
verhindern. Denn im Wesentlichen geht es um Fälle, wo weggeworfene Zigaretten
Glimmbrände ausgelöst haben.
Nun, die absolute Sackelung jedes Fahrgastes vor
Betreten des Perrons, ob er nicht vielleicht eine Zigarette mit hat, wird nicht
gehen, und jeder weiß, dass noch so rigide Verfolgungsmaßnahmen und Strafen
Straftaten nicht verhindern, sonst wäre die Strafjustiz bekanntlich ja
arbeitslos, wenn das anders wäre. Daher muss man davon ausgehen: Das gibt es.
Ich
nehme den Fall mit dem Glimmbrand am 26.3. am Südtiroler Platz, ausgelöst
vermutlich durch eine weggeworfene Zigarette. Die Feuerwehrmannschaft konnte
den Glimmbrand rasch lösen. Eine Explosionsgefahr war laut dem Bericht nicht
gegeben, weil das erwähnt wird.
Am 18. April 2002 konnte eine Rauchentwicklung
festgestellt werden. Die zu Hilfe gerufene Feuerwehr nahm bei der Begehung vor
Ort zwar noch leichten Brandgeruch wahr, musste aber keine Löschaktionen mehr
setzen.
Auch bei der Rauchentwicklung am 1. Mai 2002 in
der U 3-Station Stephansplatz war die Ursache eine weggeworfene Zigarette.
Bei dem Vorfall ist nicht einmal ein Sachschaden entstanden.
Noch einmal: Keine Bagatellisierung, man muss nur
sehen, welche Kausalkette hier tätig wird. Hier ist es sozusagen nicht die
dramatische Verkettung von Vorfällen wie in anderen Zusammenhängen, etwa bei
den Eisenbahnglücken, die wir immer wieder hören zum Beispiel von
herausgebrochenen Bolzen im Schienenverlauf, sondern es handelt sich um
Vorfälle, die, zum Teil durch das Verhalten von Fahrgästen selbst ausgelöst,
nicht wirklich absolut beherrscht werden können. Und trotzdem, räume ich ein,
ist das nicht etwas, wo wir einfach zur Tagesordnung übergehen.
Ich möchte daher auch ganz offen sagen: Wie viele
Fälle hat es denn gegeben im Jahr 2001, damit man auch die Relation sieht. Man
muss ja auch die Größenordnungen sehen. Im Jahr 2001 waren 425 U-Bahn-Wagen
unterwegs. Von diesen U-Bahn-Fahrzeugen wurden 35 Millionen Kilometer
zurückgelegt, also eine beachtliche Strecke, wahrscheinlich über 50-mal um den
Erdkreis herum. Und da hat es 13 Fälle gegeben, wo die Feuerwehr zum
Einsatz gekommen ist. Es ist im Jahr 2001 zu 25 Kleinbränden mit
Rauchentwicklung gekommen. Auch das soll nicht verschwiegen werden; es ist auch
kein Grund dazu, irgendetwas zu verschweigen. Letztlich ist es in diesen
25 Fällen eigentlich nur, wenn überhaupt, zu einer kurzfristigen
Betriebsstörung gekommen. Also es war kein Sachschaden, keine Beeinträchtigung
von Personen. Und in den 86 U-Bahn-Stationen kam es im Jahr 2001 zu
23 Bränden und Rauchentwicklungen in Abfallbehältern.
Das ist sozusagen die Negativbilanz, die vorliegt.
Ich füge hinzu: Von keinem dieser Fälle wird etwas verheimlicht oder vertuscht.
Weil Sie in einer Nebenbemerkung gemeint haben: sozusagen bekannt geworden. Es
ist nicht so, dass wir etwas vertuschen oder verheimlichen. Möglicherweise
müsste jeder aufmerksame Leser von Zeitungen das sofort erkennen, denn in aller
Regel werden diese Vorfälle in den Medien gemeldet. Aber in all diesen Fällen
hat es kein wie immer geartetes Gefahrenpotenzial gegeben. Auch das zur
Einordnung der Gewichtigkeit. Ich denke, dass das sehr wohl eine Sache ist, die
man berücksichtigen sollte.
Die zweite Sache: Sie haben sich in Ihrer Anfrage
immer nur bezogen auf das Brandrisiko. Ich würde sogar verstehen, wenn Sie Ihre
Anfrage weiter gefasst hätten, weil unser Verständnis von Sicherheit ein
umfassenderes, ein größeres ist. Es bezieht sich genauso auf andere
Unglücksfälle, denn die Brandursache ist ja nur ein Symptom, das es gegeben
hat, es bezieht sich auch auf die Frage des subjektiven Sicherheitsbedürfnisses
und Sicherheitsgefühls. Also es ist bei der von mir erwähnten Veranstaltung am
9. April auch darum gegangen, Verbesserungen anzusprechen, die in die
Richtung gehen: Wie kann man das Sicherheitsgefühl stärken? Wie kann man mehr
für das Sicherheitsbedürfnis machen?
Da ist zum Beispiel bei der Enquete ein Thema angesprochen
worden, das auch in der öffentlichen Diskussion wieder anklingt, nämlich die
Frage, ob es nicht möglich ist, dass man im Zugseinsatz oder im Perron mehr
uniformierte U-Bahn-Bedienstete tätig werden lässt. Und eines der Ergebnisse
dieser Enquete vom 9. April ist, dass diese Präsenz von uniformierten U-Bahn-Bediensteten
im Fahrgästebereich, also in der U-Bahn selbst und in den Stationsbereichen, verstärkt
wird - möglicherweise zu Lasten des Einsatzes als Schwarzkappler; die haben wir
auch. Weil die Meinung dominiert: Dieses Sicherheitsgefühl ist etwas Wichtiges,
das man forcieren soll.
Und am 23. April, Herr Gemeinderat, hat eine weitere
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