Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 145
haben, entgegen den Sparplänen der Bundesregierung - und die
waren ja durchaus auch in der Wahlkampfzeit Gegenstand heftiger
Auseinandersetzungen -, den Bestand an Lehrerinnen und Lehrern tatsächlich
erhöht, weil für uns Qualifikation eine wichtige Voraussetzung ist, um künftig
im internationalen Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können. Und es geht uns
auch darum - und ich glaube, auch das belegt dieser Rechnungsabschluss sehr
deutlich -, den Zugang zu Einrichtungen unseres Gesundheitssystems für alle
offen zu halten.
Zugang zur Bildung und dann der Zugang zum Gesundheitssystem:
ich glaube, man braucht gar nicht ausführen, welche Maßnahmen hier die
Bundesregierung gesetzt hat. Und wir wissen, dass die Wiener Medizin absolute
Spitzenklasse ist und wir tun alles, dass das auch weiterhin so bleibt.
Es gibt in Wien so viele Ärzte wie in keinem anderen
Bundesland, soviel Spitzenmedizin in erreichbarer Nähe, und praktisch zu allen
Tages- und Nachtzeiten. Und es ist uns gelungen, die Kosten der Menschen für
Gesundheit in Wien noch im Jahr 2000 um 6 Prozent unter dem österreichischen
Durchschnitt zu halten. Das hat sich natürlich durch die vielen Belastungen
dieser Bundesregierung gerade im Bereich der Gesundheit und Sozialpolitik
leider sehr verschlechtert. Das betrifft viele Menschen in Wien, weil Wien auch
einen großen Anteil an älteren Menschen hat.
Und es geht uns in Wien darum - und auch das können
wir mit diesem Rechnungsabschluss, wie ich meine, sehr klar belegen -, dass wir
weiterhin einen modernen Sozialstaat haben, einen Sozialstaat, der die Menschen
nicht nur vor dem Abgrund bewahrt, sondern der ihnen auch die Möglichkeit gibt,
sich in einem Krisenfall, in einer schwierigen Situation wieder aufzurichten
und der ihnen dann auch hilfreich zur Seite steht. Ein moderner Sozialstaat ist
für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten kein Luxus, sondern eine
Selbstverständlichkeit und ich glaube, daran muss auch diese Bundesregierung
immer wieder erinnert werden.
Und wir haben das auch beim Wohnen sehr deutlich
gezeigt, dass wir hier eine klare Verantwortung dieser Stadtpolitik sehen. Wir
begreifen Wohnen als Lebensgrundlage und wir haben einen aktiven Beitrag durch
ein breiteres Angebot am Wohnungsmarkt geleistet, sodass die Mieten tatsächlich
gesunken sind und die Menschen sich Wohnen in dieser Stadt auch leisten können.
Wir bauen weiterhin - und das als Blick in die
Zukunft - den öffentlichen Verkehr in dieser Stadt aus und wir haben hier - und
das stimmt - auch eine Gebührenerhöhung vorgenommen. Wir stellen uns dieser
Auseinandersetzung durchaus auch offensiv, denn wir benutzen solche
Gebührenerhöhungen nicht, um Budgetlöcher zu stopfen, wir verwenden sie
tatsächlich, um zu investieren, um das öffentliche Verkehrsnetz auszubauen und
den Wienerinnen und Wienern weiter ein attraktives Angebot sicherzustellen,
ganz im Gegenteil zu dieser Bundesregierung.
Sie hat Belastungen, sie hat Sparpakete geschnürt,
die nicht der wirtschaftlichen Entwicklung dienen, die nicht der Erhöhung der
Investitionen dienen, sondern einzig und allein zum Stopfen von Budgetlöchern,
meine Damen und Herren. (Beifall bei der
SPÖ.)
Wie gesagt, wir werden in den nächsten beiden Tagen,
in den Spezialdebatten, ja durchaus noch Gelegenheit haben, auf viele weitere
Unterschiede zwischen der Wiener Politik und der Bundespolitik einzugehen. Es
lässt sich aber festhalten, dass diese Stadtregierung ihr Möglichstes tut, um
die wirtschaftliche Entwicklung dieser Stadt und damit die Zukunft dieser Stadt
zu sichern.
Und ich glaube, die Bundesregierung wäre gut daran
beraten, dass sie sich bewusst wird, dass Wien damit auch sehr viel für
Österreich tut. Wir erwarten uns daher - gerade auch als Appell vielleicht an
die Wiener ÖVP gerichtet, die ja jetzt einen Mann in dieser Bundesregierung
sitzen hat -, dass wir bei dieser wichtigen Aufgabe für die Wienerinnen und
Wiener, für die wirtschaftliche Entwicklung Wiens, nicht behindert, sondern
tatsächlich unterstützt werden.
Wir werden sehen, ob hier der neue Obmann von einer
Benachteiligungspolitik für Wien abrückt und ein klares Bekenntnis zu dieser
Stadt ablegt, das ein klareres Bekenntnis sein sollte, als dass es eine schöne
Stadt ist - davon sind wir selber auch immer wieder überzeugt -, sondern sich
auch materiell manifestieren sollte und dass diese vielen Benachteiligungen,
die es in den letzten Wochen und Monaten und mittlerweile Jahren gegeben hat,
endlich aufgehoben werden.
Wir erwarten uns, dass es seitens dieser Bundesregierung
kein kleinkariertes parteipolitisches Denken gegen die Wienerinnen und Wiener
geben wird und wir erwarten uns, dass hier im Wiener Gemeinderat von allen
Parteien, auch jenen, die in der Bundesregierung vertreten sind, das Gelöbnis,
das man letztendlich ablegt, nämlich Treue zu dieser Stadt, auch tatsächlich
ernst genommen wird. Ernst genommen nicht nur in Reden um Budgets dieser Stadt,
nicht nur ernst genommen in Reden und Debattenbeiträgen um den Rechnungsabschluss,
sondern auch in der täglichen Politik mit Ihren Kolleginnen und Kollegen der
Bundesregierung.
Ich glaube, dieser Rechnungsabschluss ist ein deutlicher
Beleg dafür, dass Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten einen anderen Weg
gegangen sind, einen Weg des sozialen Miteinanders, einen Weg des sozialen
Fortschritts, einen Weg des sozialen Ausgleichs, und unsere Fraktion kann daher
diesem Rechnungsabschluss auch ruhigen Gewissens zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Lassen Sie mich aber abschließend - und ich stelle es
bewusst ein wenig ans Ende der Rede, weil ich glaube, dass es mit dem
Rechnungsabschluss eigentlich sehr wenig zu tun hatte - doch auch kurz auf die
Wortmeldung des Kollegen Chorherr im Bereich der Untersuchungskommission
eingehen.
Ich möchte schon eines sehr deutlich hervorheben: Diese
Untersuchungskommission steht mitten in ihrer Tätigkeit. Ich finde es daher
relativ interessant, dass sich jemand hier herstellt und letztendlich fast
schon ein Urteil
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