Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 90
so, weil die U-Bahn eines der
besten Verkehrsmittel in der Stadt darstellt. Ich gehöre auch zu denen, die
immer wieder mal mit dem Auto fahren, aber man kann nicht so gut und so schnell
vorankommen als mit der U-Bahn.
Aber darf
ich noch einmal zu dem zurückkommen, was Sie gesagt haben, bevor Ihr letzter
Einschub gekommen ist, zum Bereich des ÖPNV-Vertrags, der ja ein Jahr, nachdem
die Wiener Linien ausgegliedert wurden, die Finanzierung des öffentlichen
Nahverkehrs in Wien dargestellt hat. Dieser ÖPNV-Vertrag, der an sich verhältnismäßig
kurz ist, nimmt in einigen Bereichen sehr klar auch auf die Sicherheit Bezug.
Bereits in den Zielsetzungen ganz am Anfang steht: "Erhaltung der bestehenden
besonderen Sicherheitsstandards der Wiener Linien." Dem ist nichts
hinzuzufügen. Der Sicherheitsstandard der Wiener Linien ist durchaus ein hoher.
Dass man nur den bestehenden erhalten und ihn nicht weiter ausbauen sollte, dem
kann ich nicht ganz zustimmen, denn Sicherheitsstandards - Sie haben das
erwähnt - sind nicht nur eine Frage der objektiven Betrachtung, sondern sind
natürlich auch eine Frage der subjektiven Betrachtung. Hier ist immer wieder
etwas zu verbessern, und mehr Polizei im Bereich der U-Bahnen erhöht das
subjektive Sicherheitsbewusstsein der Wienerinnen und Wiener und ist auf alle
Fälle zu unterstützen. Je mehr das geschieht und je mehr hier subjektiv das
Empfinden gegeben ist, desto besser ist es.
Im Bereich
des Brandschutzes, von dem wir ausgehen, besteht, glaube ich, vor allem in den
U-Bahn-Stationen, die mittlerweile an die 30 Jahre bestehen, bei der
U 1 und bei der U 4, die die ersten U-Bahnen waren, heute auf Grund
eines 25/30-jährigen Bestands durchaus schon die eine oder andere
Notwendigkeit, Renovierungen durchzuführen. Und Kollege Madejski hat sehr
deutlich darauf hingewiesen: Wo passieren diese Brandgeschichten? - Vor allem
dort, wo Staubansammlungen, wo Rauchansammlungen sind. Und das eine oder andere
geht nicht auf eine Zigarette zurück, sondern wo es jetzt in Zwischendecken zu
brennen beginnt, das ist möglicherweise wirklich schon ein Problem, das sich
auf Grund des Alters der Anlagen ergibt, wo einfach Renovierungen notwendig
sind und wo es sich auf Grund des ÖPNV-Vertrags auch um eine übernommene
Aufgabe handelt, wie es hier dargestellt wird: Aufbau und Betrieb eines
umfassenden Qualitätsmanagementsystems in allen für die Kunden relevanten
Bereichen und Videoüberwachungen für die U-Bahn-Stationen.
Ein
Qualitätsmanagement schließt für mich natürlich auch Brandsicherheit ein,
Sicherheit in jedem Bereich, die Videoüberwachung schließt das auch ein, ebenso
das subjektive und das objektive Risiko, das gegeben ist. Und wenn Tausende,
Hunderttausende, Millionen Kilometer unter der Erde gefahren werden, gibt es
ein Risiko, das so stark wie möglich überwacht werden muss und überwacht werden
kann.
Die Frage
in diesem Bereich ist, Gefahren im Bereich der U-Bahn hat es immer gegeben,
gibt es immer wieder und wird es immer wieder geben. Wir haben das letzte Mal
vom Bürgermeister eine Antwort auf unsere zehn Fragen bekommen, die an sich
sehr ausführlich war und die ähnlich begonnen hat wie Ihre heutige Antwort, in
der Sie gesagt haben: Vergleichen Sie mit anderen Städten!, und: Die Sicherheit
der Wiener U-Bahn ist eine hohe.
Da stimme ich Ihnen durchaus zu: Sie ist eine hohe.
Sie könnte noch höher sein, aber es dürfte an sich nichts passieren. Die
Sicherheit, die die Feuerwehr bietet, weil sie eingeschaltet wird, ist durchaus
auch eine hohe. Die Frage ist, ob die eine oder andere Brandgefahr verhindert
werden kann. Das, was Kollege Madejski dargestellt hat, ist Gott sei Dank mit
einem leeren Zug passiert und ist über zehn Jahre her. Dass so etwas immer
wieder einmal passieren kann, sehen wir. Beim Kitzsteinhorn hat auch keiner
vermutet, dass dort irgendetwas passieren kann. Auszuschließen ist so etwas
nie. Nachträglich hat man gesagt: Wäre der Fahrer, der das vollzogen hat, was
in seiner Betriebsvorschrift gestanden ist, nämlich stehen zu bleiben und nicht
weiterzufahren, dem nicht nachgekommen, sondern wäre er weitergefahren, dann
wäre es wahrscheinlich nicht zu diesen tragischen Auswirkungen gekommen.
Das ist auch einer der Punkte, die zu dem von Ihnen
angesprochenen Bereich Schulung gehören: Es ist auch notwendig, die Fahrer zu
schulen und auf Stresssituationen vorzubereiten. Die Meldung an den Fahrer,
dass Rauch in seinem Zug oder in einer Station ist, versetzt den Fahrer, der
hinter sich einige 100 Leute weiß, in eine Stresssituation. Daher ist für
die Fahrer eine profunde Ausbildung, bei der es vor allem um die Frage geht:
wie gelingt es mir, Stresssituationen zu bewältigen?, durchaus eine
Notwendigkeit. Das, was der Bürgermeister damals angekündigt hat und was Sie
heute noch bekräftigt haben, indem Sie gesagt haben, wir beziehungsweise die
Wiener Linien arbeiten an den Schulungen, ist daher etwas Wichtiges und ist
auch für die Bediensteten der Wiener Linien wichtig, denn es geht dabei auch darum,
dass die Bediensteten für sich selbst eine gewisse Sicherheit haben, dass sie
mit den Stresssituationen, in die sie geraten können, auch umgehen können.
Dafür sind Schulungen notwendig, dafür ist es notwendig, dass einerseits das
Fahrerpersonal, andererseits aber auch das Überwachungspersonal ausgebildet
werden.
Sie haben, was die langen Wege betrifft, gesagt, dass
der Fahrer in solch einem Fall nicht die direkte Entscheidung trifft, sondern
dass das Erste und Wichtigste ist, dass er die Meldung an seine Zentrale weitergibt.
- Die Weitergabe ist ganz sicher der richtige Weg, nur: Der Fahrer muss noch
die Möglichkeit haben, Entscheidungen treffen zu können.
Um die Sicherheitsprobleme zu lösen, die jetzt im
Zusammenhang mit tödlichen Unfällen aufgetreten sind und die es sicher immer
wieder geben kann, gäbe es nur eine Möglichkeit, nämlich ein anderes System in
den Stationen vorzusehen, so wie es in manchen europäischen Städten existiert,
wo der U-Bahn-Perron überhaupt nicht erreichbar ist, solange sich kein Zug in
der Station befindet, und wo erst dann, wenn der Zug einfährt, die Türe
aufgeht, und bevor er wieder abfährt, geht sie wieder zu. Das haben wir vor
vielen Jahren auch hier
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