Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 145
ganz Baden-Württemberg Technologiezentren.
Auch in Nordrhein-Westfalen hat man sich eigene Instrumente
geschaffen, und das ist ja, Herr Stadtrat, insofern vielleicht interessant,
weil wir vor allem im Bereich der Biotechnologie durchaus Kooperationen mit Nordrhein-Westfalen
planen. Und wenn man sich jetzt dieses deutsche Bundesland ansieht, dann sieht
man, dass auch in Nordrhein-Westfalen solche Instrumente vorhanden sind. Man
hat dort die Landesbank zu diesem Zweck von der West-LB abgespalten. Die
West-LB ist in Hinkunft eine reine Geschäftsbank und die Landesbank
Nordrhein-Westfalen wird dort das Instrument der Wirtschaftspolitik sein.
In Hamburg gibt es das MAZ, das Mikroelektronikanwendungszentrum
Hamburg, das das technologiepolitische Instrument der Hansestadt Hamburg ist.
Auch in Köln hat man sich als Instrument die Multimedia-Support
Center GmbH geschaffen und dieses Multimediacenter in Köln hat ganz wesentlich
den Ruf Kölns als Medienhauptstadt Deutschlands mitbegründet.
Meine Damen und Herren! Nicht nur in Österreich,
nicht nur in Deutschland, auch in anderen europäischen Ländern gibt es diese
Instrumente. In der Schweiz etwa den Technologiepark Zürich. In Dänemark den
Sciencepark Kopenhagen.
In ganz Frankreich ist ein Netz von Technologieparks
entstanden. Der bekannteste in Frankreich ist in Südfrankreich der
Technologiepark Sophia-Antipolis.
Und hier nur ein Wort zu den Dimensionen. Herr
Stadtrat, bei Nizza ist auf 2 300 Hektar eine eigene Technologiestadt an
der Riviera entstanden, eine Technologiestadt mit 20 000 Arbeitsplätzen
und 5 000 Studenten und Forschern.
In Finnland ist es der Technologiepark Innopoly im
Einzugsgebiet von Helsinki, dort gibt es 15 000 Studenten, 3 000
Forscher und gleichzeitig 9 000 Arbeitsplätze in jungen
Technologieunternehmen.
Und es ist sicher kein Zufall, dass auch im Mutterland
der freien Marktwirtschaft, nämlich in England, die ersten Technologieparks
entstanden sind. Wenn man sich etwa die Region Cambridge ansieht, dann hat
diese Region um Cambridge, ausgehend von der Universität, eine enorme
Gründungswelle an Hightech-Unternehmen erlebt. Der Grundstein für dieses
Phänomen Cambridge waren 17 Technologieparks in dieser Region.
17 Technologieparks in der Region Cambridge waren der Grundstein und heute
arbeiten dort 1 300 Hightech-Firmen mit 35 000 Beschäftigten in
diesen Zukunftsbranchen.
Meine Damen und Herren! Dieser Blick nach Europa,
nach Deutschland, nach Frankreich, nach England, bestätigt dieses Bild. Überall
hat man sich für die Technologiepolitik eigene Instrumente geschaffen. Wir
sollten uns daher auch in Wien ganz ernsthaft diesen Schritt überlegen. Wir
sollten uns ernsthaft überlegen, die klassische Wirtschaftsförderung, die
Zuschüsse, die Förderungen von der Technologiepolitik abzuspalten.
Wir haben ja ein solches Modell auf den Tisch gelegt.
Wir haben ein solches neues Instrument vorgeschlagen. Wir haben vorgeschlagen,
eine Wien-Technologie AG als dieses neue Instrument der Technologie der Stadt
zu gründen. Meine Damen und Herren! Wir wollen mit dieser Wien-Technologie die
durchaus positiven Erfahrungen nützen, die die Stadt etwa in der Bohr-Gasse gesammelt
hat. In der Bohr-Gasse gibt es ja diese erfreulichen Entwicklungen. Nur hat es
dort eben 10, 15 Jahre gedauert. Und wir wollen die Zeiträume in den neuen
Technologiezentren der Stadt verkürzen. Wir wollen das Know-how, das dort
gesammelt worden ist, auf die anderen Technologiezentren der Stadt übertragen.
Herr Stadtrat, Sie haben diese Technologiezentren,
die in Planung sind, die uns vor Augen schweben, ja aufgezählt. Und wir wollen
eben all diese Technologiezentren unter ein gemeinsames Dach, unter eine gemeinsame
Wien-Technologie AG stellen, um hier Synergieeffekte zu lukrieren. Das
bestehende Center in der Bohr-Gasse, das neue Biotechnologiezentrum in der
Muthgasse auch. Es ist, glaube ich, nicht der richtige Weg, wenn die
Information stimmt, dass das neue Biotechnologiezentrum in der Muthgasse jetzt
der WED übertragen werden soll. Es wäre sicher sinnvoll, auch hier ein
gemeinsames Dach zu finden, wo bereits gemachte Erfahrungen dann auch für die
Zukunft positiv verwertet werden können.
Wir wollen die zweite Ausbaustufe des Techgate an
diese Wien-Technologie übertragen, die Paukergründe, den Höchstädtplatz und
auch das Startup-Center Floridsdorf. Und wir wollen mit dieser Wien-Technologie
auch die Grundstückssicherung betreiben. So wie der Wirtschaftsförderungsfonds
Grundstückssicherung betreibt für klassische Betriebsansiedlungsgebiete, so
soll etwa die Wien-Technologie die Grundstückssicherung für diese neuen Technologieparks
betreiben.
Und wir haben ja auch hier unsere Vorschläge präsentiert.
Ein Gründerzentrum Favoriten am Standort des zukünftigen Zentralbahnhofs Wien,
zwischen Arsenal, Sonnwendgasse und Gudrunstraße. Ein Gründerzentrum am Bereich
des alten Flugfelds Aspern, am Westbahnhof, ein Gründerzentrum am Nordbahnhof
und auch ein Gründer- und Innovationszentrum am Erdberger Mais, wo es in diesem
Stadtentwicklungsgebiet Erdberger Mais ja ebenfalls noch ganz gewaltige
Grundstücksreserven gibt.
Meine Damen und Herren! Es sollte diese Wien-Technologie AG,
so wie sie uns vorschwebt, vor allem ein Inkubator für Jungunternehmen sein. In
den erfolgreichen Regionen Europas haben sich ja nicht nur Technologieparks
entwickelt, sondern überall daneben auch Inkubatoren, als spezielles Service
für Jungunternehmen. Denn es sind ja meistens die gleichen Fehler, die zum
Scheitern einer Unternehmensgründung führen. Und ein professioneller Inkubator,
der alle diese Fehler kennt und das neu gegründete Unternehmen von Anfang an
begleitet, kann natürlich ganz wesentlich die Erfolgschancen dieser
Neugründungen vergrößern. Man kann sich einen solchen Inkubator am besten als
Brutkasten vorstellen. Es soll also von diesem Brutkasten die auszubrütende
Firma bei ihrer Geburt, aber nicht nur bei der
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