Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 113 von 145
stadt
Wien): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine
Damen und Herren!
Nachdem sich mein ehemaliger Klubobmann so glaubhaft
verteidigt und die Stellung zur Frau dargelegt hat, erspare ich mir jegliche
weitere Erklärung, denn er hat Recht. (GRin
Josefa Tomsik: Dass die ÖVP für Frauen ist!) Er spricht dafür, dass er
Frauen unterstützt und dass wir für Frauen sind. Das gibt es.
Zu den Vereinen, die Sie angesprochen haben auf
Bundesebene, kann ich Ihnen nur sagen, es sind sicher keine Subventionen
gekürzt worden. Es kann nur sein, wenn irgendwelche Unterlagen nicht vorhanden
sind, dass das Geld nicht zur Auszahlung kommt.
Eigenartigerweise war der erste Punkt, zu dem ich
heute sprechen wollte, die Frauenhäuser in Wien. Es ist keine Rede gegen die
Frauenhäuser, denn sie sind gut geführt. Ich muss auch sagen, das vierte Frauenhaus,
das jetzt neu eröffnet wurde, haben wir besichtigt und das ist ganz großartig
renoviert worden. Es ist also für die Kinder, für die Frauen vorgesorgt. Es
gibt auch eine Privatsphäre. Also dagegen gibt es gar nichts zu sagen, außer
der Wunsch, dass dort nicht alles belegt wird und nicht zu viele Frauen dort
seien.
Worauf ich mich bei meiner Rede beziehen möchte, ist
der Tätigkeitsbericht des Kontrollamts über die Frauenhäuser, und zwar von den
Jahren 1997 bis 2000. Es gibt etliche Beanstandungen in diesem Bericht. Ich
muss zugeben, dass uns schon viele Sachen zugesichert wurden, dass diese ab
jetzt anders geführt werden. Das Kontrollamt hat allerdings die finanzielle
Gebarung der Frauenhäuser sehr kritisiert. Es gab keine wirtschaftlichen
Zahlen. Es gab auch keine Zahlen über die Auslastung, über die Plätze, über die
Kosten pro Platz, die Aufenthaltsdauer, keine Bewertung des Einsatzes pro
Mitarbeiter und vor allem keine Qualitätsvorgabe.
Wie schaut es mit der Evaluierung aus? - Am Besten
fragt man nicht danach. Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig, aber sie darf
nicht überhand nehmen. Das Kontrollamt hat festgestellt, dass diese ständig
ausgeweitet wurde und sich inzwischen das für die Betreuung der Frauen vorgesehene
Personal wesentlich mit PR-Arbeit beschäftigt hat. Das kann doch bitte nicht
sein! Eigene Öffentlichkeitsarbeit für Frauenhäuser finde ich überhaupt
sinnlos. Es gibt in Wien Anlaufstellen für Frauen, die von Gewalt bedroht sind,
die miteinander vernetzt sind oder vernetzt sein sollen und die die eigentliche
Öffentlichkeitsarbeit leisten, die nämlich dort, wo es notwendig ist, die
Frauen auch auf den richtigen Ort und auf die richtige Hilfe hinweisen. Eine
eigene Öffentlichkeitsarbeit ist absolut sinnlos.
Das Kontrollamt hat auch angeregt, die Vereine auf Doppelgleisigkeit
der Angebote zu überprüfen. Ich kann Ihnen nur in Aussicht stellen, dass die
ÖVP auf diesen Vorschlag - das ist mehr als ein Vorschlag - bestehen wird.
Ich kann und will auch nicht auf alle Punkte eingehen,
die beanstandet wurden, muss aber feststellen, dass die Frauenhäuser bisher
mehr gefühlsmäßig - das ist eine sehr diplomatische Formulierung - und nicht
einmal ansatzweise wirtschaftlich geführt werden. Seit September 2001 gibt es
allerdings eine neue Geschäftsführerin. Ich muss sagen, ich traue es dieser
Frau zu, einen Verein in dieser Größenordnung wieder in Ordnung zu bringen. Was
ich persönlich allerdings nicht verstehe, ist, dass die MA 57, die diese
Schwierigkeiten gewusst hat, das die Aufgaben übernommen hat, die eigentlich
die MA 57 überfordert haben und nicht schon längst darauf hingedrängt hat,
einen Wechsel in der Geschäftsführung herbeizuführen. Ich meine, es ist nicht
Aufgabe der MA 57, aber es ist sicher Aufgabe der Stadträtin, hier ordnend
einzugreifen. Auf die neue Geschäftsführerin wartet also viel Arbeit, sicher
auch eine Änderung der Betriebsvereinbarung, denn die Gehaltszusagen, die den
Mitarbeiterinnen in diesen Frauenhäusern zugesagt worden sind, sind so, dass
andere Mitarbeiter von sozialen Vereinen, die Subventionen von der Gemeinde
Wien haben, eigentlich nur davon träumen können.
Nun komme ich zu einem anderen Thema, über das ich
hier eigentlich gar nicht mehr sprechen wollte, und zwar zum Kindergeld. Ich
komme deshalb darauf zurück, weil es bei den Sozialdemokraten im Bund eine
Sinnesänderung gibt. Das war nicht zu erwarten, aber Ihr Vorsitzender
Gusenbauer hat sich für einen Zickzackkurs, den ich in diesem Fall nur
befürworten kann, entschieden. Das Zick war, Sie sind gegen das Kindergeld, das
Zack ist jetzt, Sie sind für das Kindergeld. Ich muss sagen, er hat sehr viel
Mut bei den Frauen bewiesen, denn die Frauenministerin Prammer hat
festgestellt, wer nicht versichert wird, wer nicht gearbeitet hat, hat kein Karenzgeld
und daher auch keinen Anspruch auf das Kindergeld. Ich weiß zwar nicht aus
welchem Grund diese Sinnesänderung herbeigeführt wurde, aber ich kann nur
sagen, Gott sei Dank ist es so. Es hat lange gedauert, aber es ist eine gute
Sache, dass Sie sich dafür entscheiden. Ich bin nur darauf gespannt, wie die
Sozialdemokraten diesen Kurs in Wien ändern werden, da sie nach wie vor
behaupten, das Kindergeld hindert die Frau an der Karriere. Aber ich muss
sagen, Ihr Gusenbauer dürfte erkannt haben, dass das ein Meilenstein in der
Frauen- und Familienpolitik ist. Darüber freuen wir uns wirklich. (Beifall bei der ÖVP.)
Noch einmal, er ist ein ganz besonders interessanter Mann
für mich. Der Herr Vorsitzende Gusenbauer ist nicht nur gegen das Kindergeld,
sondern er hat auch gewisse Vorschläge. Und zwar ist er dafür, dass der
Kündigungsschutz von 24 auf 36 Monate ausgedehnt wird, dass es einen
Anspruch auf Teilzeitarbeit für Frauen gibt und außerdem nach dem
6. Lebensjahr des Kindes ein Recht auf den Wiedereintritt zur Vollbeschäftigung.
Es hat sich da wirklich ein großer Sinnesumschwung ergeben, muss ich Ihnen sagen.
Es ist aber unbestritten, dass ein generelles Recht auf Teilzeitarbeit die
Frauen vom Arbeitsmarkt verdrängt und Teilzeitarbeit können die Frauen bereits
ausüben, denn sie können bis zu 200 000 S im Jahr dazuverdienen.
Außerdem ist es der SPÖ augenscheinlich nicht bekannt, dass junge Mütter
bereits jetzt das Recht auf Teilzeitkarenz bis zum
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