Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 125 von 145
In der letzten Geriatriekommission wurde mir auf dieses
Argument damit begegnet, dass die Sozialdemokratische Fraktion gemeint hat, man
kann doch nicht alle absiedeln, man kann doch nicht alles auf einmal
renovieren. Von "alles auf einmal" ist ja gar nicht die Rede, aber
von einer gewissen Beschleunigung der Prozesse.
Ich habe mich erkundigt. Im GZW sind Pavillons, wo
schon Bettenschließungen vorgenommen wurden, zum Teil in besserem Zustand als
diejenigen, wo jetzt die Bewohner und Bewohnerinnen untergebracht sind. Frau
Staudinger, auch wenn Sie den Kopf schütteln, das sagen mir Leute, die dort
arbeiten. Man könnte die vorübergehend wieder aktivieren und inzwischen die
anderen pfundig herrichten. Es passiert nichts von alledem, die Schritte, die
gemacht werden, sind viel zu langsam. Da wird noch viel Wasser die Donau
hinunterfließen, bis die Menschen in den öffentlichen Pflegeheimen der Gemeinde
Wien so untergebracht sind, wie sie es verdienen, nämlich mit Respekt, mit
ordentlichen Einrichtungen und mit Rechten, auf die sie Anspruch haben.
Der dritte Bereich, von dem ich sprechen möchte, der
nicht erledigt wurde im Sinne einer ordentlichen, durchsichtigen, nachvollziehbaren
Gebarung, ist die Betreuung zu Hause, die Betreuung zu Hause, dort, wo Menschen
- und das ist gut so - so lange wie möglich in ihrem eigenen Umfeld bleiben und
eben Pflege nur so weit beanspruchen, wie sie auch notwendig ist, damit sie in
ihrer gewohnten Umgebung so selbstständig wie möglich weiterleben können.
Ich habe
eine Anfrage gestellt an die Frau Stadträtin, um einmal genaue Auskünfte zu
kriegen, welche Details, welche Zahlen sich hinter den sehr komplexen und
komplizierten Leistungsverträgen, die die Gemeinde Wien mit den Anbietern und
Organisationen abgeschlossen hat, verbergen, welche Fakten. Und was mich sehr
gewundert hat, ist, was wir schon geahnt haben, nämlich das Faktum, dass nicht
jeder Mensch, der Bediensteter ist in diesem Bereich, jede Heimhilfe und damit
auch jeder gepflegte Mensch der Frau Stadträtin gleich viel wert wäre. Das
Gegenteil ist wahr. Wir haben es jetzt auf Weißschwarz auf weiß, dass die
Heimhilfen, die im ambulanten Bereich tätig sind, von der einen Organisation
mit 257 S refundiert werden und von einer anderen Organisation mit
329 S.
Die
Argumente, die ich höre zu diesem Preisunterschied, überzeugen mich wirklich
nicht. Erstens bin ich der Meinung, dass Heimhilfen, Pflegehelferinnen,
diplomierte Schwestern und alle die, die in diesem Bereich arbeiten,
ordentlich, angemessen entlohnt werden sollen. Das ist eine sehr, sehr schwere
Arbeit, eine Arbeit, die viel Verantwortung abfordert und die viel
Eigenständigkeit braucht, denn die Menschen sind alleingestellt mit ihren
Pflegebedürftigen und müssen vor Ort entscheiden, was zu tun ist. Sie machen -
vor allem die Heimhilfen - oft die schmutzige Arbeit, für die sich viele andere
zu gut sind. Und dafür sollten sie auch ordentlich bezahlt werden.
Aber warum
kriegt man bei der einen Einrichtung für eine Heimhilfe einen anderen Betrag
refundiert als bei der anderen? - Da wurde mir mitgeteilt, die einen haben halt
Personal, das schon zehn Dienstjahre oder mehr hat, und da muss man
10 Prozent mehr bezahlen für die Heimhilfe. Das ist gut und richtig, und
Leute, die länger im Beruf sind, sollen auch mehr verdienen. Allerdings deckt
das nie die Differenzen ab und nie die Gesamtsumme, um die es hier geht.
Ein anderes Argument war, dass ja die einen Miete
zahlen müssen für ihre Einrichtungen und die anderen nicht. Auch das imponiert
mir nicht, denn die Miete kann sich nicht in so einem Maße zu Buche schlagen,
dass solche Unterschiede gerechtfertigt wären. Das Prinzip, gleicher Preis für
gleiche Leistung, sollte doch der Stadtregierung in diesem Bereich ein Anliegen
sein, denn es ist nicht einzusehen, dass sich hier Organisationen
Unterschiedliches heraushandeln.
In dieser Anfrage, die sehr dick ist in ihrer
Beantwortung, das ist ein kleineres Telefonbuch, habe ich auch nachgefragt,
welche Overheadkosten und welche Personalkosten für die einzelnen
Organisationen entstehen. Ich wollte eine Darstellung und Aufteilung dieser
Kosten.
Ich habe sehr umfangreiche Tabellen zurückbekommen,
die durchaus interessant zu lesen sind, aber lapidar steht in der Beantwortung
bezüglich der Overheadkosten und der Personalkosten: Die Unterlage basiert auf
den Vereins- beziehungsweise Organisationskosten und ist nicht deckungsgleich
mit den von der MA 47 anerkannten Kosten. - Na super! Da habe ich jetzt viele Zahlen, die sind von den
Organisationen, die sind mir offiziell übergeben worden, sie stellen aber nicht
das dar, was die MA 47 den Organisationen bezahlt. Nicht, dass es mich
nicht auch interessiert, welche Overheadkosten die Organisationen für sich
selber veranschlagen. Auch eine interessante Information. Aber es ist doch viel
wichtiger zu wissen, was davon die Gemeinde Wien tatsächlich bezahlt.
Die Tatsache, dass sich in diesem umfangreichen und
beeindruckenden Schriftwerk diese Zahlen nicht finden, lässt doch einige
Rückschlüsse zu und wird bestimmt zu Nachfragen meinerseits führen.
Wir haben uns die Mühe gemacht, nachzurechnen, was da
für Overheads so anfällt - Organisationsaufwand, zentrale Verwaltung, andere
Overheadkosten -, und sind draufgekommen, dass es Organisationen gibt, die
dafür 91 S verrechnen und andere 258 S. Wenn ich jetzt sage
"verrechne", heißt das noch nicht, dass sie das auch kriegen von der
MA 47, das wissen wir ja leider nicht. Aber es fällt schon auf, dass die
Organisation, die die stolze Overheadsumme von 258 S verrechnet - was ja
durchaus mehr als das Doppelte von 91 S ist -, akkurat jener Verein
"Wiener Hauskrankenpflege" ist, der Anlass für eine Untersuchung des
Kontrollamts eben wegen Overheadkosten geworden ist.
Sie erinnern sich vielleicht, dass Frau StRin Pittermann das
Kontrollamt beauftragt hat, weil in diesem Verein das Fahrzeug, das dazu da
sein sollte, weil es ein Dienstwagen der Organisation ist, für die Tätigkeit
des Personals und der Organisation da zu sein, schon mal nach Australien
verschifft wurde, und dort hat die
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