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Gemeinderat, 17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 78 von 145

 

Stillstand herrscht, hat Wien einen Verkehrs-Masterplan entwickelt. Binnen kürzester Zeit hat StR Schicker ein Positionspapier zum Verkehrs-Masterplan präsentiert, in dem nicht nur die Position Wiens zur europäischen und nationalen Verkehrspolitik dargelegt wurde, sondern mit dem Wien auch selbst einen wichtigen Schritt zu einem bundesweiten Generalverkehrsplan gesetzt hat. Das letzte gesamtstädtische Verkehrskonzept stammt, wie Sie wissen, noch aus dem Jahre 1994. Viele der darin enthaltenen Grundsätze gelten zwar noch immer und viele der darin vorgesehenen Maßnahmen sind auch bereits umgesetzt oder befinden sich in Realisierung - ich denke hier an die Parkraumbewirtschaftung, an einen weiteren Ausbau der U-Bahn und der Radwege -, aber es haben sich natürlich seit 1994 die Rahmenbedingungen geändert, sodass auch das Umfeld der Wiener Verkehrspolitik einem dynamischen Wandel unterworfen ist.

 

Mit dem Masterplan Verkehr werden daher auch neue Schwerpunkte und Strategien entwickelt, wobei auch hier die Diskussion nicht nur auf Expertenebene geführt wird, sondern auf einer sehr breiten Ebene, unter Einbeziehung auch der Betroffenen vor Ort im Rahmen einer Vielzahl von öffentlichen Diskussionen und Bürgerversammlungen. Es geht dabei nicht nur, wie eingangs erwähnt, um eine bessere Erreichbarkeit des Wirtschaftsstandorts Wien, sondern natürlich auch um Maßnahmen zur Bewältigung des überregionalen und regionalen Verkehrswachstums und auch um eine Reduktion klimawirksamer Emissionen.

 

In diesem Verkehrs-Masterplan werden daher die Leitlinien und die Ziele der Verkehrspolitik für die Stadt, aber auch für das Umland für die kommenden Jahre erarbeitet und festgelegt. Durch einen weiteren Ausbau von U 1, U 2, U 3 und U 6, von S 80 und S 45, den weiteren Ausbau des Wasserweges und des Radwegenetzes sollen die Wienerinnen und Wiener schneller und noch umweltfreundlicher unterwegs sein können. Angesichts der Tatsache, dass der motorisierte Verkehr mehr als 30 Prozent der CO2-Emissionen verursacht, ist es natürlich auch ein wichtiges Ziel des Klimaschutzprogramms der Stadt Wien, diese Emissionen bis zum Jahr 2010 maßgeblich zu senken, und daher soll auch die sanfte Mobilität in der Stadt gefördert werden. Dies bedeutet einerseits einen Vorrang für den öffentlichen Verkehr, andererseits aber auch für umweltfreundliche Alternativen, die auch gemeinsam mit der Bevölkerung entwickelt werden.

 

Dabei geht es nicht - nur damit ich nicht missverstanden werde! - um Autofeindlichkeit, sondern um einen effizienten und sinnvollen Einsatz des Autos. In Untersuchungen wurde nämlich festgestellt, dass 50 Prozent der Autofahrten in Wien kürzer als 5 Kilometer sind. Solche Wegstrecken sind natürlich das ideale Einsatzgebiet auch für das Fahrrad und daher wurden auch die in den letzten Jahren gesetzten Initiativen für einen weiteren Ausbau des Radwegenetzes von StR Schicker entsprechend verstärkt. In Rekordzeit wurde letztes Jahr der Radweg auf der Zweier-Linie errichtet, sodass jetzt eine durchgehende Radwegverbindung zwischen der Alser Straße und der Mariahilfer Straße vorhanden ist und damit auch ein weiterer Beitrag zur Netzerweiterung geleistet wurde, denn es ist ja ein Ziel, bis zum Jahr 2005 das übergeordnete Radwegenetz zu schließen.

 

Vom Grundsatz her - und damit möchte ich dann das Kapitel Verkehrs-Masterplan abschließen - soll daher ein Höchstmaß an Mobilität sowie die Freiheit bei der Wahl des Verkehrsmittels festgeschrieben werden, unnötiger Verkehr vermieden und notwendiger Verkehr bewältigt werden.

 

Aber die Mobilität in der Stadt selbst ist neu zu organisieren. Dazu gehört auch der Bau von Umfahrungsstraßen sowohl im Süden als auch im Norden, ausreichender Parkraum durch den Bau von 50 000 zusätzlichen Parkplätzen in fünf Jahren, einerseits durch Garagen und Park-and-ride-Anlagen, andererseits aber natürlich auch in Verbindung mit dem Wohnbau. - Kollege Gerstl hat vorhin gemeint, dass manche Garagenprojekte im Jahr 2001 nicht realisiert wurden: Da kann ich nur annehmen, dass sie vorher nicht entsprechend ausführlich geplant worden sind. - Es geht aber auch um den Einsatz intelligenter Verkehrssysteme sowie der Parkraumbewirtschaftung.

 

Im Unterschied zu Kollegen Chorherr halte ich es für einen wichtigen Schritt, dass am 25. Oktober 2001 nach Jahren sehr heftiger Auseinandersetzung und nach einem langwierigen Planungsprozess der Spatenstich für die B 301 erfolgt ist, einerseits weil es für den Südraum Wiens ein wesentlicher Schritt ist, den Durchzugsverkehr durch die Wohngebiete auf eine Umfahrungsstraße abzuleiten, andererseits aber auch deshalb, weil der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur mit der Entwicklung der letzten 30 Jahre in diesem Ballungsraum eigentlich nicht Schritt gehalten hat und wir weiters davon ausgehen können, dass die Anzahl der Betriebsstandorte, der weitere Zuzug von Einwohnern in das Gebiet südlich der Wiener Stadtgrenze auch zu einem weiteren Anstieg des Verkehrsaufkommens führen wird.

 

Es geht aber beim Thema Straße auch um die Gestaltung des Lebensraums Straße, und auch diesbezüglich hat StR Schicker im letzten Jahr zahlreiche Initiativen gesetzt. So erarbeitet die Stadt ein Programm der 50 Plätze und der 50 Straßenzüge, um knappe Freiflächen im Straßenraum für vielfältige Nutzungen zurückzugewinnen und wo mit einem vernünftigen Verkehrsmanagement auch der öffentliche Raum neu gestaltet und attraktiviert werden soll.

 

Bei all diesen Projekten in den Bezirken steht natürlich auch die Kommunikation mit Initiativen, mit der Bevölkerung im Vordergrund, sowohl beim 50-Orte-Programm für die nächsten fünf Jahre, als auch bei der Entwicklung des Masterplans Donaukanal, als auch bei der Erarbeitung eines Programms für die Gürtelzone.

 

Das 50-Orte-Programm beinhaltet einerseits Projekte mit verkehrsorganisatorischen Maßnahmen, Geschäftsstraßen-Initiativen genauso wie städtebauliche Entwicklungen oder Infrastrukturmaßnahmen, gemeinsam mit den Bezirken, wobei es auch um das Erscheinungsbild und die Identität der Stadt mit ihren verschiedenen

 

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