Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 145
Asylanten in der Bevölkerung als
etwas Schlechtes, als etwas Kriminelles hinzustellen, als etwas, das zu einer
Erhöhung des Drogenmissbrauchs führt, und und und.
Sie können
sich alle Einrichtungen, alle Aussendungen der FPÖ-Floridsdorf anschauen, Sie
können sich auch alle ursprünglichen Beschlussanträge der Bezirksvertretung
anschauen. In Wahrheit geht es Ihnen darum: Steht ein bisserl was von Fremden
drauf - raus damit! Das ist in Wahrheit das, was Sie hier praktizieren. Sie
pfeifen sich überhaupt nichts um die österreichische Rechtslage, Sie biegen die
österreichische Rechtslage. Denn kaum steht ein bisschen was von ausländisch
drauf, dann: Raus damit und gemma! Das ist in Wahrheit Ihre demaskierende
Politik. (Beifall bei der SPÖ.)
Das geht
so weit, dass sich Bezirksparteiobleute Ihrer Partei, die mit Ausländern
verheiratet sind, im Nachhinein entschuldigen kommen und sich genieren für das,
was Ihre Parteigenossen da aufführen. Sie wissen ganz genau, wen ich meine. (GR Kurth-Bodo Blind: Das sind ja
Tagträumereien!) Das sind Tagträumereien? Die Verehelichungsverhältnisse
von Bezirkspolitikern Ihrer Partei sind Tagträumereien? (GR Kurth-Bodo Blind: Das ist Ihr Rechtssystem!) Ich rede überhaupt
nicht davon. Hören Sie doch zu! Es geht darum, dass in Exekution unserer
Asylgesetze in Floridsdorf eine Asylanteneinrichtung geschaffen werden soll, in
der anerkannte Asylanten eine gewisse Zeit, während das Verfahren dauert, leben
können, und zwar menschenwürdig leben können. Darum geht es, um nichts anderes!
Und es
geht darum ... (Weiterer Zwischenruf des
GR Kurth-Bodo Blind.) Ja, sicher beugen Sie das Rechtssystem, denn Ihre
Partei, repräsentiert durch ein paar "Wogeln", die Sie dort haben, stellt
sich dorthin und erklärt ganz locker, mit diesen anerkannten Asylanten kommen
Mord, Totschlag und und und. (GR
Kurth-Bodo Blind: Was ist ein "Wogel" in Ihren Augen? Wie schaut so
was aus?) Schauen Sie sich Ihre Parteifreunde in Floridsdorf an. (GR Kurth-Bodo Blind: Sie sind ja nicht im
Vorsitz, dass Sie so reden können! Sie können ja nicht jemanden als
"Wogel" bezeichnen!) Ist in Ordnung! Schauen wir uns den Wiener
Dialekt an, dann werden Sie sehen, dass das noch ein menschenfreundlicher
Begriff war. (GR Kurth-Bodo Blind: Das
ist die sozialdemokratische Macht!) Wenn Sie es mir da herunten sagen,
werde ich einen entsprechenden Zwischenruf machen, wenn Sie es mir da oben
sagen, haben Sie ein Problem. (GR
Kurth-Bodo Blind: Eine "Wogelheit"!) So, machen wir ein bisschen
weiter.
Herr
Klubobmann Kabas hat sich da hergestellt und gemeint, in Wien geht alles den
Bach hinunter. Er hat eine WIFO-Studie zitiert, in der angeblich mehr oder weniger
drinnen steht, alles geht den Bach hinunter Jetzt möchte ich Sie nicht zu einer
Lesestunde über eine WIFO-Studie einladen, ich gestatte mir nur, hier ein paar
Dinge zu relativieren.
Ich
gestatte mir zu relativieren, dass wir in der Wiener Wirtschaft eine Gründungsdynamik
haben wie in keinem anderen Bundesland - das steht nämlich auch in dieser
WIFO-Studie -, eine Gründungsdynamik von 7,7 Prozent gegenüber dem
österreichischen Durchschnitt von 7,1 Prozent.
Mehr als
die Hälfte der Wiener Betriebe ist jünger als zehn Jahre. Was sagt dies? - Das
sagt schließlich nichts anderes, als dass wir einen sehr dynamischen Bereich haben.
- Meine Aussagen sind so dynamisch, dass die Freiheitlichen gleich den Saal verlassen.
(GR Gerhard Pfeiffer: Sie sind im Wiegel-Wogel!)
- Das ist der eine Punkt.
Sehr
geehrter Herr Pfeiffer! Sie als Vertreter der Wirtschaft sollten ganz genau
wissen, dass die Gesamtdynamik der Wiener Wirtschaft eine positive ist. Angeblich
vertreten Sie doch auch die Meinung, dass wir eine sehr positive
Wirtschaftspolitik haben. Natürlich gehen Betriebe Pleite, das ist ja gar keine
Frage, aber wichtig ist der Saldo und per Summe haben wir einen sehr dynamischen
Saldo. (GR Gerhard Pfeifer: Woher haben
Sie das?) Klar ist auch, dass Wien ... (GR
Gerhard Pfeiffer: Woher haben Sie das?) Woher ich das habe? - Na, von Ihrem
Präsidenten. Fragen Sie ihn! Fragen Sie nicht mich, fragen Sie Ihren
Präsidenten. (GR Gerhard Pfeiffer: Ihr
Präsident darf schon selber auch reden! Der darf schon auch eine Meinung
haben!) Entschuldigen, ich weiß nicht, dass Ihr Präsident schon meiner
Partei angehört. Wenn das so ist, gratuliere ich ihm dazu. (Weiterer Zwischenruf von GR Gerhard Pfeiffer.) Nein, Herr Pfeiffer,
Sie haben mich gefragt, woher ich das habe, und ich habe gesagt, ich habe das
von Ihrem Präsidenten. (GR Gerhard
Pfeiffer: Ach so!)
Wir sind
uns darüber im Klaren, dass Wien die Drehscheibe im Dienstleistungszentrum der
Ostregion ist und auch darüber hinaus. Wir sind uns auch klar darüber - das ist
ja gar keine Frage -, dass die Wiener Wirtschaft einem Strukturwandel unterliegt.
Es ist
auch überhaupt keine Frage, dass wir im so genannten
Sachgüterproduktionsbereich Probleme haben und wir sind die Letzten, die das
nicht sehen würden. Aber das ist überhaupt nicht das Problem. Nur eines ist
auch interessant - es ist vorhin der Wiener Begriff "Wogel" gefallen;
Herr Blind, ich kann Ihnen dann mit Hilfe des Dialektlexikons übersetzen, worum
es geht -: Es geht darum, dass wir aus dieser Sachgüterproduktion heraus ganz
einfach Probleme haben. Ich kann Ihnen auch ein Beispiel aus Floridsdorf bringen.
Da wagt es ein Betrieb ... (GR Josef
Wagner: Lenken Sie Ihren Blick über Floridsdorf hinaus!) Das ist ja kein
Problem, wir haben auch Beispiele aus der Leopoldstadt, Herr Wagner. Das ist
nicht das Thema.
Das Thema ist nämlich Folgendes: Da wagt es ein Betrieb, der
ein bisschen eine Lärmentwicklung hat bei seiner Produktion, sich anzusiedeln.
Die Ersten, die mit der Bürgerinitiative gerannt sind, waren Sie, niemand
anderer. (GR Kurth-Bodo Blind: Na
schlecht?) Was hat dieser Betrieb demzufolge gemacht? (GR Kurth-Bodo Blind: Was ist schlecht an einer Bürgerinitiative?)
Als er das erste Mal ein bisschen Widerstand gespürt hat und das erste Mal ... (GR Kurth-Bodo Blind: Das ist Ihre Stadtplanung!)
Das hat nichts mit Stadtplanung zu tun. Das sind Betriebsansiedlungsgebiete,
die als solche
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