Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 145
ausgegliederten, bei den privaten und bei den konfessionellen
Kindergärten. Und vor allem bei den Kindergärten der Stadt selbst gibt es eine
Erhöhung auf bis zu 2 700 S im Monat. Das ist ja beschlossen worden.
Und diese Erhöhung bei den Kindergärten belastet eine Familie immerhin mit etwa
1 000 S pro Jahr, und zwar auch kleine und durchschnittliche
Einkommen. Diese Verteuerung in Wien trifft ja auch schon etwa Einkommen in der
Höhe von 17 000 S pro Monat.
Zählt man all diese Sonderbelastungen zusammen, dann
sieht man, dass einfach auf Grund dieser Maßnahmen der letzten 14 Monate
4 000 S pro Jahr an Mehrbelastung für eine Familie, also für einen
ganzen Haushalt gerechnet, festzustellen sind. Für wohnungssuchende Jungfamilien,
die diese neuen, höheren Mieten zahlen müssen, kommt nochmals eine Belastung in
der Höhe von 6 000 S dazu.
Meine Damen und Herren! Es zeigt dieser Rechnungsabschluss,
dass im Stadtbudget Wien immer weniger Mittel für öffentliche Investitionen,
für Investitionen der Stadt zur Verfügung stehen. Wir haben ja gesehen, welche
Auswirkungen diese Investitionskürzungen auf die Konjunktur der Stadt haben.
Wir haben in der Generaldebatte darauf hingewiesen, dass es eben daher nur in
Wien diese Rezession gegeben hat, dass es diesen Beschäftigungseinbruch gegeben
hat. Und dieser Beschäftigungseinbruch hat ja im letzten Jahr immerhin
10 000 verlorene Arbeitsplätze ausgemacht.
Wir haben schon in den letzten Debatten hier feststellen
müssen, dass Wien, verglichen mit dem Beginn der Neunziger Jahre, etwa
20 000 Arbeitsplätze verloren hat. Und durch diesen Einbruch im Vorjahr
von neuerlich 10 000 Arbeitsplätzen haben wir jetzt bereits in diesem 10-jährigen
Horizont 30 000 Arbeitsplätze verloren.
Herr Stadtrat! Das ist vor allem deswegen dramatisch,
weil eben dieser Beschäftigungseinbruch nur in Wien stattgefunden hat. Sieht
man sich die Zahlen der anderen Bundesländer an, dann kann man feststellen,
dass in den anderen Bundesländern über 100 000 neue Arbeitsplätze
geschaffen worden sind.
Es zeigt die Analyse auch, dass wir nicht etwa nur in
den Niedriglohnbranchen verloren haben. Das wäre ja noch verständlich, dass aus
Wien Firmen ins billigere Umland abwandern, dass Firmen etwa in die Reformländer
abwandern. Aber es zeigt diese Analyse, dass wir in allen Branchen und vor
allem eben auch im Technologiesektor Arbeitsplätze verloren haben. Wir
verlieren sogar in den Zukunftsbranchen Arbeitsplätze, dort, wo in den anderen
Bundesländern neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Wir sollten den Schwarzen Peter nicht hin- und herschieben,
wir sollten auch nicht die Schuld auf die Bundesregierung schieben. Wir sollten
uns wirklich einmal die Frage stellen: Sind unsere wirtschaftspolitischen
Instrumente in der Stadt ausreichend? Brauchen wir für die Technologiepolitik
neue Instrumente?
Wir sollten hier auch einmal einen Vergleich mit anderen
Bundesländern anstellen, welche Instrumente es dort gibt. So gibt es zum
Beispiel in den meisten anderen Bundesländern eigene Gesellschaften, die
Technologieparks bauen und auch betreiben.
Sehen wir uns etwa die Bundesländer in Österreich an,
die die niedersten Arbeitslosenraten haben, das könnte ja ganz illustrativ
sein.
Schauen wir etwa nach Oberösterreich. Oberösterreich
hat ja mit nur 4 Prozent die niederste Arbeitslosenrate in ganz
Österreich. Dort existieren über das ganze Bundesland verstreut
Technologiezentren. Und die Oberösterreicher haben sich auch eine eigene
Dachorganisation geschaffen, eine Technologiemarketinggesellschaft, die diese
Technologiezentren baut und betreibt.
Oder blicken wir nach Salzburg. In Salzburg ist auch
die Arbeitslosenrate 5 Prozent und deutlich unter dem Bundesschnitt. Und
auch die Salzburger haben hier ein eigenes Instrument. Dort ist es die Techno-Z-Verbund
GmbH.
Blicken wir in jene Bundesländer, die uns in den letzten
Jahren immer mehr überholt haben, zu unseren Nachbarn in Niederösterreich etwa
oder auch in der Steiermark. Auch die Niederösterreicher haben sich ein eigenes
Instrument für ihre Technologiepolitik geschaffen. Dort gibt es im ganzen Land
regionale Innovationszentren. Niederösterreich ist jetzt auch dabei, einen
Risikokapitalfonds aufzulegen. Der Niederösterreichische Landtag hat in den
letzten Wochen per Gesetzesbeschluss 30 Millionen EUR in einen Risikokapitalfonds
investiert.
Auch die Steiermark hat sich ein eigenes Instrument
für die Technologiepolitik geschaffen. Die Steiermark war ja von dieser
Strukturkrise der Grundstoffindustrie in den Achtziger Jahren ganz stark betroffen.
Und seither, seit den Achtziger Jahren, sind daher in der Steiermark im ganzen
Land Technologiezentren entstanden. Das erste war in Graz 1985. Und auch die
Steirer haben eine gemeinsame Betreibergesellschaft, die
Immo-Finanz-Forschungs- und Entwicklungsförderungs GmbH.
Auch in Kärnten gibt es ein eigenes Instrument, die
Technologieland Kärnten GmbH. Auch Kärnten wird jetzt Risikokapital fördern.
Auch im südlichsten Bundesland entsteht ein gemischt öffentlich-privater Fonds.
Meine Damen und Herren! Es haben sich also bei diesem
Vergleich eigentlich alle Bundesländer eigene Instrumente für die
Technologiepolitik geschaffen.
Aber machen wir auch noch einen kurzen Blick über unsere
Grenzen hinaus. Auch in vielen deutschen Bundesländern gibt es diese
Instrumente. Bayern etwa betreibt schon seit zehn Jahren mit der Bayern Kapital
die Förderung von Risikokapital, und München hat es immerhin geschafft, durch
diese Risikokapitalförderung zum Venture Kapitalzentrum von ganz Deutschland
aufzusteigen. Auch in Hessen gibt es so etwas. In Hessen wird gemeinsam mit der
Hessischen Landesbank gearbeitet. Dort gibt es etwa die Beteiligungsmanagement
GmbH oder den Innovationsfonds Hessen. Auch in Baden-Württemberg gibt es eine
enge Zusammenarbeit mit der Landesbank. Dort ist die Landesbank
Baden-Württemberg das Instrument der Technologiepolitik und die
Immobilientöchter dieser Landesbank errichten in
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