Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 145
Einrichtung wie die ÖBB zu den übelsten Spekulanten gehört,
das sei noch am Rande angemerkt. Grundstücksspekulation hat normalerweise das
Privileg, die Eigenschaft, Privatunternehmen zu sein. Aber dort, wo sich
öffentliche Unternehmen wie Private gerieren, machen sie es genauso.
Wir haben mitten im Herzen der Stadt das Arsenal und
dahinter eine riesige Fläche, die wenige Kilometer vom Zentrum ist und
erschlossen gehört. Wir haben den ganzen U 3-Bereich, und ich erspare mir
jetzt, ihn im Detail zu skizzieren, wo allein der Bevölkerungszuwachs von
einigen Jahren Platz finden könnte, wo es bereits U-Bahnen gibt und wo auch
Nachverdichtungen sinnvoll und notwendig wären. Warum hat man sich dann so
stark auf den 22. Bezirk konzentriert? Und warum konzentriert man sich in
Zukunft so stark auf den 22.? - Um noch einmal den A der Welt zu skizzieren,
damit waren jene Bereiche gemeint, wo es jetzt keinerlei öffentliche, soziale
und sonstige Erschließungen gibt und die katastrophalen Zunahmen des Verkehrs
da ihre Ursache haben.
Ich halte das für das wichtigste, unterschätzteste
und strukturbildendste Element und den größten Irrtum von vielen hier im Haus,
wo der Fahnenträger der GR Reiter ist, der glaubt, das mit Autobahnbau zu
lösen, dass sich entlang dieser Autobahnen Firmen ansiedeln. Ich spare mir
jetzt das Taferlspiel, um Ihnen hier ein Taferl herzustellen, wie das
Siedlungsgebiet vor der Verlängerung der Südosttangente ausgesehen hat und wie
es nachher ausgesehen hat. Kaum kommt die Autobahn, zieht sie - das ist das
Wesen dessen - Siedlungsstruktur, Verkehrsinfrastruktur und Shoppingcenters an
und dann wundert man sich, wenn es ein Verkehrschaos gibt. Die Lösung ist das
Problem. Ihre Lösung ist das Problem. Der hochrangige Straßenbau ins Umland
hinaus forciert diese Zersiedelung und darum ist sie aus fiskalischen, aber vor
allem aus siedlungspolitischen Gründen falsch.
Wir haben uns den Grunderwerb der letzten Jahre rund um
die Trasse der B 301 angeschaut. Was steht dort? -
Wirtschaftsförderungsfonds, Wirtschaftsförderungsfonds,
Wirtschaftsförderungsfonds, Wirtschaftsförderungsfonds,
Wirtschaftsförderungsfonds. Sie können sich genau vorstellen, was in
20 Jahren entlang dieses Bandes sein wird. Das totale Verkehrschaos und
die Schwächung der Wiener Wirtschaft! Das fließt nicht ins Wiener
Gemeindebudget, das fließt ins niederösterreichische Budget! Und dann
diskutieren wir, und hier und nur hier gebe ich Recht, dass es absurd ist, eine
Niederösterreich-Statistik und eine Wien-Statistik zu machen. Die berühmte
Ketzergasse als die große Grenze zwischen Wien und Niederösterreich ist
ziemlich gaga. Hier die Gesamtregion zu sehen, wäre sinnvoll und diese noch
viel zu zaghaften Versuche des Wirtschaftsförderungsfonds, gemeinsame Projekte
zu machen, wo nicht der Kampf um Kommunalabgaben den Standort bestimmt zu
Lasten der Gesamtstruktur. In fünf Jahren sagen Sie dann: "Seht ihr, jetzt
habt's es, jetzt habt's das Chaos."
So sage ich jetzt auch den Wirtschaftskämmerern wie
der Frau Rothauer, wo ich nie verstanden habe, was deren Interesse ist, durch
einen derartigen Straßenbau die Wirtschaft ins Umland zu treiben, ja, zu
treiben, und im Zentralbereich ein Geschäftesterben zu haben, das täglich
sichtbar ist und das durch diese großen Flächen nicht aufgefangen werden kann,
das halte ich für einen ... (GR Gerhard
Pfeiffer: Darum soll die Nordost-Umfahrung in Wien sein!) Bitte? (GR Gerhard Pfeiffer: Darum soll die
Nordost-Umfahrung in Wien sein und nicht außerhalb!) Ich glaube, das macht
jetzt nicht wirklich einen Sinn, Sie da zu überzeugen. Der Irrtum der
Nordost-Umfahrung ist, dass es dort nur Umfahrungsfunktionen hat. Die
Nordostumfahrung wird genau, sollte sie gebaut werden ... Ich nehme jetzt fast
beruhigt zur Kenntnis, dass sie ohnehin auf das Jahr 2021 verschoben worden
ist. Da gibt es ja möglicherweise noch ein paar Regierungen, die eine Spur
schlauer geworden sind.
Aber was wird passieren? - Genau diese
Siedlungsentwicklung im Nordosten der Stadt würde damit forciert werden! Ich
pudel mich jetzt nicht maßlos auf. Ich glaube, dass der Protest gegen diese
Lobauquerung und gegen die Nordostumfahrung insofern Früchte getragen hat, dass
sie rückgereiht wurde. Aber warten wir es durchaus auch ab und darum bin ich so
positiv zu dieser SUP, damit man nur einmal Daten nebeneinander legt, damit man
einmal eine Entscheidungsgrundlage hat, was passiert mit der
Siedlungsentwicklung, wenn man die Straße A oder B baut? Wie sind die
Zusammenhänge? Es ist einfach so, dass Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen der
wichtigste Impuls sind.
Ich sage einmal ein positives Beispiel:
U 3-Verlängerung nach Ottakring. Was war vorher und was hat eine U 3
an Impuls für Siedlungsentwicklung, für Modernisierung in Ottakring gebracht?
Also, was hochrangige Verkehrsinfrastruktur an Wirtschaftsbelebung bringt, das
ist ja nicht nur auf die Straße beschränkt und bezieht sich auf die U-Bahn. Das
gestehe ich auch zu: Eine Mariahilfer Straße als innerstädtisches
Großshopping-Center funktioniert auch nur, weil es quasi die öffentliche
Autobahn, die U 3, dort gibt, die im Minutentakt Tausende Menschen hin-
und wegtransportieren kann. Ohne sie wäre es auch schwierig, Konkurrenz gegen
eine SCS im Süden Wiens zu machen. Hätten wir ein ordentliches Road Pricing,
dann täten wir uns noch leichter.
Ich habe wiederum ein stärkeres Aufstehen der Kammer
vermisst. Anstatt zu sagen, sind wir froh, dass ein ordentliches Road Pricing
kommt, steht der Herr Leitl auf und beschwert sich, wie hoch doch die Tarife
sind. Das nützt der innerstädtischen Wirtschaft sehr.
Punkt 1, der für mich fast der Wichtigste ist:
Konzentration auf die Siedlungsentwicklung im Inneren und Aufhören, vor allem
am Stadtrand im 22. Bezirk, die Siedlungsentwicklung entsprechend
voranzutreiben .
2. Bereich: Wir werden es zwar ohnehin im Gemeinderat
in ein paar Tagen diskutieren, aber ich möchte es heute schon bringen, weil ich
auch vom Planungsstadtrat dazu einmal gerne etwas hören wollte, und das ist das
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